Nr. 1327 / 02.12.2024
Seit 2010 informiert am historischen Ort der Nürnberger Prozesse eine Dauerausstellung über das Gerichtsverfahren vor dem Militärgerichtshof, die Nachkriegsprozesse sowie deren Auswirkungen auf die Entwicklung des Völkerstrafrechts. Als Ergänzung dazu entsteht im Memorium Nürnberger Prozesse 2025, 80 Jahre nach Kriegsende, ein App-basiertes Lernspiel als sogenanntes Serious Game, das die Dauerausstellung künftig in den digitalen Raum erweitert.
Das primäre Ziel eines Serious Games ist es, ein authentisches und glaubwürdiges, aber auch unterhaltendes Lernerlebnis zu schaffen. Die Schöpfer des Hauptkriegsverbrecherprozesses waren mit zahlreichen schwierigen Fragen konfrontiert: Was ist ein fairer Prozess? Wer darf mögliche Täter von Kriegsverbrechen anklagen? Und welche Rolle sollen Opfer vor Gericht spielen? Mit genau diesen Sachverhalten können sich die Nutzerinnen und Nutzer im Spiel auseinandersetzen. Sie stoßen während des Spielens auf die Einschätzungen und Ideen realer historischer Personen wie beispielsweise des Chefanklägers Robert H. Jackson sowie auf historische Quellen. Diese helfen ihnen, die nötigen Entscheidungen zu treffen. Außerdem werden die Konsequenzen der getroffenen Entscheidungen, auch am Beispiel von aktuellen internationalen Strafgerichtshöfen, erklärt. Ziel ist es, die moralischen und politischen Dilemmata zu erkennen, die beim Aufbau eines internationalen Gerichts entstehen, und die eigene ethische Haltung zu reflektieren.
Das Spiel ist ab Ende 2025 als Mobile App in deutscher und englischer Sprache verfügbar. Es richtet sich primär an Einzelbesucherinnen und Einzelbesucher, parallel entsteht aber auch ein Bildungsprogramm für Schulklassen. Neben der Nutzung vor Ort wird es auch über App-Stores öffentlich zugänglich sein.
Gemeinsam mit einem wissenschaftlichen Team des Memoriums entwickeln die Berliner Game-Producer von Playing History das Spiel. Die Firma hat den Deutschen Computerspielpreis 2024 gewonnen und bereits vergleichbare Projekte für Museen und Gedenkstätten verwirklicht.
Das innovative Projekt entsteht in Kooperation mit dem Fritz-Bauer-Institut, dem Haus des Spiels sowie den Studiengängen Game Design und Mediendesign der Hochschule Fresenius. Das Projekt wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und dem Bundesministerium der Finanzen gefördert. ja
Weitere Informationen über das Projekt vermittelt der aktuelle Artikel im Museenblog: https://go.nuernberg.de/SLdOkHj3