Der mit 8 000 Euro dotierte Frauenpreis 2024 der Stadt Nürnberg geht an Ella Schindler. Die 47-Jährige Journalistin wird für ihr langjähriges Engagement für eine vielfältige und gleichberechtigte Stadtgesellschaft ausgezeichnet. Der Stadtrat folgte in nichtöffentlicher Sitzung am gestrigen Donnerstag, 23. November 2023, einstimmig der Empfehlung der Jury. Ein gemeinsamer Anerkennungspreis geht an das IHK-Netzwerk „FRAUEN UNTERNEHMEN WIRTSCHAFT“ und an Marisa Kleinmann für ihr Engagement zur Stärkung der Repräsentanz von Frauen in der Wirtschaft und zur Förderung der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen. Die Verleihung des Frauenpreises findet am Donnerstag, 14. März 2024, im Historischen Rathaussaal der Stadt Nürnberg statt.
Aufgrund ihrer Lebensgeschichte ist Ella Schindler aus Sicht der Jury ein Vorbild für viele zugewanderte junge Menschen und Frauen: Als 16-Jährige mit ihrer russlanddeutschen Familie aus der Ukraine in Deutschland angekommen, hatte sie auf ihrem Lebensweg mit vielen Hürden zu kämpfen, sich dabei aber stets auch für andere eingesetzt. Hervorzuheben ist ihr aktuelles Engagement für die Ukraine und die vor dem Krieg geflüchteten ukrainischen Frauen in Nürnberg. Als Sprachrohr für diese Frauen und andere Migrantinnen und Migranten bricht sie unter anderem mit Klischees über Frauen aus Osteuropa.
„Ella Schindler macht nicht nur viele Menschen für die Nürnberger Stadtgesellschaft sichtbar, sondern bringt auch Nürnberg vielen Menschen näher. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement leistet sie einen äußerst wertvollen Beitrag für unsere Stadtgesellschaft“, betont Oberbürgermeister Marcus König. Neben Preisgeld und Urkunde wird die Preisträgerin zum ersten Mal auch eine Preisskulptur überreicht bekommen. Gestalten wird die Skulptur mit dem Titel „Die Blaue Nike“ die Nürnberger Künstlerin Michaela Biet.
Ella Schindlers Engagement ist von einer großen Vielfalt geprägt: Sie ist Vorsitzende im Verein „Neue deutsche Medienmacher*innen“, engagiert sich seit Jahren im Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg, ist aktives Mitglied in der Organisation „Erfolgsfaktor FRAU“ und setzt sich in ihrer Tätigkeit als Journalistin für weibliche Perspektiven und Vielfalt im Journalismus ein. Zudem hat sie maßgeblich an dem Aufbau des russischsprachigen Angebots beim Krisendienst Mittelfranken mitgearbeitet.
Laut Jury-Begründung erweist sich als roter Faden in Schindlers vielfältigem und breit aufgestelltem Engagement das Zusammenbringen von Menschen: „Sie hat dafür mehr als einmal ihre Komfortzone verlassen und oftmals die Flucht nach vorne für mehr Sichtbarkeit gewagt. Mit ihrem Engagement, ihrer Aufgeschlossenheit, ihrem differenzierten Blick und Mut ist sie sowohl Sprachrohr als auch Vermittlerin zwischen den Menschen, Kulturen und Lebenswelten. Als Netzwerkerin bringt sie Frauen zusammen, als Role Model ist sie Hoffnungsträgerin und Mutmacherin zugleich.“
Das IHK-Netzwerk „FRAUEN UNTERNEHMEN WIRTSCHAFT“ macht sich für Unternehmerinnen und Frauen in Führungspositionen stark. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland beim Thema Frauen in Führung und Repräsentanz von Frauen in der Wirtschaft weit hinterher. Deshalb setzt sich das Netzwerk dafür ein, dass Frauen ihre Kompetenzen und Möglichkeiten quantitativ und qualitativ besser in diesen Bereich einbringen können – was die Jury mit einem Anerkennungspreis würdigt.
„Die Jury hebt hervor, dass das IHK-Netzwerk es engagierten und interessierten Frauen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung ermöglicht, sich besser zu vernetzen, den Austausch zu fördern, berufsspezifische Netzwerke für Frauen zu stärken und die Repräsentanz von Frauen in Entscheidungspositionen zu erhöhen“, betont Hedwig Schouten, Frauenbeauftrage der Stadt Nürnberg und Jurymitglied. Durch verschiedene Formate wie dem „Inspiring Morning“ mit Fachvorträgen zu aktuellen beziehungsweise relevanten Themen, Online-Seminaren oder Vor-Ort-Veranstaltungen erhalten Frauen den Raum, sich gegenseitig durch Erfahrungsaustausch zu unterstützen und nützliche sowie verbindliche Kontakte zu knüpfen.
Marisa Kleinmann setzt sich für die finanzielle Gleichberechtigung von Frauen – und speziell für Mütter – ein. Zu viele Frauen machen sich immer noch finanziell von ihren Partnern abhängig. Im Fall von Trennung oder Scheidung hat dies weitreichende Folgen und kann letztendlich zu Altersarmut führen. Sie betont die Wichtigkeit, Mädchen und junge Frauen niederschwellig für finanzielle Unabhängigkeit zu sensibilisieren. Mit Vorträgen, Coachings und inspirierenden Inputs macht Marisa Kleinmann als „Die Finanzmama“ auf die Themen Altersarmut von Frauen, Gender Pay Gap, finanzielle Bildung und finanzielle Unabhängigkeit von Frauen aufmerksam und empowert Frauen, selbstbewusst ihre Finanzen in die eigene Hand zu nehmen.
„Altersarmut ist weiblich! Mit der Verleihung dieses Anerkennungspreises wollen wir Frauen Mut machen, ihre Finanzen in die eigene Hand zu nehmen und zudem Frauen in der Wirtschaft ermutigen, sich durch Vernetzung zu stärken“, so Hedwig Schouten, Frauenbeauftragte und Jurymitglied. Das Preisgeld des gemeinsamen Anerkennungspreises in Höhe von 1 000 Euro geht an Marisa Kleinmann, weil das IHK-Netzwerk kein Preisgeld entgegennehmen darf.
Mit dem Frauenpreis zeichnet die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre herausragende Leistungen von Frauen und Frauengruppen aus, die sich haupt- oder ehrenamtlich mit der Situation von Frauen, ihren Lebensbedingungen und ihrer Geschichte auseinandersetzen und neue Denkmuster und Handlungsformen in Arbeitswelt, Medien, Kultur, Politik, Bildung, Wissenschaft und Gesellschaft aufzeigen. maj