Der Zwinger am Spittlertorgraben befindet sich an der westlichen Stadtmauer. Er ist ein geschützter Bereich, der durch drei Tore zugänglich ist. Die Tore sind nur tagsüber, in der Zeit von 8 Uhr bis 20 Uhr, von Anfang April bis Ende Oktober geöffnet. Diese Regelung hat sich bei anderen Grünanlagen im Bereich der Stadtmauer als gute Vorbeugung gegen Vandalismus bewährt. Er erstreckt sich südlich des Turms der Sinne bis zum Fürther Tor. Das Nürnberger Bündnis für Biodiversität, ein Zusammenschluss zahlreicher ehrenamtlicher Organisationen, sowie staatlicher und städtischer Einrichtungen, möchte am Beispiel dieses Zwingerabschnitts exemplarisch zeigen, wie eine Grünfläche in Richtung biologischer Vielfalt aufgewertet werden kann und dabei gleichzeitig die Aspekte Erholung und Wissensvermittlung mit einbeziehen. Wildblumen und Wildkräuter sollen blühen und so für Bienen und andere Insekten ein zusätzliches Nahrungsangebot entstehen.
Der Stadtgraben
Mit dem fünf Kilometer langen Mauer- und Grabensystem um die Altstadt besitzt Nürnberg ein einzigartiges Baudenkmal. Das frühere Befestigungsbauwerk dient heute den Nürnbergerinnen und Nürnbergern als Naherholungsgebiet und bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren. Der Stadtgraben und seine Zwinger bietet viel grünes Potential, das für Menschen, Tiere und Pflanzen aufgewertet und besser nutzbar gemacht werden kann.
Gärtnern mit Kindern
Der Bund Naturschutz, Mitglied im Bündnis, sucht schon lange eine innenstadtnahe Fläche, um ein Projekt zum Gärtnern mit Kindern zu realisieren und findet hier für das Vorhaben einen idealen Ort. Beide Teile des Projektes unterstützen sich gegenseitig; viele Synergieeffekte können realisiert werden. Beides zusammen soll einen lebendigen grünen Ort entstehen lassen. Die Sehnsucht nach solchen Orten in der Stadt ist groß, wie die vielen Urban Gardening Projekte, die in den letzten Jahren entstanden sind, zeigen.
Ein großes Glück ist es, dass das Projektteam mit der Sparkasse Nürnberg eine großzügige Partnerin gefunden hat, die nicht nur das Projekt finanzieren hilft, sondern auch insgesamt mit großem Engagement dabei ist.
Mehr Vielfalt im Zwinger
Geplant sind weitere unterschiedliche Maßnahmen zur Erhöhung der biologischen Vielfalt: Durch das Aufbringen von magerem sandigem Substrat wird die Voraussetzung für die Entwicklung von Blühflächen geschaffen. In einigen Bereichen, in denen keine Gehölze betroffen sind, soll der magere Boden aufgerissen und autochthone (d.h. gebietsheimische) Samenmischungen gesät werden. Ziel ist die Entwicklung einer artenreichen Bienenweide, mit besonderem Fokus auf ein Nahrungsangebot für Wildbienen. Dabei soll auch die Blütentüten-Mischung von SÖR eingesetzt werden, die eine Vielzahl von Samen heimischer Blütenpflanzen enthält. Die vorhandenen Baumscheiben und die größere, leicht erhöhte Fläche (Aufgang durch wenige Stufen) wird in einigen Bereichen mit heimischen Wildstauden, v.a. Heil- und Duftkräutern, bepflanzt werden. Mittelfristig könnte eine Art Aromagarten entstehen. Die Auswahl der Pflanzen wird mit dem Gärtnern für Kinder-Projekt abgestimmt, damit zusätzliche Lernerfahrungen für die Kinder gemacht werden können. Es muss berücksichtigt werden, dass ein Teil der Flächen entlang der Mauer viel Schatten bekommt und hier vor allem gut schattenverträgliche Arten eingesetzt werden müssen. Auch typische Mauerpflanzen wie Mauerpfeffer oder Zimbelkraut werden in die Überlegungen einbezogen.
Sowohl Fledermauskästen als auch Nistkästen für Vögel sollen mithilfe des Berufsschulprojektes der Regierung von Mittelfranken und der Fledermausbeauftragten aufgehängt werden, um weitere Vielfalt in der Tierwelt zu befördern.