Fast Fashion unter der Lupe: Unter diesem Motto nahmen mehr als 300 Nürnberger Schülerinnen und Schüler an dem Programm „Global Learning 2025: Kleidung mit Köpfchen“ im Caritas-Pirckheimer-Haus teil. Dort setzten sich die Jugendlichen intensiv mit den Hintergründen der globalen Modeindustrie auseinander. Die beim Referat für Umwelt und Gesundheit angesiedelte Nürnberger Fairtrade Steuerungsgruppe organisierte die Veranstaltung zu fairer Mode am Mittwoch, 26. Februar 2025, für Schülerinnen und Schüler ab der achten Jahrgangsstufe.
Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, stellt fest: „Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit gehen Hand in Hand – das wurde bei dieser Veranstaltung einmal mehr deutlich. Die Nürnberger Fairtrade Steuerungsgruppe leistet hier wichtige Aufklärungs- und Bildungsarbeit und bringt die junge Generation mit Expertinnen und Experten der Textilbranche zusammen.“
Das Programm begann mit einem Panel im Großen Saal, bei dem renommierte Expertinnen und Experten ihre Perspektiven teilten. Maik Pflaum von der Romero Initiative begann mit einem globalen Blick auf die Textilbranche. Seine Forderung lautete: „just fashion statt fast fashion“, also Textilien, die unter gerechten Bedingungen hergestellt wurden anstelle von Billigware.
Ein besonderer Gast war Amirul Haque Amin, der live aus Südostasien zugeschaltet war. Der Gewerkschafter der Textilindustrie aus Bangladesch ist Menschenrechtspreisträger der Stadt Nürnberg von 2015. Dr. Jürgen Bergmann, Mission EineWelt, und Britta Walthelm interviewten Amin zur Situation der Textilbranche in Bangladesch und zur aktuellen Gewerkschaftsarbeit. Die Arbeitsbedingungen sind weiterhin dramatisch: Von einem Monatslohn von rund 100 US-Dollar kann dort kein Mensch ordentlich leben, denn Wohnung, Gesundheit, Schule und Kinderbetreuung müssen damit finanziert werden. Amin berichtete von getrennten Familien oder tagsüber eingesperrten und allein gelassenen Kindern. Er erinnerte auch an das Unglück von Rana Plaza im Jahr 2013, bei dem mehr als 1 100 Textilarbeiterinnen und -arbeiter starben. Nachdrücklich wandte er sich an die junge Generation in Deutschland, die mit ihren Kaufentscheidungen beeinflusst, wie die Arbeitsbedingungen in der Textilbranche sind: „Jede und jeder kann aktiv etwas zu Verbesserungen beitragen.“ Und: „Immerhin konnten wir einen Ruhetag pro Woche erstreiten und auch eine erste Lohnanpassung erreichen“, so Amin, „leider reicht das noch lange nicht.“
Bernd Hausmann, Gründer der nachhaltigen Modekette glore diskutierte mit Dr. Jürgen Bergmann über „gerechte“ Kleidung, Kriterien beim Einkauf, Lieferketten und Handlungsoptionen für Verbraucherinnen und Verbraucher. „Wir entscheiden mit unserem Konsum selbst, wie unsere Kleidung hergestellt wird und wie es den Arbeiterinnen und Arbeitern geht“, fasst Bergmann die Diskussion zusammen. Und Hausmann ergänzt: „Bei fair hergestellten Kleidungsstücken kann ich die gesamte Lieferkette nachweisen. Über QR-Codes finde ich die Herstellungsfirma problemlos heraus. Transparenz in der Lieferkette ist also möglich.“
In anschließenden Workshops und Führungen konnten die Teilnehmenden ihr Wissen vertiefen. Angebote wie „Frauen – Mode – Selbstbestimmung“, „Mode nachhaltig produzieren“ und „Textilrecycling heute“ boten praxisnahe Einblicke und luden zur aktiven Mitgestaltung ein. Ein besonderes Highlight waren die Kleidertausch-Ecke und die Heißpress-Aktion von Gentle Machine. Hier konnten die Schülerinnen und Schüler gebrauchte Kleidung tauschen, aufwerten und so den nachhaltigen Umgang mit Mode direkt erleben. Eine inhaltlich betreute Secondhand-Ausstellung von Vintys zeigte, wie Mode aus zweiter Hand gestylt werden kann, und bot den jungen Teilnehmenden zusätzliche Inspiration.
„Die Resonanz auf unser Veranstaltungskonzept zeigt das hohe Interesse junger Menschen an den Themen Mode und Fairer Handel“, betonte Kerstin Stübs, Mitglied der Nürnberger Fairtrade-Steuerungsgruppe und Mitarbeiterin des städtischen Referats für Umwelt und Gesundheit. „Es ist ermutigend zu sehen, wie engagiert die Schülerinnen und Schüler sich mit den Herausforderungen der Modeindustrie auseinandersetzen und nach Lösungen suchen.“
„Das war toll, richtig spannend, wir haben viel Neues erfahren und kennengelernt“, so die spontane Rückmeldung eines Schülers. Grund genug für die Steuerungsgruppe eine ähnliche Veranstaltung in zwei Jahren wieder ins Auge zu fassen. Dann kommen vielleicht auch die Schulen zum Zug, die dieses Mal wegen der hohen Nachfrage nicht berücksichtigt werden konnten.
Die Veranstaltung wurde von der Nürnberger Fairtrade Steuerungsgruppe organisiert. Dahinter verbirgt sich eine Initiative aus den Weltläden „Fenster zur Welt“ und „Lorenzer Laden“, Mission EineWelt, Bluepingu e. V. und dem Agenda 21 Büro des Referats für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg. per