Wieder können die Ausstellungshäuser des KunstKulturQuartiers – Kunsthalle Nürnberg, Kunsthaus und Kunstvilla – auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2024 zurückblicken. Alle drei Häuser durften sich über viele Besuchende freuen. Zu den besucherstärksten Ausstellungen im vergangenen Jahr gehörten in der Kunsthalle Nürnberg „Here in the Real World“ von Monika Michalko, „auf den Weg gebracht“ in der Kunstvilla anlässlich ihres zehnjährigen Jubiläums sowie der „Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten“ im Kunsthaus.
Alle Ausstellungen wurden und werden von einem umfangreichen Veranstaltungsangebot begleitet, darunter Workshops, Gespräche mit Künstlerinnen und Künstlern, dialogische Führungen und Gesprächsangebote. „Kunstvilla, Kunsthaus und Kunsthalle Nürnberg sind lebendige Begegnungsorte. Mit spartenübergreifenden Vermittlungsangeboten machen sie Kunst in ihren verschiedenen Formen inhaltlich wie partizipativ vermittelbar“, so der Leiter des KunstKulturQuartiers Michael Bader.
Auch im Ausstellungsjahr 2025 warten die drei Ausstellungshäuser des KunstKulturQuartiers wieder mit einem interessanten und breitgefächerten Ausstellungsangebot auf.
Eine private Sammlung, seit mehr als vier Jahrzehnten gewachsen, steht im Fokus der Frühjahrsausstellung „Sammlung Wilhelm Otto Nachf.“ in der Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Straße 32. Sie beleuchtet eine Sammlerpersönlichkeit, die sich mit großer Leidenschaft allen Genres und Gattungen der zeitgenössischen Kunst widmet. Zwischen Comic, Trickfilm und Illustration bewegt sich das Künstlerduo Mrzyk & Moriceau. Dabei sind sie im kleinen Format ebenso zu Hause wie in großformatigen Wandzeichnungen. Mit Augenzwinkern verweisen sie in ihren Zeichnungen und Filmen auf die Schwachstellen in unserer Gesellschaft. Die Gruppenausstellung „The Best Show Ever“ wird die Superlative und den Optimierungswahn des Kunstmarkts in den Mittelpunkt stellen. Wer ist die beste Künstlerin oder der beste Künstler? Welches Kunstwerk hat den größten Showeffekt oder Schauwert und welches ist das teuerste? Stille und leise Töne sind bei dieser Ausstellung nicht gefragt.
Das Kunsthaus in der Königstraße 93 stellt in seiner Frühjahrsausstellung zwei Kunstschaffende vor, deren Werke in der zeitgenössischen Gegenwartskunst ziemlich außergewöhnlich wirken. Zwischen Street-Art, Urban-Art und kunsthistorischen Rückkoppelungen an die Bewegung Nouveau Réalisme der 1960er-Jahre in Paris und Rom agieren Cris Koch und Ariane Kipp mit ihren Transformationen des Plakats im Grenzbereich zwischen Lyrik, Fotografie, Typografie und zeitgenössischer Kunst. Mit der US-amerikanischen Fotografin Ruth Orkin stellt das Kunsthaus im Herbst eine in Europa noch kaum bekannte Pionierin der Fotografie vor. Sie gilt als eine frühe Feministin im Kontext der Fotogeschichte des 20. Jahrhunderts, denn in ihrem Werk steht vor allem die Frau in der Gesellschaft der 1950er/60er-Jahre im Fokus.
Künstlerinnen und Künstler, die Nürnberg nach ihrer Ausbildung verlassen haben, um neue Einflüsse aufzunehmen, stehen im Fokus der Ausstellung „Fokus Leipzig“ in der Kunstvilla, Blumenstraße 17. Gezeigt werden fünf künstlerische Positionen zwischen Figuration und Abstraktion, die die Malerei ortsbezogen in den Raum erweitern. Der 2004 verstorbene Künstler Oskar Koller zählt zu den bekanntesten Künstlerpersönlichkeiten Nürnbergs. Sein unverwechselbarer Stil ist nicht nur in den jährlich mit seinen Motiven erscheinenden Kalendern gegenwärtig. Die Kunstvilla ehrt ihn mit einer Retrospektive zu seinem 100. Geburtstag. Ein weiteres Highlight in der Kunstvilla ist das jährlich mit Unterstützung der Kunstvilligen – dem Förderverein des Hauses – stattfindende Museumsfest Ende Juni, das ein breit gefächertes Programm bietet.
Vorschau: Ausstellungsprogramm 2025 in der Kunsthalle Nürnberg
Sammlung Wilhelm Otto Nachf. (22. März bis 8. Juni 2025)
Die Kunsthalle Nürnberg präsentiert Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Installationen und Videoarbeiten aus einer Kölner Privatsammlung, die seit Mitte der 1980er-Jahre gewachsen ist und Werke von so international profilierten Künstlerinnen und Künstlern wie Ed Atkins, Cosima von Bonin, Miriam Cahn, Fischli/Weiss, Isa Genzken, Petrit Halilaj, Georg Herold, Michael Sailstorfer, Gregor Schneider, Cindy Sherman und Wolfgang Tillmans umfasst. Rund 70 Werke von 40 Künstlerinnen und Künstlern wurden für die Ausstellung ausgewählt und ergeben einen abwechslungsreichen Parcours durch die acht Oberlichtsäle der Kunsthalle Nürnberg. Mit dem Namen „Sammlung Wilhelm Otto Nachf.“ erinnert der leidenschaftlich sammelnde Unternehmer, der ungenannt bleiben möchte, an seine beiden Großväter Wilhelm und Otto.
Mrzyk & Moriceau. Double or Nothing (27. Juli bis 5. Oktober 2025)
Dem Motto „One drawing a day keeps the doctor away!“ folgend haben Petra Mrzyk (*1973 in Nürnberg) und Jean-François Moriceau (*1974 in Saint-Nazaire, FR) seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit im Jahr 1998 ein umfangreiches und inhaltlich dichtes zeichnerisches Werk aus surrealen, kaleidoskopartigen Bildern voller Humor und Erotik geschaffen. Oft greifen sie dabei auf Sujets aus der Populärkultur zurück, die sie aus ihrem ursprünglichen Kontext lösen und in einen neuen Sinnzusammenhang setzen. Es ist eine skurrile Welt, in der es von scharf beobachteten Alltagsabsurditäten und surrealen Wesen nur so wimmelt.
The Best Show Ever (1. November 2025 bis 1. März 2026)
Die Kunstwelt hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer kleinen Community zu einer globalen Industrie entwickelt. Dabei scheint die Grenze zur Event-und Konsumkultur immer mehr zu verschwimmen: Künstlerinnen und Künstler müssen ununterbrochen „innovativ“ sein, Blockbuster-Ausstellungen sollen neue Rekordzahlen an Besucherinnen und Besuchern erzielen, während Kuratorinnen und Kuratoren, Galerien und Sammlerinnen und Sammler ständig dem Neuen hinterherjagen. Zahlreiche Rankings küren jedes Jahr die besten Kunstausstellungen, die wichtigsten Museen, die teuersten Bilder und die bedeutendsten lebenden Künstlerinnen und Künstler. „The Best Show Ever“ befasst sich mit diesen Entwicklungen und zeigt rund 20 künstlerische Positionen, die sich mit dem kreativen Prozess, dem Kunstbegriff und dem aktuellen Kunstbetrieb kritisch-humorvoll auseinandersetzen.
Vorschau: Ausstellungsprogramm 2025 im Kunsthaus
Inside Streets. Ariane Kipp & Cris Koch (15. März bis 15. Juni 2025)
Ariane Kipp (Berlin) beschäftigt sich in ihren jüngsten Arbeiten seit 2022 intensiv mit der Umarbeitung von Plakaten aus dem öffentlichen Raum zu skulpturalen Objekten. Die farbprächtigen Arbeiten werden aus dem versteiften Papier der Plakatwände zu eigenen Skulptur Objekten ge- und verformt und anschließend in Epoxidharz gegossen und somit fixiert. Die Künstlerin legt einen großen Schwerpunkt auf das dekonstruierende Moment der ursprünglichen Werbebotschaften in der Sprache und die Neukontextualisierung dieser durch den künstlerischen Eingriff.
Cris Koch (München) arbeitet am gleichen Objekt. Auch er entnimmt den städtischen Werbelandschaften auf Plakatflächen Ausschnitte und kontextualisiert diese neu. Während bei Kipp das Wort im Fokus steht, ist es für Cris Koch, der an der Nürnberger Akademie bei Jochen Flinzer studierte, vor allem das Bild, das im Zentrum steht. Koch entdeckt sowohl das Bild hinter dem Bild neu, als auch durch die Ausschnitte den Bezug zu einer visuell gegebenen eigenen Formensprache. Die Ausstellung der geistesverwandten Künstlerin und des Künstlers ist im Grenzbereich zwischen zeitgenössischer Kunst, Fotografie und Literatur angesiedelt und bezieht sich auf die Affichisten aus den 1950er-Jahren in Frankreich.
Im Anschluss wird bis 31. August 2025 die jährliche Erfolgsschau „Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten“ wieder im Kunsthaus zu Gast sein.
Ruth Orkin (2. Oktober 2025 bis 11. Januar 2026)
Ruth Orkin gehörte zu den Pionierinnen der professionellen Fotografie der 1940er- und 1950er-Jahre. Obwohl sie in zahlreichen Zeitungen und Magazinen, wie „New York Times, Life oder Look“, publizierte und ihre Fotografien Teil der legendären Ausstellung „The Family of Man“ im MoMA waren, ist ihr Werk, das sich mit dem der großen Fotografinnen und Fotografen ihrer Zeit messen lässt, international noch wenig bekannt.
Bereits im Alter von zehn Jahren begann Ruth Orkin zu fotografieren. 1939 entstand ihre erste große fotografische Arbeit. 17-jährig durchquerte sie die USA mit dem Fahrrad und der Kamera, einmal von L. A. nach New York zur Weltausstellung. Dorthin folgte 1943 der Umzug.
Eine ihrer bedeutendsten Serien ist „American Girl in Italy“ aus dem Jahr 1951, die zu einem Sinnbild der Frauenbewegung der 1960er- und 1970er-Jahre wurde. Für die Aufnahme porträtierte sie 1951 ihre Reisebekanntschaft Ninalee Craig (Jinx Allen) umringt von Männern in Florenz. Jinx wurde zu ihrer Freundin und Muse und inspirierte sie zu einer ganzen Serie, die mit ironischem Blick zeigt wie es war, in den 1950er-Jahren als Frau allein zu reisen.
Mit beißendem Humor erdachte die Fotografin Reportagen wie „Who Works Harder?“, die das Leben einer Hausfrau und Mutter mit dem einer Karrierefrau vergleicht. Was Ruth Orkins subtile, aber radikal subversive Aufnahmen einfangen, sind Bilder von Frauen im Aufbruch, die beginnen, die ihnen auferlegten Konventionen abzustreifen und ihre eigenen Wege zu gehen: selbstbewusst, stylisch, smart und ihrer Zeit voraus. Daneben fotografierte sie auch die großen Stars aus Hollywood: Lauren Bacall, Jane Russel oder Doris Day.
Die bisher umfangreichsten Präsentationen der Fotografin in Deutschland wurden 2021 und 2023 im f3 – Freiraum für Fotografie in Berlin gezeigt. Die dort von Katharina Mouratidi und Nadine Barth kuratierten Ausstellungen werden nun zum zweiten Mal in Deutschland im Kunsthaus gezeigt, kuratiert von Matthias Dachwald.
Vorschau: Ausstellungsprogramm 2025 in der Kunstvilla
fokus Leipzig (5. April bis 21. September 2025)
Ab April 2025 widmet sich die Kunstvilla mit der Gruppenausstellung „Fokus Leipzig“ Künstlerinnen und Künstlern, deren kreative und künstlerische Wurzeln in Nürnberg liegen und die, weiterhin mit der Region verbunden, ihre jeweiligen Karrieren derzeit von Leipzig aus weiterverfolgen.
Anna Bittersohl (*1982), Philipp Kummer (*1979), Anna-Maria Kursawe (*1973), Birgit Nadrau (*1971) und Lisa Wölfel (*1988) eint dabei nicht nur ihre figürliche Kunstpraxis, sondern auch die Überwindung der zweidimensionalen Grenzen der Malerei. Lisa Wölfel lässt ihre expressiven Werke in den Raum hineinragen, während die atmosphärischen Landschaften von Anna-Maria Kursawe durch Wandzeichnungen ergänzt werden. Birgit Nadrau nutzt ungewöhnliche Materialien, darunter Aluminium, als Bildträger. Anna Bittersohl und Philipp Kummer wiederum arrangieren ihre farbenfrohen Werke als Installation und ergänzen sie um multimediale Projektionen.
Rund 30 teils großformatig und raumbezogen installierte Werke zeigen in der Kunstvilla das aktuelle Schaffen der Künstlerinnen und Künstler und führen in ihrer Farbpracht und Mehrdimensionalität in neue Welten.
Aus Freude am Malen – Oskar Koller zum 100. Geburtstag (11. Oktober 2025 bis Frühjahr 2026)
Im Oktober 2025 wäre der Künstler Oskar Koller (1925–2004) 100 Jahre alt geworden. Die Kunstvilla zeigt aus diesem Anlass unter dem Titel „Aus Freude am Malen“ eine großangelegte Retrospektive des fränkischen Ausnahmekünstlers, der mit seinen Bildern ein überregionales Publikum erreichte.
Die Ausstellung zeichnet Kollers Schaffens- und Lebensweg nach und stellt erstmals den gesamten städtischen Bestand des Künstlers von rund 40 Gemälden aus allen Werkphasen vor, die vorbereitend seit 2023 wissenschaftlich bearbeitet und restauriert wurden. Ergänzt wird die über 50 Jahre lang von der Stadt Nürnberg gesammelte Auswahl durch hochkarätige Leihgaben aus dem Nachlass und durch Arbeiten von Zeitgenossen. Sie belegen, wie Koller einen ihm eigenen Stil zwischen Figuration und Abstraktion entwickelte.
Zur Ausstellung erscheint ein Sammlungskatalog mit einem einführenden Text von Hans Peter Miksch, ehemaliger Assistent von Oskar Koller und langjähriger Leiter der kunst galerie fürth, in dem alle in der Sammlung der Kunstvilla befindlichen Gemälde samt ihrer Erwerbsgeschichte dokumentiert sind.
Rückblick auf das Kunstjahr 2024
Die Kunstvilla beging ihr 10-jähriges Jubiläum mit mehreren Veranstaltungen. Neben einem Festakt, dem Museumsfest und einer Party wurde der runde Geburtstag mit der Jubiläumsausstellung „auf den Weg gebracht – 10 Jahre Kunstvilla“ gefeiert. Aus den dort gezeigten Kunstwerken konnten die Besucherinnen und Besucher ihre Lieblingsbilder wählen. Die zwei Meistgenannten kauften die Kunstvilligen für die Sammlung des Museums an. Seit Ende Oktober ist in der Kunstvilla eine Ausstellung mit Werken von Verena Waffek und Hubertus Hess zu sehen. Titelgebend für die Dialogausstellung „Die wiedergefundenen Gärten“ war die Parkanlage, die die Kunstvilla einst umgab und die nicht mehr rekonstruiert werden kann. Verena Waffek und Hubertus Hess nehmen diesen Verlust zum Anlass, mit ihrer Ausstellung einen „Jardin artificiel“, einen künstlichen wie künstlerischen Garten, zu entwerfen.
Mit zwei hochkarätigen Ausstellungen wurde das Kunsthaus im vergangenen Jahr seinem Anspruch als zentrale Plattform für zeitgenössische Fotografie gerecht. „Unterwegs mit Michael Jostmeier“ stellte erstmals das fotografische Oeuvre des Hochschullehrers Michael Jostmeiers vor, der als einer der Pioniere für fotografische Computergrafik gilt. Das Herbstprogramm im Kunsthaus wurde von der Einzelausstellung „Floating Spaces“ von Gudrun Kemsa getragen. Die Professorin für Bewegte Bilder und Fotografie an der Fachhochschule Niederrhein in Krefeld zeigt in dieser monografischen Ausstellung neue Videoarbeiten und Fotografien. Wie jedes Jahr war der „Kunstpreis der Nürnberger Nachrichten“ ein Publikumsmagnet. Mit rund 16 000 Besucherinnen und Besuchern wurde ein neuer Rekord erzielt. Die Debütantenausstellung gastierte 2024 zum letzten Mal im Künstlerhaus, ab 2025 wird sie von der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg präsentiert.
Die Gruppenausstellung „Who’s Afraid of Stardust. Positionen queerer Gegenwartskunst“, die bis Anfang Februar in der Kunsthalle Nürnberg gezeigt wurde, stellte mit großem Erfolg künstlerische Positionen vor, die sich mit queerem Leben in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. In der Ausstellung „One Thousand Times“ rückte die Künstlerin Sung Tieu das Schicksal vietnamesischer Leiharbeiterinnen und -arbeiter in der ehemaligen DDR, ein bisher kaum thematisiertes Kapitel deutsch/deutscher Nachkriegsgeschichte, in den Mittelpunkt. Publikumsliebling im laufenden Jahr waren die fantasievollen Welten von Monika Michalkos Ausstellung „Here in the Real World“, die den Sommer über zu sehen waren. Michalkos aufwendig gestalteter erster Ausstellungsraum bildete nach Ausstellungsende die perfekte Kulisse für die Bands, die anlässlich des „Nürnberg Pop Festivals 2024“ erstmals in der Kunsthalle auftraten. Ein erstes Veranstaltungshighlight der Anfang November eröffneten Ausstellung „Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche“ war die Frankfurter freitagsküche, die am Nikolausabend in der Kunsthalle Nürnberg zu Gast war. Für einen Abend verwandelte sich das Foyer der Kunsthalle in einen gastronomischen Kunst-Salon für gut 75 Personen. Im Foyer der Kunsthalle Nürnberg hat sich das junge Format der Vitrinen-Ausstellung etabliert. Die monatlich wechselnden Pop-Up-Ausstellungen von Studierenden der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg werden von Sophie Herz kuratiert. ja