Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1331 / 04.12.2023

50 Jahre Ausländerbeirat, Aussiedlerbeirat und Integrationsrat

Ein besonderes Jubiläum feierte die Stadt Nürnberg am vergangenen Mittwoch, 29. November 2023, im Historischen Rathaussaal. Aus Anlass von 50 Jahren Ausländerbeirat, Aussiedlerbeirat und Integrationsrat lud Oberbürgermeister Marcus König zu einem Festakt in die gute Stube des Rathauses ein.

In seiner Begrüßung blickte Marcus König auf fünf Jahrzehnte Nürnberger Zuwanderungs- und Integrationsgeschichte zurück – ausgehend von der ersten Wahl zum Ausländerbeirat der Stadt Nürnberg am 11. November 1973. Damals war Nürnberg die erste Stadt in Bayern und nach Wiesbaden die zweite Stadt in Deutschland, die ein solches Gremium zur politischen Interessensvertretung ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger einführte. Seitdem erfolgten verschiedene Phasen der Zuwanderung nach Deutschland und ebenso Nürnberg: Nach der sogenannten Gastarbeiterzuwanderung der 50er- und 60er-Jahre gab es zwischenzeitlich verschiedene Phasen der Fluchtzuwanderung aufgrund von kriegerischen Konflikten und Krisen, zuletzt die Fluchtzuwanderung aus der Ukraine. Die 80er- und 90er-Jahre waren insbesondere vom Zuzug von Aussiedlerinnen und Aussiedler sowie der Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler aus Osteuropa geprägt. Ab 2010 spielte die Zuwanderung aus der Europäischen Union, vor allem aus ost- und südosteuropäischen EU-Ländern, eine immer wichtigere Rolle.

Heute leben 544 200 Menschen in Nürnberg – so viele wie niemals zuvor. Gut 150 000 Nürnbergerinnen und Nürnberger haben einen anderen als den deutschen Pass und insgesamt 277 000 Nürnbergerinnen und Nürnberger haben laut amtlicher Statistik einen Migrationshintergrund. Seit letztem Jahreswechsel leben erstmals mehr Menschen mit als ohne Migrationshintergrund in Nürnberg, damit ist die Stadt vielfältiger denn je. „Aus über 170 Ländern dieser Erde haben sich Menschen nach Nürnberg aufgemacht und in unserer Stadt eine neue Heimat oder immerhin ein zweites Zuhause gefunden“, so Marcus König in seiner Rede. „Auch wenn sich die Umstände und damit auch die Rolle und Funktion des Ausländerbeirats, des Aussiedlerbeirats und des Integrationsrats in den vergangenen fünf Jahrzehnten verändert haben, so gibt es doch einige Konstanten im Laufe der Zeit und fortwährende Aufgaben, für die wir den Integrationsrat heute und in Zukunft brauchen.“ Er benannte in diesem Zusammenhang das Eintreten für gleichberechtigte Teilhabe in allen Bereichen und auf allen Ebenen, die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung in jedweder Form und die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des friedlichen Zusammenlebens in unserer Stadt. Letzterem werde in äußerst herausfordernden Zeiten besonders große Bedeutung zu Teil.

Betül Özen, amtierende Vorsitzende des Integrationsrats, ging in ihrer Rede auf die integrationspolitischen Errungenschaften, aber auch die fortbestehenden Herausforderungen des Gremiums ein, das aufgrund seiner beratenden Funktion immer auf eine gute Kooperation mit der Kommunalpolitik und Stadtverwaltung angewiesen sei. Auch von Spannungen sei das Gremium nicht verschont geblieben. „Und dennoch kann man guten Gewissens sagen: Der Ausländerbeirat, der Aussiedlerbeirat und der Integrationsrat – sie haben in den vergangenen fünf Jahrzehnten eine wesentliche Rolle bei der Förderung der Integration der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte und bei der interkulturellen Öffnung unserer Stadt gespielt!“, so Betül Özen. „Wir als Integrationsrat haben uns stets nach bestem Wissen und Gewissen dafür eingesetzt, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen sich hier zuhause fühlen können – getreu dem Motto des Oberbürgermeisters: ‚Wir alle sind Nürnberg!'“

Die Menschen, die den Ausländerbeirat, den Aussiedlerbeirat und den Integrationsrat in den letzten fünf Jahrzehnten geprägt haben und prägen, standen im Mittelpunkt der Podiumsrunde, die von Ella Schindler von den „Nürnberger Nachrichten“ moderiert wurde. Als Vertreter des früheren Aussiedlerbeirats stand der vormalige Vorsitzende Mario Di Santo Rede und Antwort, der ebenso wie Horst Göbbel, Integrationsratsmitglied und früherer Vorsitzender des Aussiedlerbeirats, vor genau 50 Jahren nach Deutschland beziehungsweise Nürnberg kam. Friedrich Popp, über 30 Jahre Geschäftsführer erst des Ausländerbeirats und später des Integrationsrats, blickte auf emanzipatorische Entwicklungsschritte im Laufe der Zeit zurück. Stadtratsmitglied Diana Liberova, frühere Vorsitzende des Integrationsrats, und Betül Özen als amtierende Vorsitzende richteten ihre Blicke zurück, aber auch in die Zukunft. Es gäbe einiges zu feiern, aber auch noch sehr viel zu tun – darin stimmten die Podiumsgäste überein.

Musikalisch umrahmt wurde der Festakt von der Gruppe Orient Opus, deren Sängerinnen mit mehrsprachigen Liedern die zahlreich erschienenen Gäste berührten. Für einen fulminanten Abschluss sorgte die transkulturelle Tanzperformance mit „Nürnberg Gwand“ unter Leitung von Irmela Bess, die bei der Blauen Nacht uraufgeführt wurde und im Historischen Rathaussaal eine besondere Wirkung entfaltetete. Zum Abschluss lud Oberbürgermeister Marcus König alle anwesenden Gäste aus fünf Jahrzenten Nürnberger Integrationspolitik und -arbeit in die Ehrenhalle des Rathauses zum Austausch ein.      js

1 Anhang