Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 466 / 23.04.2025

„Wir erinnern“ – Podiumsgespräch und Klavierkonzert in Segment#16

„Wir erinnern“ – unter diesem Titel findet am Dienstag, 29. April 2025, um 18.30 Uhr in Segment#16 in der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände, Bayernstraße 100, ein Podiumsgespräch zur Erinnerungskultur statt. Die Veranstaltung, eine Kooperation des Geschäftsbereichs Kultur der Stadt Nürnberg und des Bayerischen Rundfunks (BR), widmet sich der Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur, den Mechanismen von Dehumanisierung und Propaganda sowie deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Moderiert wird die Diskussion von Andreas Bönte. Der stellvertretende Programmdirektor Kultur des BR beschäftigt sich seit über drei Jahrzehnten intensiv mit den verschiedenen Facetten der Erinnerungskultur und hat unter anderem die Veranstaltungsreihe „Gespräche gegen das Vergessen“ moderiert sowie das Erinnerungs- und Demokratieprojekt „Rückkehr der Namen“ in München initiiert.

Am Podiumsgespräch teilnehmen wird der renommierte Historiker Prof. Peter Longerich, dessen neues Buch „Unwillige Volksgenossen – Wie die Deutschen zum NS-Regime standen. Eine Stimmungsgeschichte“ für intensive Diskussionen sorgt. Longerich zeigt darin, dass die Zustimmung zum NS-Regime keineswegs so einheitlich war, wie oft angenommen wird, und entlarvt den Mythos der „Volksgemeinschaft“ als Propaganda. Als weitere Gesprächsteilnehmerin auf dem Podium bringt Prof. Dr. Charlotte Bühl-Gramer ihre Expertise zur Vermittlung historischer Themen in Bildung und Gesellschaft ein. Die Lehrstuhlinhaberin für die Didaktik der Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für den Erinnerungsort ehemaliges Reichsparteitagsgelände hat die Transformation Nürnbergs von einer „Stadt der Täter“ zu einem Ort der permanenten Auseinandersetzung erforscht.

Zeitzeugenberichte als Ausgangspunkt
Die Veranstaltung beginnt mit einer 30-minütigen Dokumentation, die unter dem Titel „Wir erinnern – Zeitzeugen berichten vom NS-Regime“ eindrucksvolle Zeugnisse von Holocaust-Überlebenden präsentiert. Esther Bejarano, Leon Weintraub oder Elly Gotz schildern ihre schier unbegreiflichen Erlebnisse aus Ghettos und Konzentrationslagern. Es kommen auch Zeugen wie Claus Günther zu Wort, die darüber berichten, wie die Zivilbevölkerung sich verhielt.

Klaviersonate „27. April 1945“ von Karl Amadeus Hartmann
Der Pianist Jean-Pierre Collot spielt die Klaviersonate „27. April 1945“ von Karl Amadeus Hartmann (1905-1963), die der bayerische Komponist unter dem Eindruck der Todesmärsche Dachauer KZ-Häftlinge verfasste. Die Sonate beschreibt den nicht abzureißen scheinenden Strom der entkräfteten „Schutzhäftlinge“, die von schwerbewaffneten SS-Schergen am Haus des Komponisten entlang getrieben wurden.

Der seit 2006 in München lebende französische Pianist Jean-Pierre Collot studierte bei Jean-Claude Pennetier, Christian Ivaldi und Jean Koerner am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris und schloss sein Studium mit Auszeichnungen für Klavier, Kammermusik und Klavierbegleitung ab. Seine künstlerische Laufbahn führte ihn unter anderem zum Ensemble Intercontemporain und zum ensemble recherche. Heute tritt Collot international als Solist auf und veröffentlicht regelmäßig gefeierte Aufnahmen.

Mehr über die Kongresshalle
Die Kongresshalle ist eines der größten erhaltenen Einzelbauwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus. Der Rohbau auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände im Südosten Nürnbergs stand – nach einer intensiven Nutzung als Lagerfläche – in den vergangenen Jahren größtenteils leer. Nun werden Teilstücke des unvollendeten Monumentalbaus dauerhaft für eine Kunst- und Kulturnutzung erschlossen. Mit den Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur sowie einer Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg schafft die Stadt Nürnberg in der Kongresshalle einen neuen, einzigartigen Kulturort, der Aspekte der Erinnerungskultur und der Künste aufs Engste miteinander verbindet.

Die Sparten Musiktheater, Ballett und Konzert des Staatstheaters Nürnberg werden während der Erweiterung und Sanierung des Opernhauses am Richard-Wagner-Platz in der Kongresshalle eine Heimat auf Zeit finden, wo sie proben und auftreten können. Für die Ermöglichungsräume werden vier der insgesamt 16 Segmente des Kongresshallen-Rundbaus umgebaut. Dort entstehen mehr als 7 000 Quadratmeter an Produktions- und Präsentationsflächen für Künstlerinnen und Künstler der freien Szenen.

Alle Informationen zur künftigen kulturellen Nutzung der Kongresshalle finden sich unter nuernberg.de/internet/kongresshalle/.

Segment#16 – der neue provisorische Veranstaltungsraum im Kongresshallen-Rundbau
Seit 2023 hat der Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg in Segment#1 des Kongresshallen-Rundbaus ein vielschichtiges Kunst- und Kulturprogramm präsentiert. Dazu gehörten Theater- und Tanzaufführungen, Konzerte, Ausstellungen, Kunstinstallationen und Performances. Die provisorisch zu Veranstaltungsräumen umgestalteten Flächen haben exemplarisch gezeigt, welche Potenziale mit den geplanten Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur in der Kongresshalle entstehen. Da Segment#1 wegen der fortschreitenden Bauarbeiten im Kongresshallen-Rundbau nicht mehr für Veranstaltungen genutzt werden kann, wurde das Segment#16 ertüchtigt, um weiterhin diverse künstlerische und kulturelle Formate erproben zu können. Während Segment#1 im Arkadengeschoss an den vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände genutzten nördlichen Kopfbau angrenzt, liegt Segment#16 genau auf der gegenüberliegenden Seite des Kongresshallen-Rundbaus neben den Nürnberger Symphonikern.

Anmeldung
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, aber eine Anmeldung per E-Mail an ZEP@stadt.nuernberg.de ist zwingend erforderlich. Aufgrund des limitierten Platzkontingents können pro Person maximal zwei Tickets reserviert werden.

Anfahrt Segment#16
Das Segment#16 befindet sich in der Kongresshalle, Bayernstraße 100, neben dem südlichen Kopfbau der Nürnberger Symphoniker und ist mit dem ÖPNV gut erreichbar (Haltestelle „Doku-Zentrum“, Straßenbahnlinien 6, 8 und 10; Buslinien 36, 45, 65). Ab der Haltestelle „Doku-Zentrum“ ist der Weg zur Veranstaltung ausgeschildert. Besucherinnen und Besucher mit Pkw können die Stellplätze in der Schultheißallee oder den Parkplatz Meistersingerhalle (kostenpflichtig) nutzen.      ja