Am 16. Juli 1050 wurde in „Norenberc“ die Freilassung der Leibeigenen Sigena beurkundet. Das Datum dieser ersten schriftlichen Erwähnung Nürnbergs gilt als Stadtgründungstag. Im Mittelalter wurde Nürnberg zu dem Ort bestimmt, in dem jeder neu gewählte deutsche König seinen ersten Reichstag abzuhalten hatte und in dem die Herrschaftsinsignien aufbewahrt wurden.
Ihre wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte die Stadt, deren Rat von führenden Handels- und Kaufmannsfamilien dominiert wurde, im ausgehenden 15. und beginnenden 16. Jahrhundert. Weltberühmte Künstler wie Albrecht Dürer und Veit Stoß, Humanisten wie Willibald Pirckheimer und Wissenschaftler wie der Astronom Johannes Regiomontanus lebten und wirkten in der Stadt.
Im 19. Jahrhundert sorgte der Nürnberger Unternehmergeist für einen erneuten Aufschwung: Zum Symbol des bayerischen Industriezentrums wurde 1835 die erste deutsche Eisenbahnfahrt zwischen Nürnberg und Fürth.
Im 20. Jahrhundert missbrauchten die Nationalsozialisten die Stadt für ihre Ziele. Adolf Hitler machte Nürnberg zur „Stadt der Reichsparteitage“, hier wurden die menschenverachtenden Rassengesetze erlassen, und hier standen die Hauptkriegsverbrecher des NS-Terrorregimes in den „Nürnberger Prozessen“ vor dem internationalen Militärtribunal.
Die im Zweiten Weltkrieg schwer von Bomben zerstörte Stadt zeigt sich heute als gelungene Verbindung von lebendiger Vergangenheit und moderner Gegenwart.
Freie Reichsstadt Nürnberg
In der frühen Neuzeit erlebte Nürnberg einen enormen Aufschwung. Handwerk und Handel florierten im 15. und 16. Jahrhundert, Wissenschaft und Kunst blühten auf. Durch Handel reich gewordene Familien, die „Patrizier“, dominierten den Rat der Stadt, der Kaiser Sigismund 1424 „für ewige Zeiten“ die Reichskleinodien anvertraut hatte.
Unterhalb der Kaiserburg hatte das Künstlergenie Albrecht Dürer, der bekannteste Sohn der Stadt, seine Heim- und Werkstatt. Dürers Werke fanden ebenso wie die des Bildschnitzers Veit Stoß oder des Bildhauers Adam Kraft hohe Anerkennung.
Die Stadt zeigte sich in vielen Bereichen innovativ: In Nürnberg wurde das erste Papier nördlich der Alpen produziert und die Klarinette erfunden. Die früheste erhaltene Darstellung der Welt als Globus stammt von Martin Behaim, Peter Henlein erfand die Taschenuhr – beide Männer waren Nürnberger. Astronomische Geräte, Navigationsinstrumente und Landkarten aus der Freien Reichsstadt waren führend auf dem Weltmarkt. Der Astronom und Mathematiker Regiomontanus rühmte Nürnbergs Lage mitten in Europa („quasi centrum europae“).
Vor allem durch Willibald Pirckheimer ist der Name Nürnberg eng mit dem Humanismus in Deutschland verknüpft. Die Aufgeschlossenheit für neue geistige Strömungen führte 1525 zur Einführung der Reformation. Im nahe gelegenen Altdorf eröffnete der Nürnberger Rat 1575 die „publica et trivialis schola“, die 1623 zur Universität der Reichsstadt Nürnberg wurde.
Industrielles Zeitalter
Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges erschöpften die Finanzkraft Nürnbergs. 1806 wurde die Reichsstadt mit mittlerweile nur noch 25 000 Einwohnern dem Königreich Bayern zugesprochen. Diese Eingliederung in ein größeres Staatswesen und der Unternehmergeist des Bürgertums führten zu einem neuen wirtschaftlichen Aufstieg. Ein Symbol dafür ist der „Adler“: 1835 fuhr die in England gefertigte Lokomotive von Nürnberg nach Fürth und nahm damit als erste Eisenbahn Deutschlands ihren Betrieb auf.
Die Bleistift- und Spielzeugfabrikation sowie die Metallverarbeitung prosperierten. Unternehmerpersönlichkeiten wie Theodor von Cramer-Klett (Gründer der MAN) und Sigmund Schuckert (Siemens-Schuckert) prägten das Wirtschaftsleben in der Stadt.
Südlich der Bahnlinie entstanden große Industriegebiete und Wohnsiedlungen, die Einwohnerzahl überschritt 1881 die 100 000. Das „rote“ Nürnberg war die größte Industriestadt Süddeutschlands und eine Hochburg der Arbeiterbewegung.
NS-Zeit
Die Nationalsozialisten nutzten das historische Erbe „des Deutschen Reiches Schatzkästlein“ und veranstalteten ab 1927 ihre Parteitage in Nürnberg. Adolf Hitler bestimmte die Stadt nach der „Machtergreifung“ zur „Stadt der Reichsparteitage“. Nach Plänen von Albert Speer entstanden Monumentalbauten in dem im Südosten der Stadt gelegenen Volkspark Dutzendteich. Die historischen Relikte zeugen bis heute vom Größenwahn der Machthaber im „Dritten Reich“. „Frankenführer“ Julius Streicher verbreitete von Nürnberg aus seine antisemitischen Hetzparolen. 1935 wurden hier die menschenverachtenden „Rassengesetze“ der Nazis verkündet. Der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 fielen hier mehr Menschen zum Opfer als anderswo: 26 Juden hätten die „Reichskristallnacht“ nicht überlebt, rühmte sich Nazi-Oberbürgermeister Willy Liebel.
Auch bei der „Arisierung jüdischen Vermögens“ erlangte Nürnberg eine traurige Ausnahmestellung: Über 150 Betriebe und etwa 570 Grundstücke wechselten bei der erzwungenen Veräußerung jüdischen Eigentums die Besitzer. Auch Nürnberg war Zwischenstation beim fabrikmäßig organisierten Völkermord an Juden und anderen Minderheiten. Der Bahnhof Märzfeld war im Zweiten Weltkrieg für 2000 Juden aus Franken der Ausgangspunkt für den Transport in die Vernichtungslager. Die zwei größten Deportationen erfolgten am 29. November 1941 in das KZ Jungfernhof bei Riga und am 24. März 1942 nach Izbica bei Lublin mit jeweils rund 1000 Menschen. 2373 namentlich bekannte Nürnberger und Nürnbergrinnen fielen dem Holocaust zum Opfer.
Im Januar 1945 fiel die Stadt in Schutt und Asche. Vom Bombenhagel fast unzerstört blieb das Gerichtsgebäude mit angeschlossenem Gefängnistrakt. So wurde die Stadt zum geeigneten Ort für die juristische Aufarbeitung der NS-Zeit. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs fanden hier die „Nürnberger Prozesse“ statt: Vor einem Internationalen Militärtribunal hatten sich ab 20. November 1945 die Hauptkriegsverbrecher unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verbrechen gegen den Frieden zu verantworten. Dies geschah auf der Basis der „Nuremberg Principles“, die die Grundlage für ein neues Völkerrecht und die strafrechtliche Verfolgung von Menschenrechtsverletzungen schufen: Erstmals wurden die Verantwortlichen für Krieg und millionenfaches Leid persönlich zur Verantwortung gezogen. In zwölf Nachfolgeprozessen wurde zwischen 1946 und 1949 gegen weitere NS-Größen und ihre Helfer verhandelt, darunter Ärzte, Juristen und führende Unternehmer.
Der Wiederaufbau der Stadt erfolgte in behutsamer Synthese aus Alt und Neu unter weitgehender Beibehaltung der alten Straßenzüge und Grundrisse. Bedeutende Bauten wie die Kaiserburg, die Kirchen St. Lorenz und St. Sebald, die Frauenkirche und das Rathaus stehen heute wieder in ihrer alten Gestalt. Außerhalb der Altstadt wuchsen neue Wohnviertel empor. In der modernen Metropole von heute ist die Geschichte Nürnbergs im Stadtbild sichtbar geblieben.
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