Nr. 411 / 19.04.2024
Seit dem Jahr 2014 lag die Geburtenzahl in Nürnberg stets bei über 5 000 Kindern. Nun berichtet das Amt für Stadtforschung und Statistik von einem Rückgang der Geburtenzahlen. Im Jahr 2023 wurden nur 4 619 Neugeborene mit Hauptwohnung in Nürnberg gemeldet, 400 Kinder weniger als im Vorjahr. Bereits 2022 war die Zahl der kleinen Neu-Nürnbergerinnen und Neu-Nürnberger um 400 Kinder zurückgegangen. Während dies jedoch im Rahmen von Schwankungen in der Geburtenzahl eher als kurzfristiger Einbruch angesehen werden könnte, stellt sich nun die Frage, ob es sich um eine vorübergehende Entwicklung handelt oder hiermit doch ein neuer Trend beginnt.
Abnehmende Geburtenziffer
Nicht nur die Anzahl der Geburten, auch die zusammengefasste Geburtenziffer (Total Fertility Rate, TFR) also die durchschnittliche Zahl der Kinder je Frau, ist in den letzten Jahren zurückgegangen. Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 lag die Geburtenziffer in Nürnberg bei 1,40 mit einem Spitzenwert von 1,44 im Jahr 2016. 2023 lag dieser Wert zuletzt bei 1,20 – der geringste Wert in den letzten 24 Jahren. Eine derart niedrige Geburtenziffer ist allerdings kein Nürnberger Phänomen: Bereits im letzten Jahr berichtete das Statistische Bundesamt für das Jahr 2022 den niedrigsten Stand der zusammengefassten Geburtenziffer seit 2013 und stellte nun fest, dass sich der Geburtenrückgang in Deutschland auch 2023 fortgesetzt hat.
Altersspezifisches Geburtenverhalten
Basis für die zusammengefasste Geburtenziffer ist das altersspezifische Geburtenverhalten. Um dieses zu ermitteln, werden die Geburten aller Frauen eines Alters ins Verhältnis zur Anzahl der Frauen im gleichen Alter gesetzt. Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2021 waren die 32-Jährigen jene Altersgruppe, die anteilsmäßig am häufigsten Kinder bekam. Jede zehnte Frau in diesem Alter brachte ein Kind zur Welt. 2023 haben sich deutlich weniger Frauen zwischen 20 und 39 Jahren zur Mutterschaft entschieden als im Durchschnitt der Vorjahre. 2022 waren es vor allem Frauen im Alter von 32 bis 37 Jahren, die seltener Kinder bekamen als in den Jahren zuvor.
Aufgeschoben oder Aufgehoben?
Es bleibt die Frage, ob es sich hier um einen temporären Effekt handelt, der auftritt, weil möglicherweise eine Vielzahl an Unwägbarkeiten und Krisen der letzten Jahre (zum Beispiel Corona-Pandemie, russischer Angriffskrieg, sprunghafter Anstieg der Lebenshaltungs- und Energiekosten) die Entscheidung für ein (weiteres) Kind beeinflusst haben. In diesem Fall könnten die ausgebliebenen Geburten möglicherweise in den kommenden Jahren nachgeholt werden. Entscheiden sich die nachkommenden Generationen an jungen Menschen grundsätzlich gegen (mehrere) Kinder, dann wird die Geburtenzahl wohl dauerhaft niedrig bleiben. Ob Schock oder Trend - diese Frage lässt sich nur retrospektiv beantworten. let