Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 228 / 08.03.2024

Lesung und Gespräch zum Umgang mit dem Massaker von Oradour

Am 10. Juni 1944 ermordeten Soldaten der Waffen-SS die Bewohner des Dorfs Oradour-sur-Glane im französischen Limousin. Historikerin Dr. Andrea Erkenbrecher blickt in ihrer Publikation „Oradour und die Deutschen“ auf den deutschen Umgang mit dem Massaker sowie die Möglichkeiten und Grenzen bei der Suche nach Versöhnung. Sie liest aus ihrem Buch am Mittwoch, 13. März 2024, um 18.30 Uhr in der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus, Königstraße 64. Im Anschluss führt Historiker Dr. Matthias Gemählich von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Gespräch mit der Autorin. Es begrüßt Peter Daniel Forster, Bezirkstagspräsident von Mittelfranken, das dem ehemaligen Limousin, dem heutigen Nouvelle-Aquitaine, als Partnerregion verbunden ist.

In Frankreich wurde Oradour zum Symbol für das Leiden unter deutscher Besatzung. Charles de Gaulle, erster Ministerpräsident Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg, verfügte, dass die Ruinen des Orts als Denkmal bewahrt werden sollten. Andrea Erkenbrecher reflektiert den Geschichtsrevisionismus, die strafrechtliche Verfolgung, die Entschädigungszahlungen und Versöhnungsgesten ab 1949 in West-, Ost- und im wiedervereinigten Deutschland. Die Geschichtswissenschaft interessierte sich lange nicht für diese Fragen oder gab verkürzte Antworten. Inzwischen ist indes ein differenzierter Blick auf das Agieren der deutschen Politik, Justiz und Zivilgesellschaft gegenüber den Überlebenden und Hinterbliebenen, aber auch der Geschichte und des Symbols Oradour möglich.

1999 eröffnete in Oradour die Gedenkstätte „Centre de la mémoire“. Sie zeigt neben einer Dauerausstellung auch Wechselausstellungen und bietet ein umfangreiches Veranstaltungs- und Bildungsprogramm. In regelmäßigen Abständen finden Schüleraustausche zwischen den beiden Partnerregionen statt.

Die Veranstaltung des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände ist eine Kooperation mit dem Bezirk Mittelfranken und der Akademie Caritas-Pirckheimer-Haus.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung per E-Mail an dokumentationszentrum@stadt.nuernberg.de oder unter Telefon 09 11 / 2 31-75 38 wird empfohlen.     js