Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 74 / 30.01.2024

Alexander Korb wird neuer Leiter des Memoriums Nürnberger Prozesse

Der Historiker Prof. Dr. Alexander Korb wird neuer Leiter des Memoriums Nürnberger Prozesse. Das Amt übernimmt er zum 1. Juni 2024.

Alexander Korb, geboren 1976 in München, studierte Geschichtswissenschaften und erhielt 2004 seinen Magister in Neuerer und Mittelalterlicher Geschichte sowie Gender Studies an der Technischen Universität Berlin. Nach Forschungsaufenthalten in Kroatien, Serbien, den USA und weiteren Ländern promovierte er 2011 an der Humboldt-Universität zu Berlin. Daraus resultierte die Monografie „Im Schatten des Weltkriegs. Massengewalt der Ustaša gegen Serben, Juden und Roma in Kroatien 1941-45“, die als Standardwerk gilt und mit mehreren internationalen Forschungspreisen ausgezeichnet wurde.

Von 2000 bis 2010 arbeitete Korb in verschiedenen Museen und Gedenkstätten in Frankfurt am Main (Fritz Bauer Institut), Oranienburg (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen) und Berlin (Haus der Wannsee-Konferenz), wo er recherchierte, Ausstellungen entwickelte und Besuchende führte. Gegenwärtig lehrt er Modern European History an der University of Leicester, England. Dort leitete er von 2012 bis 2018 das interdisziplinäre Stanley-Burton-Centre for Holocaust and Genocide Studies.

Korbs bisherige Forschungsschwerpunkte galten der vergleichenden Faschismus- und Genozidforschung, der unterschiedlichen Genese des Holocaust in den europäischen Ländern und der Zusammenarbeit zwischen den Deutschen und ihren europäischen Verbündeten während des Zweiten Weltkriegs. Er untersuchte außerdem das Verhalten gewöhnlicher Deutscher unter den Bedingungen der Diktatur, beispielsweise während der Novemberpogrome 1938. Momentan arbeitet er an einer rechtshistorischen Studie über das Strafrecht und die Todesstrafe in Bayern zwischen 1918 und 1949. Ein weiterer Schwerpunkt gilt Fragen der Vermittlung und Erinnerung. Seit 2018 wirkt er in einem internationalen Projekt mit, das in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen, Künstlern und Überlebenden von Genoziden sogenannte Graphic Novels produziert und zugleich untersucht, wie diese Arbeiten in Schulen und Gedenkstätten das Wissen über und die Erinnerung an Genozide bereichern können. 2023 gab er, zusammen mit Charlotte Schallié, Barbara Yelins Graphic Novel „Die Farbe der Erinnerung“ heraus.

Prof. Dr. Julia Lehner, Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg: „Mit dem Historiker Prof. Dr. Alexander Korb ist es gelungen, einen renommierten wie profilierten Fachmann für die Leitung des Memoriums Nürnberger Prozesse zu gewinnen. Ich freue mich auf die wissenschaftlichen und didaktischen Impulse, die künftig vom Memorium ausgehen.“

Dr. Thomas Eser, Direktor der Museen der Stadt Nürnberg: „Alexander Korb ist für die Runde unserer städtischen Museumsleiterinnen und -leiter ein toller Zugewinn. Er bringt Internationalität mit sowie eine hervorragende Vernetzung in die ‚Scientific Community‘ zur jüngeren europäischen Rechtsgeschichte, zur Gewalt- und Genozidforschung. Das wird dem Themenspektrum, dem sich das Memorium widmet, zusätzlichen Fokus und noch mehr Relevanz geben.“

Prof. Dr. Alexander Korb: „Ich freue mich auf die anstehende Aufgabe, das Wissen über die Nürnberger Prozesse zu vertiefen und den mehr als 100 000 jährlichen Besucherinnen und Besuchern des Memoriums und des Saals 600 lebendig zu vermitteln. Besonders reizt mich, dass sich die Frage nach dem Erbe der Nürnberger Prozesse angesichts der stetigen Weiterentwicklung des Völkerrechts immer neu stellt. In den aktuellen internationalen Krisen und Kriegen muss der Blick sich auch nach Nürnberg und zurück ins Jahr 1946 richten: Welche Lehren zog die Welt juristisch und moralisch aus der bis dahin größten Krise der Menschheit, und was bedeutet das für uns heutzutage?“

Vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 mussten sich im Saal 600 im Nürnberger Justizgebäude führende Vertreter des nationalsozialistischen Regimes vor einem internationalen Gericht für ihre Taten verantworten. Das Memorium Nürnberger Prozesse informiert am historischen Ort über das Gerichtsverfahren vor dem Internationalen Militärgerichtshof, erweitert aber seinen Fokus auch auf die 1946 bis 1949 durchgeführten Nürnberger Nachfolgeprozesse sowie deren Auswirkungen auf die Entwicklung des Völkerstrafrechts.     js

1 Anhang