Erstmalig in seinem 14-jährigen Bestehen hat das Memorium Nürnberger Prozesse am Donnerstag, 19. Dezember 2024, seinen 150 000. jährlichen Gast begrüßt. Damit gehört das Haus zu den besucherstärksten Einrichtungen der Museen der Stadt Nürnberg. Das Interesse an Memorium und dem Saal 600 ist vor allem international sehr groß, rund 75 Prozent der Menschen, die die Einrichtung besuchen, kommen aus dem Ausland.
Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner empfing den 150 000. Gast des Jahres persönlich. Es handelt sich um den 29-jährigen Jason Miller, Flugzeugmechaniker aus New York, der bei United Airlines arbeitet und in Denver, Colorado, wohnt. Aufgrund einer Flugumleitung verschlug es ihn eher zufällig nach Nürnberg, aber weil ihm die Stadt so gut gefällt, entschied er sich, gleich drei Tage zu bleiben und sich mehrere Museen anzusehen. An seinem vorletzten Tag besuchte er das Memorium. Julia Lehner betonte: „Über 150 000 Menschen haben 2025 das Memorium Nürnberger Prozesse besucht – das ist ein neuer Besucherrekord und die Tendenz bleibt steigend. Es war die richtige Entscheidung, am historischen Ort eine Einrichtung zu verankern, die Information und Aufklärung zu den ‚Nürnberger Prozessen‘ anbietet. Hier wurde der Grundstein für ein modernes Völkerstrafrecht gelegt und damit Weltgeschichte geschrieben. Auch dank Unterstützung des Bundes und des Freistaats ist das Memorium zu einer international angesehenen Institution gewachsen.“
Museumsleiter Alexander Korb sagte: „Der hohe Zuspruch von Gästen aus dem In-, vor allem aber aus dem Ausland im Memorium verdeutlicht, dass für die Menschen Gerechtigkeit kein abstraktes Gut ist, sondern dass sie konkret sehen wollen, wo und wie die nationalsozialistischen Kriegsverbrecher zur Verantwortung gezogen wurden. In unserer Ausstellung wenden sich die Besucherinnen und Besucher anschließend Fragen des heutigen Völkerstrafrechts zu und stellen sich die Frage, wie Kriegsverbrecher heute zur Rechenschaft gezogen werden können. Das große Interesse an diesem Thema gibt Anlass zur Hoffnung.“
Im Nürnberger Justizpalast mussten sich vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 führende Vertreter des nationalsozialistischen Regimes vor einem internationalen Gericht für ihre Taten verantworten. Das Memorium Nürnberger Prozesse informiert am historischen Ort über den „Hauptkriegsverbrecherprozess“. Es richtet außerdem den Blick auf die von 1946 bis 1949 durchgeführten „Nachfolgeprozesse“ und die Auswirkungen der Verfahren auf die Entwicklung des Völkerstrafrechts. Ein umfangreiches Programm aus Führungen, Workshops, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen und Vortragsreihen sowie ein vielfältiges inklusives und pädagogisches Angebot erschließen die Dauerausstellung. Der Saal 600 ist als Teil der Dauerausstellung zugänglich, mehrmals täglich läuft hier die preisgekrönte Installation „Zeitreise Saal 600“. Im „Cube 600“ auf dem Vorplatz des Gebäudes sind regelmäßig Wechselausstellungen zu sehen. Perspektivisch soll hier ein Besucherzentrum entstehen, das mit eigenen Seminarräumen, Wechselausstellungräumen, einer Cafeteria und einer verbesserten Eingangssituation dem hohen Besucheraufkommen und der internationalen Ausstrahlungskraft des Orts gerecht wird. boe