Wir stellen unsere Kümmerer vor: Im Gespräch mit Sabina Ansorge-Buza
Im Gespräch mit Sabina Ansorge-Buza
Sabina Ansorge-Buza ist seit 30 Jahren in Nürnberg Zuhause, gebürtige Bosnierin und unser jüngstes Mitglied im Kümmererkreis des CSR-Nürnberg und einer wahrer Zugewinn! Sie ist neugierig, mutig und für neue Themen offen – diese Eigenschaften führten sie auch zu uns. Als Innovationsmanagerin und Betriebswirtin war sie zuletzt als Organisationsentwicklerin beim Verlag Nürnberger Presse tätig. Sie ist kontaktstark und motiviert ihr Umfeld mit ihrer kreativen Energie, ihrem erfrischenden innovativen Geist und ihren ausgeprägten kommunikativen Fähigkeiten.
Warum engagierst Du dich gerade im Kümmererkreis des CSR-Nürnberg?
Meine Erfahrungen und meine Vita treiben mich an, ganzheitlich zu denken und zu handeln. So sehe ich persönlich sehr viel Potenzial im Corporate Social Responsibility (CSR). Während in den 90-ern CSR ein Trendthema war und sich viele Unternehmen damit eher »geschminkt« haben, besteht heute die Chance, wahrhaft die soziale Verantwortung in die eigene Unternehmens-DNA zu verankern. Corporate Social Responsibility ist für mich eine innere Haltung, die weit über das Wirtschaftliche oder das Soziale hinausgeht. Vielleicht haben Unternehmen heute die Reife, die Potenziale einer holistischen nachhaltigen Haltung zu erkennen. Falls ja, motiviert mich das mitzumachen.
Wenn Du ein Unternehmen wärst; welches wärst du gerne und warum?
Ich wäre gerne »Einhorn-Kondome« oder »Vaude«.
Einhorn-Kondome, weil die Mitarbeiter als Unternehmenszweck unter anderem verankert haben, dass 40 Prozent des Gewinns in den Erhalt und Pflege von Malayischen Kautschukplantagen investiert werden. Darüber hinaus haben sie es geschafft mit Geschichten und Emotionen in einen scheinbar bereits verteilten und besetzten Markt Fuß zu fassen. Amüsant und urkomisch sind die Videos oder Stories, die sie in sozialen Medien verbreiten. Es macht mir Spaß, sie anzuschauen und mich dabei vor Lachen zu winden.
Das zweite Unternehmen, Vaude, finde ich deshalb toll, weil es von einer Frau im Sinne der Gemeinwohlökonomie geleitet wird. Der größte Teil der Angestellten sind Frauen und Teilzeitkräfte zugleich. Wunderbar ist es, von der Inhaberin zu hören, dass diese Art der Organisationsgestaltung zwar mehr Koordination erfordert und mehr kostet - jedoch möglich ist. Möglich für die Menschen und deren unterschiedliche Lebenssituationen. Dieses »Mindset« ist für mich zukunftsweisend und ich wünsche mir, dass es mehr Nachahmer findet. Zudem ist das Unternehmen ganz vorne dabei, um die Produktion ihrer Produkte so nachhaltig wie nur möglich zu gestalten.
Beide Unternehmen sind großartige und inspirierende Vorbilder, wie Unternehmertum gedacht und umgesetzt werden kann. Interessant ist, dass diese Unternehmen ihre CSR nicht betonen müssen, denn die Haltung ist bereits in deren DNA verankert – das finde ich brillant.
Wie motivierst du dich, wenn es einmal nicht so gut läuft?
Ehrlich gesagt, ich schaue bosnische Sketsche und in der Familie erzählen wir uns bosnische Witze. Hier lache ich dann am liebsten gemeinsam mit jemanden, der das auch versteht bzw. diese Art des Humors fühlt. Das ist eine sehr, sehr wirksame Art, trübe Tage oder Gedanken zu verscheuchen. Alternativ krabbele ich auf meine Yogamatte und meditiere oder mache Sport.
Welches Buch hast Du zuletzt gelesen?
Es waren einige Bücher; Nennen möchte ich »Herkunft« von Sasa Stanisic, für mich ein sehr wichtiges Buch, denn es beschreibt auch das Thema „Emigration“ auf eine mir sehr nahe und bekannte Art. Der Autor stammt genauso wie ich aus Bosnien. Sehr schön an diesem Buch ist, dass ich es zweimal geschenkt bekommen habe. Das erste Exemplar schenkte mir eine Frau, die ich zwar nur ein gutes Jahr kannte, wir aber intensiv zusammengearbeitet haben. Das zweite Exemplar gab mir meine langjährige, sehr gute Freundin und Lebensbegleiterin. Bis jetzt habe ich es aber nur einmal gelesen
Passend zum aktuellen Thema „Rassismus“ ist das Buch „Sprache und Sein“ von Kübra Gümüsay. Toll geschrieben und immer wieder schön erklärt, wie enorm „kleine“ rassistische Haltungen wirken – vor allem, wenn sie nie abgelegt werden. Absolut empfehlenswert. Oft verbinde ich meine Lektüre mit Ländern in die ich reise, so waren wir Weihnachten 2019 in Israel unterwegs und ich habe etwas Unterhaltsames von Dror Mishani gelesen - „Drei“, auch gut.
Was tust du gerne und was beflügelt dich?
Ich treffe sehr gerne Menschen und tausche mich mit ihnen aus. Ich lese auch gerne und am liebsten reise ich. Das Reisen stillt meine Sehnsucht nach Abenteuer und Frieden. Durch das Reisen habe ich das Gefühl, allen Menschen dieser Erde verbundener zu sein. Das Reisen gibt mir die Möglichkeit die Weltzusammenhänge besser zu verstehen. Es war mir immer sehr wichtig, mir mein eigenes Bild von der Welt zu machen - gerade weil die sozialen Unterschiede, die wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten und politischen Prinzipien so anders sind. Meine Reisen wirken auch nach, d.h. es gibt Ereignisse, die vor Jahren passiert sind und heute noch (nach) wirken. Zum Beispiel habe ich mich 2005 das erste Mal im Leben als weißer Europäer in Afrika geschämt. Das hält bis heute an bzw. wird tiefgründiger.
Pauschalreisen, Sicherheit, Luxus und Annehmlichkeiten sind nicht in meinem Repertoire. Grundsätzlich reise ich neugierig, offen und flexibel. So begegnet mir die Welt auf eine sehr, sehr schöne, warme und angenehme Art und Weise. Meine Reisen plane ich selber. Zu Beginn gibt es einen Transfer und maximal ein oder zwei Nächte vorgebuchtes Hotel. Alles andere ist offen. Es ist eine schöne Übung, sich immer wieder aufs Neue einzustellen. Und mit der Zeit merke ich, wie vertrauensvoll ich mich durch unsere Welt bewege. Vor allem, wenn ich in schwierigen Situationen nicht gleich in Panik gerate, so denke ich z.B. an eine Begegnung mit dem jordanischen Militär mitternachts am Berg Nebo mitten drin an der Front mit Raketenwerfern und scharfer Munition…
Welche Vision hast Du für das CSR Netzwerk in Nürnberg?
»Global denken, lokal handeln«. Auf den ersten Blick scheint es zu wenig. Alle wollen es machen, keiner setzt es wirklich um, nicht zuletzt der Verbraucher. Dennoch bleibe ich dabei und betone diese Vision mehr denn je.