Nr. 825 / 22.07.2024
In seiner Sitzung am Mittwoch, 17. Juli 2024, hat der Stadtrat den diesjährigen Umweltpreis vergeben. Dieser stand unter dem Motto „Wildnis in der Stadt“. Hauptpreisträger ist der „Stadtverband der Kleingärtner e. V.“ mit 4 000 Euro. Weitere Preisträger sind das Projekt „WiSo Oase“ mit 3 000 Euro sowie der „Verein Abenteuerspielplatz Goldbachwiese“ und der Gemeinschaftsgarten von Bluepingu e. V., „Die Wiese“, mit jeweils 1 000 Euro. Eine Anerkennungsurkunde ohne Fördergelder erhalten folgende Unternehmen: Die wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen, die Siemens Energy Global GmbH & Co. KG sowie die Vitesco Technologies Germany GmbH.
Mit dem Umweltpreis zeichnet die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre herausragende Leistungen zum Schutz der Umwelt und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung aus. Diese müssen entweder dem Stadtgebiet selbst zu Gute kommen oder einen Bezug zu Nürnberg haben. Die Preisverleihung wird Anfang Oktober stattfinden. Britta Walthelm, Juryvorsitzende und Referentin für Umwelt und Gesundheit, freut sich: „In diesem Jahr haben uns sehr viele gute Bewerbungen zum Umweltpreis erreicht. Die Auswahl fiel uns nicht leicht. Unter dem Motto ‚Wildnis in der Stadt‘ haben wir Projekte gesucht, die die Stadt als Lebensraum für Tiere und Pflanzen kennzeichnen. Die eingereichten Projekte haben gezeigt, wie vielfältig die Stadtnatur sein kann und wie viel Biodiversität in der Stadt möglich ist.“
Beim Referat für Umwelt und Gesundheit gingen 39 Bewerbungen ein. Davon erfüllten 38 Bewerbungen die formalen Voraussetzungen. Sie wurden von der Preisjury ausführlich diskutiert und bewertet. Die Jury beschloss ihren Vorschlag für den Stadtrat, zur Nominierung der Preisträger und Aufteilung der Preisgelder, einstimmig. Der Stadtrat stimmte dem Vorschlag zu.
Hauptpreisträger: Stadtverband der Kleingärtner e. V.
Der Stadtverband der Kleingärtner e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der seit über einem Jahrhundert besteht. Gemeinsam mit angeschlossenen Vereinen und der fachkundigen Unterstützung der höheren Naturschutzbehörde der Regierung von Mittelfranken unterstützt der Stadtverband die Schaffung und Erhaltung von Streuobstwiesen. Diese bieten die Möglichkeit, einheimische Pflanzen und alte Obstsorten anzubauen und zu erhalten.
Durch die Blütennahrung dienen die Streuobstwiesen vielen Bienen und anderen Bestäubern als Nahrungsquelle und schaffen so einen Lebensraum für viele Insekten. Dadurch trägt der Stadtverband maßgeblich zur Biodiversität und ökologischen Nachhaltigkeit in Nürnbergs Kleingärten und Kleingartenanlagen bei. Ausschlaggebend für die Verleihung des Hauptpreises war zum einen die große Reichweite des Stadtverbands der Kleingärtner. Zum anderen soll der Umweltpreis einen weiteren Anreiz für weiteres Engagement für mehr Biodiversität schaffen.
Weitere Würdigungen
Die „WiSo Oase“ ist das erste und große ehrenamtliche Projekt der „pflanzoasen GmbH“ der Brüder Jonas und Niklas Götz. Ziel des Projekts ist mit Hinblick auf den Klimawandel eine zukunftsorientierte Oase zu schaffen, bei der die Artenvielfalt und der Klimaresilienz gefördert wird. Die Oase befindet sich in der nördlichen Nürnberger Altstadt auf den ehemaligen Rasenflächen am Campus des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Studierende und Mitarbeitende der FAU, fachlich engagierte Menschen, Senioren und Seniorinnen und eine Schulklasse haben beim Anlegen und Pflegen dieser Oase zusammengearbeitet.
So entstanden diverse Blühflächen, ein Totholzgarten, ein Reptilienmeiler, ein Sandarium, Trockenmauern, ein Klimawald (im Entstehen), Benjeshecken und essbare Hecken sowie Orte, die zum Verweilen für Menschen aus der Nachbarschaft und Studierende einladen. Zudem bietet die Oase verschiedene Lebensräume für Insekten, Eidechsen und vieles mehr. So fördert sie die Artenvielfalt. Die Jury betrachtet das Projekt „WiSo Oase“ wie ein Labor, in dem damit experimentiert wird, welchen Einfluss die Klimaveränderung auf eventuell klimaresilientere Pflanzen im Vergleich zu einigen lange hier beheimateten Pflanzen haben. Deswegen erhält die „WiSo Oase“ den zweiten diesjährigen Umweltpreis.
Der Verein Abenteuerspielplatz Goldbachwiese in Gleißhammer bietet neben seinen Angeboten zu Spiel und Spaß auch einen Ruhebereich, in dem Schilf, Brombeeren und viele Weiden wachsen. Auf dem etwas sumpfigen Gebiet ist ein Weg angelegt, der mit verwitterten Baumstämmen, Steinen und kleinen Schildern gekennzeichnet ist. Daher ist dieser Bereich insoweit gepflegt, dass Kinder ihn gut nutzen können, um Erfahrungen im Natur- und Umweltbereich zu sammeln. Der Stadtrat zeichnet den Verein Abenteuerspielplatz Goldbachwiese mit dem Umweltpreis aus, weil Kindern in einer Großstadt auf diese Weise Einblick in die Artenvielfalt, Flora und Fauna eines natürlichen Feuchtbiotops gewährt wird.
Der Gemeinschaftsgarten von Bluepingu e. V. „Die Wiese“ bildet mit seinen Bäumen und Hochbeeten seit 2018 einen guten Kontrast zur Südstadt. Neben Urban Gardening und Praktiken wie Kompostierung und Aquaponik werden in der Wiesenstraße 19 auch Kenntnisse im Rahmen von Workshops zum Thema Nachhaltigkeit und Naturpädagogik vermittelt. Zudem gibt es eine Outdoorküche, einen Schuppen und ein Solidarisches Landwirtschaftsdepot (SoLaWi-Depot). Auch Feste und Veranstaltungen, wie der „WiesenWaffeltag“, „O´Pflanzt is!“, das Sommerfest, die regelmäßigen Yogakurse und „Snack & Schraub“ laden zum Besuch und Verbleib ein. Der Umweltpreis würdigt das breite Engagement in der Umweltbildung.
Anerkennungsurkunden
Die wbg Nürnberg GmbH hat das Pilot-Projekt Animal-Aided Design (AAD) in Langwasser ins Leben gerufen. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zum Stadtumbau für die Quartiersentwicklung und zur Verbesserung des Stadtklimas. Ziel des Pilot-Projekts ist es, den Stadtumbau wildtierfreundlich zu gestalten, und mit den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner in Einklang zu bringen. Beispiele hierfür sind Steine und Sand als Lebensraum für Eidechsen- und Sandbienen sowie angelegte Laubhaufen für Igel. Wiesen werden bewusst nur zweimal jährlich gemäht, um die Artenvielfalt der Pflanzen und Insekten wie etwa Schmetterlinge, Bienen und das Ampfer-Grünwidderchen zu fördern. Des Weiteren gibt es Nistkästen und Fassaden für Fledermäuse, Totholzhecken für Feldsperlinge und extensiv begrünte Dächer. Das Projekt stellt eine große Bereicherung für Mensch und Tier in urbaner Umgebung dar. Wegen seines hohen Werts für die Quartiersentwicklung erhält die wbg die Anerkennungsurkunde für das Pilot-Projekt Animal-Aided Design.
Der „Industrial Jungle“ der Siemens Energy Global GmbH & Co. KG befindet sich auf einer ungenutzten Fläche auf dem Werksgelände von Siemens. Es wurde weitgehend der Natur überlassen, sodass ein Lebensraum für zahlreiche Pflanzen, Insekten wie Erdhummeln, Kleintiere wie Fledermäuse aber auch Vögel wie etwa Buntspechte entstand. Im ungenutzten Gebäudeturm hat sich inzwischen ein Pärchen Turmfalken eingenistet. Zudem befinden sich ein kleiner Wald und viele verschiedene Pflanzen auf dem Gelände. Die Anerkennungsurkunde belohnt diesen Einsatz der Siemens Energy Global GmbH & Co. KG für die Artenvielfalt.
Auf einem renaturierten Gelände der Vitesco Technologies Germany GmbH in der Sieboldstrasse 19 im Nürnberger Industriegebiet Schafhof befinden sich viele einheimische Baumarten und eine Sandachse. Seit 2022 wurden erste Insektenhotels, Vogel- und Igelhäuschen und Fledermauskästen aufgestellt. So entstand ein Lebensraum für Zauneidechsen, Ameisenlöwen, Sandläufer, Igel, Fledermäuse, Wildbienen und vieles mehr. Der angelegte „Bienen-Highway“ erleichtert zudem Wildbienen die Nahrungssuche. Ein beschilderter Umweltlehrpfad bietet außerdem die Möglichkeit, Mitarbeitende auf das Thema Umweltschutz aufmerksam zu machen. Für diesen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt und Umweltbildung wird die Vitesco Technologies Germany GmbH mit einer Anerkennungsurkunde ausgezeichnet. let