Nr. 1062 / 02.10.2024
Am Dienstag, 1. Oktober 2024, haben Oberbürgermeister Marcus König und Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, den Umweltpreis 2024 der Stadt Nürnberg in den Räumen der Handwerkskammer für Mittelfranken überreicht. Das diesjährige Motto für den Umweltpreis lautet „Wildnis in der Stadt“. Hauptpreisträger ist der „Stadtverband der Kleingärtner e. V.“, der mit 4 000 Euro ausgezeichnet wurde. Ausschlaggebend für die Preisjury war unter anderem die große Reichweite des Verbands.
Auf Platz zwei kam das Projekt „WiSo Oase“, das große ehrenamtliche Projekt der „pflanzoasen GmbH“ der Brüder Jonas und Niklas Götz, das mit 3 000 Euro bedacht wurde. Die Jury betrachtet die Biodiversitätsfläche am Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) er Friedrich-Alexander-Universität als Experimentierfeld für klimaresiliente Pflanzen am Standort Nürnberg. Platz drei mit je 1 000 Euro Preisgeld teilen sich zwei Wiesen, die in erster Linie dem sozialen Miteinander dienen. In der Wildnis des Abenteuerspielplatzes Goldbachwiese machen Schulkinder teilweise ihre erste Erfahrung mit der Natur. „Die Wiese“ von Bluepingu e. V. ist ein sozialer Treffpunkt im Quartier und steht für Urban Gardening, Kompostierung, Aquaponik, Naturpädagogik und Nachhaltigkeit.
Anerkennungsurkunden als Würdigung des Umweltengagements für Unternehmen wurden verliehen an die „wbg Nürnberg GmbH“, die „Siemens Energy Global GmbH & Co. KG“ sowie die Schaeffler AG – Vitesco Technologies Nürnberg. Die wbg Nürnberg GmbH erhält die Anerkennungsurkunde für ihr langfristig angelegtes Pilot-Projekt Animal-Aided Design (AAD). Die Siemens Energy Global GmbH & Co. KG hat eine ungenutzte Fläche in einen „Industrial Jungle“ umgewandelt, der weitgehend der Natur überlassen bleibt. Auch die Schaeffler AG – Vitesco Technologies Nürnberg erhält eine Urkunde für ihr renaturiertes Gelände im Nürnberger Industriegebiet Schafhof.
Oberbürgermeister Marcus König erläutert das Motto des diesjährigen Umweltpreises: „Wildnis gibt es auch in Städten, wenn wir die Räume dafür zulassen. Und jeder kann etwas tun: Eine wilde Blühwiese ist auch einfach Wildnis. Aber klar: Die Räume für wilde Pflanzen und wilde Tiere sind gerade im urbanen Raum sehr selten. Mit abnehmender Zahl der Wildtiere und -pflanzen steigt der Wert der Wildnis. Wir müssen uns fragen, ob wir der Natur bis in den letzten Winkel unseren Gestaltungswillen aufzwingen müssen.“ Das erfordere aber mehr Kommunikation, so das Stadtoberhaupt weiter: „Wir müssen hier noch mehr erklären: Wenn wir beispielsweise bestimmte Grünflächen nicht mähen, dann kommt gleich die Beschwerde, dass wir die Stadt verlottern lassen – obwohl das hier mit voller Absicht passiert, um eben Blühwiesen und andere Rückzugsorte für Insekten zu ermöglichen.“
Nürnbergs Umwelt- und Gesundheitsreferentin Britta Walthelm dazu: „Auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Die Stadt ist an vielen Stellen ein wahrer Hort der Artenvielfalt. Nicht wenige Tier- und Pflanzenarten wissen die Vorteile des urbanen Raums für sich zu nutzen. Seien es die Nischen und Vorsprünge historischer Gebäude, ‚vergessene‘ Grünbereiche, das üppige Angebot ungespritzter Balkonblumen oder das günstigere Mikroklima im Winter. Grundsätzlich kann auch jede und jeder von uns zu mehr Artenvielfalt beitragen. Es reicht schon ein blühender Kräutertopf auf dem Fensterbrett, um Bienen und Co. zu begeistern.“
Kleingärten werden oftmals als Synonym für akkurat angelegte Gärten und Spießigkeit hinterm Gartenzaun beschrieben. Doch immer mehr Kleingärtner betreiben inzwischen auch aktiven Natur- und Artenschutz. In den Nürnberger Anlagen sind alle Abstufungen vom aufgeräumten bis zum verwilderten Garten zu finden.
Der „Stadtverband der Kleingärtner e. V.“ besteht aus etwa 250 Vorständen von 44 Kleingartenvereinen, deren Mitglieder 6 000 Gärten auf 2,5 Millionen Quadratmeter betreuen. Der Verband strebt mehr Artenvielfalt vor allem für die Gemeinschaftsflächen, die Ränder der Wege und Parkplätze an. Seit 2013 ist der Stadtverband Mitglied im Nürnberger Bündnis für Biodiversität. Zudem arbeitet er eng mit Schulen zusammen. Für die vorbildliche Kooperation wurde der Stadtverband 2022 mit dem Sonderpreis des Bayerischen Biodiversitätspreises ausgezeichnet.
Seit fünf Jahren fördert der Stadtverband die Verbreitung heimischer Stauden, die man im Gartenfachhandel eher selten findet. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Projekt „Streuobstwiese“ auf naturnahen Grünflächen. Vor zwei Jahren wurden die ersten fünf Obstbäume auf einer ehemaligen Parkfläche des Kleingartenvereins „Gaismannshof III am Zuckermandelweg“ angepflanzt, bis Ende Oktober 2024 wird die Zahl der zusätzlichen Obstbäume in den Schrebergärten des Stadtgebiets auf über 200 angewachsen sein.
Mit dem Umweltpreis zeichnet die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre herausragende Leistungen zum Umweltschutz und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung aus, die im Stadtgebiet wirksam werden oder einen Bezug zu Nürnberg haben. let
Mehr zum Umweltpreis der Stadt Nürnberg unter umweltpreis.nuernberg.de