Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1267 / 18.11.2024

Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis 2025 geht an israelisch-palästinensische Versöhnungsinitiative Parents Circle – Families Forum (PCFF)

Verständigung, Aussöhnung und konsequente Dialogbereitschaft – die israelisch-palästinensische Versöhnungsinitiative Parents Circle – Families Forum (PCFF) erhält den mit 25 000 Euro dotierten Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis 2025. Das hat die Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Marcus König in ihrer Sitzung am Samstag, 16. November 2024, beschlossen. Seit 1995 bringt die PCFF israelische und palästinensische Familien zusammen, die durch den Nahostkonflikt ein Familienmitglied verloren haben, und bietet Bildungsprogramme und Aktivitäten zur Trauerbewältigung. „Gemeinsam setzen sie sich für ein Ende des Blutvergießens ein und rufen zur Versöhnung auf. Ihr Engagement für die Förderung gewaltfreier Lösungen des Konflikts ergibt sich aus der gemeinsamen Erfahrung des Verlusts“, so die internationale Preis-Jury in ihrer Begründung.

Die Israelin Robi Damelin und der Palästinenser Bassam Aramin werden die Auszeichnung im Namen der Versöhnungsinitiative PCFF bei der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises am Sonntag, 21. September 2025, entgegennehmen. Die Nichtregierungsorganisation besteht aus mittlerweile 750 Mitgliedern und einem 20-köpfigen, gemeinsamen israelisch-palästinensischen Team. Sie agiert von zwei Büros aus: eines in Ramat Efal in Israel und eines in Beit Jala im Westjordanland. Oberbürgermeister Marcus König betont: „Der schreckliche Krieg wirkt auch in unsere Stadtgesellschaft hinein, auch hier sind Bürgerinnen und Bürger direkt oder mittelbar vom unsagbaren Leid im Nahen Osten betroffen. Wir können den Konflikt hier in Nürnberg nicht lösen, aber wir können Initiativen unterstützen, die sich vor Ort für Versöhnung und Dialog einsetzen.“

Konsequente Bereitschaft zu Dialog und Versöhnung

Gerade auch nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 setzt die PCFF ihre Arbeit und ihre Bereitschaft zum Dialog unbeirrt und konsequent fort – trotz verstärkter Proteste gegen ihre Arbeit, wie die Preis-Jury hervorhebt. Inmitten von Krieg und Mobilitätsbeschränkungen hat es die Organisationen mit Hilfe ihrer Mitarbeitenden und ihrer Mitglieder geschafft, über Online-Formate in Kontakt zu bleiben, laufende Verständigungsprogramme und ihre Social-Media-Aktivitäten für ihre Versöhnungsarbeit fortzusetzen. So fand etwa das alljährliche Sommercamp mit seinem einwöchigen Programm mit israelischen und palästinensischen Jugendlichen in Zypern im August 2024 statt.

Empathie als Weg zur Überwindung von Feindseligkeit

Die PCFF ist bemüht, Dialoge zu fördern und Brücken zu bauen. Ihr Engagement fußt auf der Überzeugung, dass Verständnis und Empathie Feindseligkeit überwinden können. Die Mitglieder stehen in ihrer Trauer zusammen und bieten Bildungsprogramme an, die Empathie zwischen Israelis und Palästinensern fördern. In einem ihrer Begegnungsformate, dem sogenannten Dialogtreffen, teilen eine Israelin oder ein Israeli sowie eine Palästinenserin oder ein Palästinenser mit dem Publikum ihre Geschichte des Verlusts – und damit auch ihre mutige Bereitschaft zur Versöhnung. Mit diesem Angebot, das auch Schulklassen in Anspruch nehmen, hat die PCFF in den vergangenen zwanzig Jahren über 250 000 Menschen erreicht. Eine weitere wichtige Veranstaltung der PCFF ist eine jährliche Gedenkzeremonie, bei der Israelis und Palästinenser zusammen trauern. Dabei wird anerkannt, dass der Verlust von Angehörigen im Konflikt Schmerz und lebenslange Trauer mit sich bringt – unabhängig von der nationalen Identität.

Mit der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2025 würdigt die Jury das wichtige Engagement der PCFF, „die selbst in schwierigsten Zeiten die Kommunikationskanäle zwischen Israelis und Palästinensern offenhält. Obwohl Polarisierung den Dialog oft sinnlos erscheinen lässt, erinnert die Würdigung solcher Bemühungen die Welt daran, dass Fortschritt oft mit kleinen, mutigen Schritten beginnt – durch Neugier auf das Gegenüber“, macht die international besetzte Jury in ihrer Begründung deutlich.

„Ihr Mut, den Schmerz des ‚Anderen‘ in diesem lang anhaltenden Konflikt anzuerkennen und anzunehmen, obwohl sie von ihren eigenen Gemeinschaften kritisiert und manchmal sogar bedroht werden, ist bemerkenswert. Sie streben nach Dialog und Versöhnung und nicht nach Rache, damit keine andere Familie auf beiden Seiten den Verlust und den Schmerz erleiden muss, den sie erlitten haben“, betont Jury-Mitglied Noa Karavan-Cohen. Neben Noa Karavan-Cohen und Oberbürgermeister Marcus König sind Prof. Dr. Jean Ahn, Iris Berben, Anne Brasseur, Prof. Dr. Hilal Elver, Kagwiria Mbogori, Morten Kjærum und Gladys Acosta Vargas weitere prominente Mitglieder der neunköpfigen Jury.

Seit 1995 vergibt die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre die Auszeichnung an Personen, die sich zum Teil unter erheblichen persönlichen Risiken für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Der Preis ist laut Satzung ein Symbol dafür, dass von Nürnberg, der einstigen Stadt der nationalsozialistischen Reichsparteitage und der menschenverachtenden NS-Rassegesetze, „in Gegenwart und Zukunft nur noch Signale des Friedens und der Völkerverständigung ausgehen“.

Die Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises am Sonntag, 21. September 2025, die traditionell im Opernhaus stattfindet, ist die mittlerweile 16. Vergabe der renommierten Auszeichnung.    maj

Weitere Informationen zum Preis, zur Jury und zur Preisträgerin online unter 
menschenrechte.nuernberg.de
www.theparentscircle.org/en/homepage-en/

 

 

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