Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 764 / 11.07.2024

Großes Jubiläum: 150 Jahre Stadtentwässerung Nürnberg

Seit 150 Jahren leistet die Nürnberger Stadtentwässerung einen unverzichtbaren Beitrag zur Stadthygiene. Dies wurde am heutigen Donnerstag, 11. Juli 2024, mit einem Festakt in der Meistersingerhalle gefeiert. Zu den rund 350 Gästen beim Festakt sprachen Oberbürgermeister Marcus König, Dr. Rüdiger Detsch, Ministerialdirektor am Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, die stellvertretende Geschäftsführerin des Bayerischen Gemeindetags, Dr. Juliane Thimet, und Britta Walthelm, erste Werkleiterin der Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg (Sun) und Referentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Nürnberg.

Dabei betonte Oberbürgermeister Marcus König die zentrale Rolle der Sun als Einrichtung der kommunalen Daseinsvorsorge: „1854 gab es eine Cholera-Epidemie in Nürnberg. Mitte der 1860er-Jahre begannen erste Planungen zum Bau einer Kanalisation. Im Jahr 1874 war ein Gesamt-Entwässerungskonzept soweit fertiggestellt, dass die ersten Kanäle gebaut werden konnten. Seither wurde das Netz stetig erweitert, angepasst und immer wieder saniert. Heute sammelt und reinigt die Nürnberger Stadtentwässerung das Abwasser von rund 600 000 Menschen aus der Stadt und den an das Kanalnetz angeschlossenen Umlandgemeinden. Die Bevölkerung kann sich auf diese leistungsfähige Infrastruktur, die weitgehend unsichtbar unter der Straßenoberfläche liegt, verlassen. Mein Dank gilt den Mitarbeitenden, die – weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit – tagtäglich den Betrieb auf hohem Niveau und rund um die Uhr am Laufen halten.“

Auch Dr. Juliane Thimet, stellvertretende Geschäftsführerin des Bayerischen Gemeindetags, ist zum Festakt nach Nürnberg gekommen und freut sich, das feierliche Ereignis mit zu begehen. Sie blickt zurück: „1836 fand Max von Pettenkofer – seines Zeichens ein Mediziner – heraus, dass das Wiederauftreten von Krankheiten durch den vielen Schmutz auf den Straßen verursacht wurde. Sein Vorschlag, die Fäkalien der Menschen von den Straßen zu entfernen und damit die Hygiene in der Stadt zu verbessern, bedurfte erst noch einer Cholera-Epidemie im Jahre 1854, um dann im Jahre 1874 die ersten neuzeitlichen Kanäle aus Betonrohren in Nürnberg gebaut zu haben. Das liegt nunmehr 150 Jahre zurück und leitet einen Quantensprung in der Stadtentwicklung ein. 150 Jahre Stadtentwässerung Nürnberg geben uns Gelegenheit, vor diesen Pionieren den Hut zu ziehen.“

Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit und erste Werkleiterin von Sun, schaut nach vorne: „In den nächsten Jahren stehen wir vor großen Herausforderungen, an die wir unsere Infrastruktur anpassen werden müssen. Dazu zähle ich die Entfernung von Mikroschadstoffen wie Arznei- und Waschmittelrückständen aus dem Abwasser. Unser Wasser soll im Sinne des Gewässerschutzes in Zukunft noch sauberer werden. Abwasser ist aber auch eine kostbare Ressource, in der viel Energie steckt. Schon heute können wir 65 Prozant unseres Energiebedarfs unter anderem aus dem Klärgas decken. Den Weg in Richtung Klimaneutralität werden wir konsequent weiterverfolgen. Die Anpassung an den Klimawandel fordert schließlich neue Lösungen im Umgang mit Wasser in der Stadt. Hier ist die Expertise der Stadtentwässerung bei städtischen Planungen gefragt.“

Der städtische Eigenbetrieb für Stadtentwässerung und Umweltanalytik ist in der Stadt Nürnberg unter anderem für Bau, Wartung und Instandhaltung des Kanalnetzes zuständig. Die Herausforderungen haben sich seit dem ersten Kanalbau vor 150 Jahren stetig gewandelt und auch Sun befindet sich im Wandel hin zu einem digitalisierten und zukunftsfähigen Unternehmen mit rund 430 Mitarbeitenden.

Sun unterstützt das Klimaneutralitätsziel der Stadt Nürnberg für 2040 mit verschiedenen Maßnahmen: Das Methangas aus dem Faulungsprozess wird in Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme umgewandelt. An Sonderbauwerken im Stadtgebiet und auf den Flächen des Klärwerks werden Photovoltaikanlagen errichtet. Eine große Wärmepumpe am Klärwerksauslauf soll energetische Kapazitäten nutzen und die Temperatur des in die Pegnitz eingeleiteten Abwassers reduzieren. Damit wird die Ökologie des Gewässers naturnaher gestaltet, der Eingriff in den natürlichen Haushalt deutlich reduziert.

Die Biodiversität wird auch auf den betriebseigenen Flächen gefördert, zum Beispiel am Rückhaltebecken Braunsbacher Weg mit hohen Anteilen an Schilfbewuchs. Die entstandene Biodiversität ist für die heimische Vogelpopulation besonders erfolgreich. Der Umbau des Regenrückhaltebeckens Langwasser 2 mit Schilfanlagen und Sedimentationsbecken wurde durch den Freistaat Bayern 2014 mit dem Abwasserinnovationspreis prämiert.

Auch bei der Digitalisierung geht die Stadtentwässerung voran: Zum Beispiel wurden die Leitsysteme der Klärwerke und des Kanalbetriebs als kritische Infrastrukturen eingestuft und werden den stetig steigenden Anforderungen zur Cybersicherheit angepasst. Zur Inspektion von Entwässerungsanlagen wird bereits der Einsatz von Drohnen getestet und Videoaufnahmen aus der Kanalinspektion sollen automatisiert ausgewertet werden. Aktuell werden Systeme getestet, die eine teilautomatisierte Sanierungsplanung erlauben.    let