In der Veranstaltungsreihe „Über Kunst streiten“ des Bildungszentrums Nürnberg (BZ) beleuchten die Teilnehmenden – angereichert durch die Expertise von Kunstschaffenden und Kunsthistorikerinnen und -historikern – provokante Thesen zu Kunstwerken. Beim kommenden Termin am Freitag, 29. September 2023, im BZ-Seminargebäude am Gewerbemuseumsplatz 2 geht es von 18 bis 19.30 Uhrbeispielsweise um die Frage, warum sich viele Unternehmer und Politiker auf Porträtfotografien vor großformatigen Werken moderner Kunst präsentieren. Weitere Termine finden im Oktober statt, teils im Seminarraum, teils direkt vor den Exponaten. Die Teilnahme kostet 8 Euro pro Veranstaltung. Eine Voranmeldung zu den einzelnen Terminen ist über bz.nuernberg.de erforderlich.
Kunst als Katalysator der gesellschaftlichen Hierarchien?
Im nächsten Termin am Freitag, 29. September, von 18 bis 19.30 Uhr (Kursnummer 36012) geht es um die Beobachtung des Kunsthistorikers Wolfgang Ullrich, dass Unternehmer und Politiker sich auf Porträtfotografien gerne vor großformatigen Werken moderner Kunst präsentieren. In seinem Buch „Mit dem Rücken zur Kunst. Die neuen Statussymbole der Macht“ von 2001 beschreibt Ullrich dieses Phänomen als eine noch relativ junge Form der Repräsentation von Macht. Als bedeutsam sieht er hierbei die Konnotation der modernen Kunst als „schwierig“ und „unzugänglich“. Wer sich vor solchen Werken in Szene setzt, signalisiere nicht nur Modernität, sondern auch intellektuelle Kompetenz und Durchsetzungskraft. Was aber bedeutet dies für die Kunst und ihren Anspruch auf Autonomie und Subversivität? Diese und andere Fragen wird der Kunsthistoriker Dr. Michael Overdick mit den Teilnehmenden der Veranstaltung im BZ-Seminargebäude am Gewerbemuseumsplatz 2 diskutieren.
Kunst und politische Propaganda
Am Freitag, 6. Oktober, von 18 bis 19.30 Uhr (Kursnummer 36014) steht die Frage im Mittelpunkt, ob Bildende Kunst in der Zeit des Nationalsozialismus als Mittel der Propaganda funktioniert hat. Wie verhielt es sich mit der Wirkung offizieller, anerkannter nationalsozialistischer Staatskunst, mit Werken, die in Ausstellungen und Museen gezeigt, von Hitler, Speer, Goebbels und anderen begierig aufgekauft wurden? Konnte Erich Merckers Monumentalgemälde einer „Großbaustelle“ Kriegspropaganda betreiben? War Arthur Kampfs „Die Wehrmacht schützt den Frieden des Landes“ wirklich ernst gemeint? Gemeinsam mit Kunsthistoriker Andreas Puchta diskutieren die Teilnehmenden diese Fragen im BZ-Seminargebäude am Gewerbemuseumsplatz 2.
Rassistische Objekte in Museen
Ob antisemitische Karikaturen, koloniales Raubgut oder rassistische Spielzeugfiguren – Objekte aus Gewaltkontexten gibt es in jedem Museum. Seit einigen Jahren sind sich viele Institutionen der Problematik bewusst und streben einen reflektierten Umgang mit rassistisch geprägten Exponaten an. Doch welcher ist der richtige Weg? Mascha Eckert, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Spielzeugmuseum Nürnberg, hat sich diese Fragen im Rahmen der Sonderausstellung „Spielzeug und Rassismus – Perspektiven, die unter die Haut gehen“ gestellt, berichtet von ihrem Projekt und möchte in den aktiven Dialog treten. Die Veranstaltung (Kursnummer 36016) findet am Freitag, 27. Oktober, von 18 bis 19.30 Uhr im 1. Stock des Spielzeugmuseums Nürnberg in der Ausstellung „Spielzeug und Rassismus“ statt. Das Museum ist barrierefrei.
Über die Reihe
Streiten kann sinnvoll sein, denn eine faire, zugewandte Auseinandersetzung gibt einer demokratischen Gemeinschaft die Chance, am Ende wiederum Verständnis und Annäherungen zu ermöglichen. Die Kunst gibt jede Menge Anlass zum Streiten. Sie soll nicht dienen, sondern frei sein, und sie muss nicht gefallen. Doch wo verlaufen hinsichtlich dieser theoretischen Ethik die Grenzen in der Realität? Durch die Auseinandersetzung mit verschiedenen Standpunkten möchte diese Reihe – ganz im Sinne einer pluralistischen Gesellschaft – an den eigentlichen Kern einer künstlerischen Auseinandersetzung mit gesellschaftspolitischen Themen vordringen.
Alle Termine der Reihe „Über Kunst streiten“ sind auf bz.nuernberg.de unter der Kursnummer 36010 zu finden. Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch das Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus. jos