Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 617 / 07.06.2024

Entscheidung Mitte Juni: Projektgruppe empfiehlt dem Stadtrat die Planung des Stadion-Vollumbaus

Die gemeinsame Projektgruppe der Stadt Nürnberg und des 1. FC Nürnberg empfiehlt dem Stadtrat in der kommenden Sitzung am Mittwoch, 19. Juni 2024, auf Basis der Arbeitsergebnisse aus der Machbarkeitsstudie weitere konkrete Planungen für den Vollumbau des Max-Morlock-Stadions aufzunehmen und die Entwicklung des Stadionumfelds weiter voranzutreiben. Nach einer intensiven Prüfung der Studien-Ergebnisse durch alle beteiligten Referate der Stadtverwaltung mit einer Vielzahl an Gutachten, Untersuchungen und Berechnungen gibt es nun konkrete Vorschläge, wie mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie weiter umgegangen werden sollte.

Oberbürgermeister Marcus König: „Wir haben uns auf den Weg gemacht, auf dem Stadion-Areal den ‚Campus Sport‘ zu errichten, mit Spitzensport, Breitensport und dem modernsten Stadion Deutschlands. Das Ziel ist, einen Mehrwert für die ganze Stadt zu schaffen. Die Machbarkeitsstudie zeigt, dass dies möglich und finanzierbar ist. Aber: Alleine wird die Stadt das nicht leisten können. Wenn der Stadtrat es beschließt, werden wir die nächsten Schritte gehen und die offenen Fragen klären, unter anderem: Was können der Club und weitere Partner leisten? Welches Betreiber-Modell ist sinnvoll und wirtschaftlich? Ich danke insbesondere Bürgermeister Christian Vogel und Sportreferentin Cornelia Trinkl für die Federführung bei diesem Projekt.“

Das Planungsbüro AS+P hat eine grundlegende Funktionalplanung erstellt. Unter Abwägung von Baukosten, Einnahmepotenzialen und weiteren Faktoren kommt die Projektgruppe zur klaren Empfehlung, ein Stadion mit 40 000 Sitzplätzen zu planen. Dies entspricht im Ligabetrieb mit Stehplätzen einer Kapazität von 46 000 bis 50 000 Plätzen.

Stadion-Bürgermeister Christian Vogel „Seit letztem Jahr haben wir die Empfehlungen der Studie auf dem Tisch. Jetzt sind wir wieder einen Schritt weiter und können mit Überzeugung sagen: Unter diesen Maßgaben soll das neue Stadion geplant werden! Es soll ähnlich groß sein wie aktuell, aber ohne Laufbahn und mit mehr Stehplätzen, aber ebenso mit mehr Plätzen für Rollstuhlfahrer sowie Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen und auch für VIP-Kunden. Wir haben eine klare Empfehlung und in eineinhalb Wochen wird der Stadtrat darüber befinden, ob wir auf dieser Grundlage den nächsten Schritt gehen und weitere Planungen aufnehmen.“ Bürgermeister Vogel fügt hinzu: „Wir wissen jetzt außerdem, dass der Erhalt der denkmalgeschützten Fassade Geld kosten wird. Dazu müssen noch viele Gespräche geführt werden, wie wir mit dieser Erkenntnis umgehen. Der Denkmalschutz ist sehr wichtig und wird von uns auch im Rahmen der Möglichkeiten berücksichtigt, er darf aber am Schluss die Wirtschaftlichkeit eines Projekts nicht in Frage stellen. Es muss deshalb genau abgewogen werden und mit den zuständigen Stellen vom Land besprochen werden.“

Niels Rossow, kaufmännischer Vorstand des 1. Fußball-Club Nürnberg (1. FCN): „Der 1. FCN weist eine lange Tradition und eine bewegte Geschichte auf, doch der 1. FC Nürnberg möchte vor allem die Zukunft erfolgreich gestalten. Dafür braucht es auch eine wettbewerbsfähige Infrastruktur für den Spielbetrieb. Der Vollumbau des Max-Morlock-Stadions wäre ein großer Schritt in diese Richtung. An diesem geschichtsträchtigen Platz soll ein Ort entstehen, der neben dem Spitzensport auch dem Breitensport dient und somit die Stadt und die Region aufwerten würde. Die parteiübergreifende Zusammenarbeit für das Stadion-Vollumbau-Projekt zeichnet sich durch zielorientiertes Handeln, Kollegialität und Zusammenhalt aus – dafür bedanken wir uns.“

Basierend auf der Funktionalplanung wurde ein Kostenrahmen für den Vollumbau des Stadions berechnet. Dieser beläuft sich, wenn man das heutige Baukostenniveau zugrunde legt, auf circa 290 Millionen Euro. Hierbei ist zu beachten, dass sich diese Schätzung im Vergleich zu den Zahlen der Machbarkeitsstudie auf eine größere Stadionkapazität bezieht. Außerdem sind im Vergleich zur Studie auch die Entsorgung von Altlasten, die Ausstattung des Stadions (Küchen, Möbel, Technik), die Ertüchtigung der Außenanlagen, Kosten für Provisorien während des Baus und Zuschläge für nachhaltiges Bauen sowie verschiedene Risiken einkalkuliert. Auf diesem Kostenrahmen aufbauende Berechnungen haben gezeigt, dass in einem realistischen Szenario bezogen auf Zinsen, Baupreise, sportlichem Abschneiden des 1. FCN und weiteren Faktoren das Stadion ohne dauerhaften Verlustausgleich der Stadt in der Lage wäre, die Fremdfinanzierungskosten zu tragen und zusätzlich einen Mehrerlös zu generieren.

Stadtkämmerer Thorsten Brehm: „Mit Profifußball lässt sich Geld verdienen, das unterscheidet das Stadionprojekt ganz wesentlich von anderen großen Infrastrukturprojekten der Stadt Nürnberg. Die Wirtschaftlichkeitsuntersuchung hat gezeigt, dass sich das Stadionprojekt zu erheblichen Teilen selbst tragen kann. Die Herausforderung ist nun, die der Untersuchung zugrundeliegenden Annahmen abzusichern und in ein gemeinsames Finanzierungskonzept zu überführen. Aus dem städtischen Haushalt wollen wir künftig nur noch unseren Eigenkapitalanteil leisten, ein Verlustausgleich soll nicht mehr erforderlich sein. Außerdem setzen wir auf die Club-Fans in der Staatsregierung. Eine Förderung des Freistaats würde eine Realisierung des Projekts erleichtern und beschleunigen.“

Auch die Entwicklung des Stadionumfelds wird weiter vorangetrieben. Die Umsetzbarkeit aller Bausteine des „Campus Sport“ (Leichtathletik-Stadion, Sportfelder, Eisflächen, Mehrfachsporthalle und Freizeit-Sportanlagen) wird aktuell intensiv betrachtet und geprüft. Auf Grundlage der ersten Untersuchungen sind Herausforderungen unter anderem hinsichtlich dem Naturschutz, Baumerhalt und Denkmalschutz zu erwarten. Deshalb empfiehlt die Verwaltung, weitere notwendige Untersuchungen, Gutachten, Alternativplanungen und Standortanalysen zu beauftragen.

Sport- und Schulreferentin Cornelia Trinkl: „Wir befinden uns in intensiven Gesprächen mit allen Beteiligten im Sport und darüber hinaus und arbeiten engagiert daran, eine ausgewogene Lösung zu finden. Es werden derzeit verschiedene Standorte und Optionen für die unterschiedlichen Bausteine des ‚Campus Sport‘ geprüft, um sicherzustellen, dass sowohl die Bedürfnisse des Profi- als auch des Breitensports vollumfänglich berücksichtigt werden. Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, den Eingriff in den Baumbestand und somit in die Artenvielfalt so gering wie möglich zu halten. Unser Ziel ist es, eine nachhaltige und umweltverträgliche Lösung zu finden, die den hohen Ansprüchen aller Interessengruppen gerecht wird.“

Auch beim Stadion selbst stehen Umweltschutz und Nachhaltigkeit im Fokus. Eine Arbeitsgruppe erarbeitet ein Nachhaltigkeitskonzept für den Vollumbau des Stadions. Dieses soll sich unter anderem mit den Fragen beschäftigen, wie der Vollumbau möglichst ressourcenschonend gelingen kann, wie das Stadion begrünt werden kann und wie im Betrieb zum Beispiel der Energie- und Wasserverbrauch und die anfallenden Abfallmengen reduziert werden können.

Umweltreferentin Britta Walthelm: „Ein solches Großprojekt muss selbstverständlich nachhaltig gedacht werden. Das fängt bei der Energieversorgung an, geht über die Auswahl nachhaltiger Baustoffe wie zum Beispiel die Nutzung von Regen- und Grauwasser, über die Frage der Mobilität bis hin zur Abfallvermeidung. Alles dies werden wir beim Stadionumbau berücksichtigen müssen. Besonders für die geplante Entwicklung des Stadionumfelds möchte ich aber auch die umwelt- und naturschutzrechtlichen Belange betonen. Das sind etwa die unbedingt erhaltenswerten Bäume, die dortigen Biotope oder auch der Artenschutz. Hier wird noch genau zu prüfen sein, was tatsächlich realisierbar ist.“

Ein zentraler Aspekt eines umweltfreundlichen Stadions ist die Versorgung mit nachhaltig erzeugter Energie. Hierfür wird ein gemeinsamer Energieverbund mit der NürnbergMesse, der Arena und der Technischen Universität (UTN) vorangetrieben. Aktuell steht die Frage im Vordergrund, wer wann wie viel Energie bereitstellen kann und wer sie zur gleichen Zeit nutzt. Darauf basierend soll ein Simulationsmodell erstellt werden.

Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich: „Der Umbau eines ganzen Stadtteils ist auch eine Chance, ganz neue Wege in der koordinierten Energieversorgung zu gehen. Mit den Playern Messe, UTN, Stadion und Arena haben wir die Chance, einen Strom- und Wärmeverbund im Netz der N-Ergie zu schaffen, der bundesweit Vorbild sein kann!“

Der Stadtrat wird in der kommenden Sitzung darüber befinden, wie auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse das Projekt zur Entwicklung des Max-Morlock-Stadions weitergeführt wird. Die Projektbeteiligten schlagen dem Rat vor, weitere Schritte hin zu einem Vollumbau des Max-Morlock-Stadions zu gehen. Als wichtigster Schritt soll die Vergabe der Leistungsphasen 1 (Grundlagenermittlung) und 2 (Vorplanung) an externe Fachplaner vorbereitet, ausgeschrieben und begleitet werden. Parallel hierzu sind die Finanzierung des Vollumbaus, die Gründung der Objektgesellschaft, der Umgang mit der denkmalgeschützten Fassade und die Umsetzbarkeit der Mantelbebauung zu klären. Nach Abschluss dieser Planungsphasen wäre der nächste große Schritt, dem Stadtrat einen Grundsatzbeschluss zur Ausschreibung der Planungs- und Bauleistungen vorzulegen. Zudem werden die empfohlenen Bausteine der Umfeldentwicklung und die Gründung eines Energieverbunds weiterverfolgt.       js

Alle aktuellen Informationen rund um das Projekt und einen Link zur Stadtratsvorlage finden sich auf www.stadion.nuernberg.de.