Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1250 / 16.11.2023

Nürnberg auf dem Weg zur Schwammstadt

Am Donnerstag, 16. November 2023, haben der Umweltausschuss und der Stadtplanungsausschuss in ihrer gemeinsamen Sitzung die Verwaltung beauftragt, die Planung und Ausführung aller Bauvorhaben in der Stadt im Sinne der Schwammstadt zu betreiben. Außerdem sollen interne Standards und eventuell nötige Satzungsanpassungen weiter vorangetrieben und Konzepte zur Förderung der wassersensiblen Stadt auf privaten Flächen erarbeitet werden.

In Zeiten des Klimawandels stellen Extremwetterlagen auch Nürnberg vor Herausforderungen. Häufigere und intensivere Starkregenereignisse wie jenes am 17. August 2023 oder auch längere Hitzeperioden erfordern ein umfangreiches Regenwassermanagement. Galt es über Jahrhunderte hinweg als ein wichtiges Ziel der Stadtentwässerung, Wasser so schnell wie möglich aus der Stadt zu bringen, liegt das Augenmerk jetzt darauf, den Regen zu halten und einer nachhaltigen Nutzung zuzuführen. Während dieser Paradigmenwechsel in der Fachwelt unter dem Begriff „wassersensible Stadtentwicklung“ diskutiert wird, bezieht sich die öffentliche Debatte häufig auf das Schlagwort „Schwammstadt“. 

Das Ziel dieser Maßnahmen ist es, aus Nürnberg eine Schwammstadt zu machen, indem die Prinzipien der wassersensiblen Stadt bei öffentlichen und privaten Bauvorhaben umgesetzt werden. Der nachhaltige Umgang mit Regenwasser ist für die Nürnberger Stadtverwaltung jedoch kein neues Thema. „Bereits seit 2016 verfolgt die Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (Sun) einen nachhaltigen Umgang mit Regenwasser. Gerade in den letzten Jahren wurden wichtige Schritte in Richtung einer wassersensiblen Stadt unternommen. Seit 2017 bis März dieses Jahres wurden zum Beispiel allein im Stadtgebiet gut 41 Hektar neu an Versickerungsanlagen angeschlossen“, erklärt Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit und Erste Sun-Werkleiterin. Erlaubnisfreie Versickerungsanlagen kommen bei dieser Auflistung noch hinzu. Insgesamt werden in Nürnberg Flächen von etwa 210 Hektar über (registrierte) Versickerungsanlagen entwässert.

Planungs- und Baureferent Daniel Ulrich hält fest: „Mit unserem konsequenten Vorgehen in der Bauleitplanung der letzten zehn Jahre konnten wir erreichen, dass bei fast allen seither in Kraft getretenen Bebauungsplänen das im Gebiet anfallende Niederschlagswasser vor Ort belassen wird. Bei allen neuen Bebauungsplänen sind außerdem Dachbegrünungen Teil des Regenwasserkonzeptes. Ich strebe an, dass die Prinzipien der wassersensiblen Stadt im Planungsprozess auch weiterhin Vorrang haben.“

Der Umbau Nürnbergs zur wassersensiblen Stadt stellt eine Generationenaufgabe dar, die in der Umsetzung über einen entsprechend langen Zeitraum intensive Bemühungen und Maßnahmen notwendig macht. Er kann nur im Zusammenwirken der Stadtgesellschaft erfolgreich sein, da erhebliche Flächenpotenziale im privaten Bereich bestehen. Für die wassersensible Stadt im Bestand gilt es somit, auch im Privatbereich Entsiegelungen vorzunehmen. So können verfügbar werdende Flächen genutzt werden, um Niederschlagswasser zu bewirtschaften und lokale Klimaeffekte zu erzielen.

Bereits heute zeichnet sich ab, dass durch die anzustrebende alternative Niederschlagswasserentsorgung der Aufwand in Planung, Umsetzung und Unterhalt seitens der Stadtverwaltung deutlich steigen wird. Die Planung und Vorbereitung dieser Projekte bedeuten einen Mehraufwand gegenüber den bisherigen Planungen. Auch der Aufwand für den Bau und den Betrieb der Anlagen ist erheblich. Verglichen mit der früheren Einleitung jeglichen Niederschlagswassers in die Kanalisation werden für die Konzeption der Rückhaltung und Versickerung des Oberflächenwassers deutlich höhere personelle Planungsressourcen erforderlich – die nötige Planungstiefe ist wesentlich anspruchsvoller. Um auf die Folgen der klimatischen Veränderungen reagieren zu können, ist perspektivisch damit eine Aufstockung des Personals in Planung, Bau und Betrieb und Unterhalt notwendig.

Die Realisierung von Schwammstadtprinzipien ist auch zentrales Instrument der Landesgartenschau Nürnberg 2030, um zu mehr Resilienz, Entsiegelung und Begrünung unserer Stadt beizutragen.    let