Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 805 / 18.07.2024

Meilenstein für Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle erreicht: Stadtrat beschließt die Vergabe des Ergänzungsbaus und das Finanzierungskonzept

Der Nürnberger Stadtrat hat einen Meilenstein für die Realisierung der Kulturentwicklungsvorhaben Kongresshalle gesetzt. Dort schafft die Stadt Nürnberg einen einzigartigen Kulturort, der Aspekte der Erinnerungskultur und der Künste miteinander verbindet. Hier werden die Sparten Musiktheater und Tanz während der Erweiterung und Sanierung des Opernhauses am Richard-Wagner-Platz proben und auftreten. Der Spielbetrieb in der Kongresshalle wird im neu zu errichtenden Ergänzungsbau im nordwestlichen Bereich des sogenannten Innenhofs stattfinden.

Mit großer Mehrheit hat sich der Stadtrat in seiner Sitzung am gestrigen Mittwoch, 17. Juli 2024, für die Vergabe des neu zu errichtenden Ergänzungsbaus für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg in der Kongresshalle an die Georg Reisch GmbH & Co. KG, Bad Saulgau, ausgesprochen. Der dem Angebot zugrundeliegende Entwurf wurde vom Architekturbüro LRO GmbH & Co. KG, Stuttgart, verfasst. Das Bauunternehmen und LRO haben bereits bei einigen Projekten erfolgreich zusammengearbeitet, beispielsweise beim Neubau des Münchner Volkstheaters, das termingerecht zum vereinbarten Kostenrahmen fertiggestellt wurde. In Nürnberg haben Reisch und LRO die Johann-Pachelbel-Realschule errichtet.

Des Weiteren hat der Stadtrat das Finanzierungskonzept für die Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle beschlossen. Die Gesamtkosten liegen bei 296 Millionen Euro und umfassen den Substanzerhalt der denkmalgeschützten Immobilie, den Ausbau von vier Segmenten des Kongresshallen-Rundbaus für die Ermöglichungsräume für Kunst und Kultur, den Ausbau von sechs Segmenten für die Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg sowie den neu zu errichtenden Ergänzungsbau im sogenannten Innenhof der Kongresshalle. Auf den Theaterbau entfallen 85,5 Millionen Euro.

Oberbürgermeister Marcus König begrüßt das Votum des Stadtrats: „Mit der Entscheidung des Stadtrats können wir den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen: Wir investieren an der Kongresshalle in Kunst, Kultur und eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung. Hier entstehen eine neue Spielstätte für das Staatstheater, Räume für Kunst und Kultur und ein Ort, der weit über Nürnberg hinaus ausstrahlen wird. In unmittelbarer Nähe schaffen wir in Lichtenreuth rund um die Technische Universität einen neuen Stadtteil, der an das Kulturareal andocken wird.“

„Ich danke dem Stadtrat für das nahezu uneingeschränkt ausgesprochene Vertrauen in die Planungen der Kultur- und Bauverwaltung. Unser Fokus liegt jetzt klar auf der Kongresshalle, hier soll die Kultur nachhaltig einen Ort besetzen, der bislang weitgehend ungenutzt und zudem historische Bürde ist. Das Staatstheater Nürnberg weiß nun, wie seine neue Heimstätte für Tanz- und Musiktheater aussehen wird, nämlich allen Anforderungen an einen modernen Spielbetrieb genügend und dem künftigen Spielort angemessen in der Außenwirkung“, betont Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner.

Das unterstreicht auch Staatsintendant Jens-Daniel Herzog: „Der Beschluss ist auch deshalb ein so tolles Signal, weil wir daran sehen, dass Nürnberg nicht nur Ideen, sondern auch den Mut hat, sich in die Zukunft zu bewegen. Das macht viel Hoffnung für die künftigen Entwicklungspotenziale. Das große Engagement auch des Freistaats, des Bundes und der EU zeigt, dass die Zukunft der Kongresshalle überregional und sogar international Beachtung findet. Wir verzeichnen bereits jetzt großes Interesse internationaler Künstlerinnen und Künstler, die sich sehr gut vorstellen können, zukünftig in der neuen Spielstätte tätig zu werden.“

Grundlage für die Entscheidung des Stadtrats war ein europaweites Verfahren, das die gemeinsame Vergabe der Planungs- und Bauleistungen ermöglicht. Solche Totalübernehmer-Verfahren haben sich vor allem bei Großbauprojekten bewährt, weil das Prinzip „Alles aus einer Hand“ eine zügige und effiziente Realisierung von Bauprojekten gewährleistet. Außerdem bieten Totalübernehmer-Verfahren neben der vertraglichen Garantie eines fixen Fertigstellungstermins auch ein hohes Maß an Kostensicherheit, weil die Leistungen zum vertraglich vereinbarten Festpreis vergeben werden.

Für den Geschäftsführenden Direktor der Stiftung Staatstheater Nürnberg, Christian Ruppert, bedeutet der Stadtratsbeschluss vor allem auch eines: Planungssicherheit. „Bayerns größtes Mehrspartenhaus mit über 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Hier sind wir nun ein großes Stück weitergekommenen und wissen, wo wir zukünftig arbeiten und für unser Publikum Theater machen können.“

Über den Entwurf des Ergänzungsbaus
Im Vergabeverfahren setzte sich das Angebot des Bieters Georg Reisch GmbH & Co. KG aus Baden-Württemberg durch. Der dem Angebot zugrundeliegende Entwurf des Ergänzungsbaus wurde vom Stuttgarter Architekturbüro LRO GmbH & Co. KG verfasst.

Der Ergänzungsbau umfasst die Bühne, den Zuschauerraum mit 800 Plätzen, den Orchestersaal sowie bühnennahe Funktionsbereiche – also diejenigen Räume, die aufgrund ihrer Größe beziehungsweise zwingenden Nähe zur Bühne nicht im Bestand des Kongresshallen-Rundbaus untergebracht werden können.

„Dem Bieterentwurf gelingt es, die komplexen Anforderungen aus Geschichte und Bestand der Kongresshalle baulich zu lösen“, so Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich. „Wir wollten bewusst keine sich selbst inszenierende Architektur, wichtig war eine Spielstätte, die sich in den Bestand untergeordnet einfügt. Das gelingt mit dem intensiv begrünten Projekt hervorragend.“

Der geplante Neubau nimmt bewusst die Gegenposition des massiven, hufeisenförmigen Kongresshallen-Torsos ein. Die Kubatur verbirgt sich hinter der Begrünung und verzichtet damit auf eine eigene Architektursprache. Grün entsteht dort, wo vor dem Bau der Kongresshalle eine bewaldete Fläche mit rund 800 Bäumen war. Der Theaterbau ist komplett reversibel gebaut.

Durch seine Gestaltung beeinträchtigt der Theaterbau die Wahrnehmung des Kongresshallen-Torsos nicht wesentlich. Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner: „Die Kongresshalle ist Erinnerungs- und Kulturort. Dabei gelingt es dem ausgewählten Entwurf für einen Ergänzungsbau, den Anforderungen des Denkmalschutzes wie denjenigen der Erinnerungskultur zu genügen. Das ist keine geringe Leistung.“

„Der ausgewählte Entwurf für den Ergänzungsbau hat uns vor allem durch seine Funktionalität überzeugt“, ergänzt Staatsintendant Jens-Daniel Herzog. „Er entspricht am besten den praktischen Bedürfnissen, die wir als Theatermacher in unserer täglichen Arbeit haben. Hier werden wir einige Jahre lang für unser Publikum sehr gutes Theater machen können.“

Auf der Website des Kulturareals Kongresshalle ist der Entwurf des Ergänzungsbau detailliert beschrieben: https://www.nuernberg.de/internet/kongresshalle/aktuell_90919.html

Fördermittel für den Ergänzungsbau
2021 wurden die Kosten für das Gesamtprojekt der Kulturentwicklungsvorhaben Kongresshalle auf 211 Millionen Euro veranschlagt. Das gestern vom Stadtrat verabschiedete Finanzierungskonzept geht von 296 Millionen Euro aus. Die Gründe dafür sind im Wesentlichen der allgemeine Aufwärtstrend der Baupreise sowie die längere Nutzungsdauer des Ergänzungsbaus: Ursprünglich war man von zehn Jahren ausgegangen; die Förderrichtlinien des Freistaats Bayern sehen jedoch eine Nutzung von mindestens 25 Jahren vor.

Von den 296 Millionen Euro sollen voraussichtlich 210 Millionen Euro durch Fördermittel von Bund, dem Freistaat Bayern und der Europäischen Union finanziert werden.

„Alleine könnten wir ein Projekt dieser Dimension nicht stemmen. Die Kongresshalle ist nicht allein Nürnbergs Angelegenheit, es ist ein Ort nationaler Dimension. Daher freue ich mich, dass sich Bund und Freistaat finanziell und ideell engagieren und damit bestätigen, dass der Stadtrat mit seiner Entscheidung richtig liegt“, erklärt Oberbürgermeister Marcus König.      js

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