Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1067 / 04.10.2023

EU fördert Kulturbauvorhaben in der Kongresshalle

Mit den Ermöglichungsräumen für Kunst und Kultur und einer Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg schafft die Stadt Nürnberg in der Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ein neues Kulturareal. Diese Kulturbauprojekte, die in den jahrelang weitestgehend ungenutzten Rundbau der Kongresshalle einziehen sollen, werden auch von der Europäischen Union (EU) unterstützt. So wird die Schadstoffbeseitigung, deren Kosten auf rund 9 Millionen Euro veranschlagt werden, voraussichtlich bis zu 70 Prozent mit Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert.

Kulturbürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner wertet diese Unterstützung aus Brüssel als positives Signal: „Das ist eine sehr erfreuliche Nachricht. Sie macht deutlich, dass die erweiterte kulturelle Nutzung der Kongresshalle ein Vorhaben von nationaler und internationaler Relevanz ist. Der Förderbescheid ist Rückenwind für unsere Vorhaben, die Kongresshalle mit den Mitteln der Künste für die Bürgerschaft in einem demokratischen Sinn zu erschließen.“ Die gute Resonanz auf die Veranstaltungen in Segment #1 zeige das große Interesse am künftigen Kulturareal Kongresshalle, so Lehner. Mit dem Segment #1 hat die Stadt Nürnberg einen bislang nicht öffentlich zugänglichen Bereich im Arkadengeschoss des Kongresshallen-Rundbaus provisorisch zu Veranstaltungsräumen für Ausstellungen, Lesungen oder auch Konzerte umgestaltet.

Neben diesen bereits sichtbaren Vorboten der künftigen kulturellen Nutzung der Kongresshalle setzen erste Baumaßnahmen in den nächsten Wochen ein Zeichen für die Fortschritte auf dem Weg zum Kulturareal. Nachdem im Rahmen von planungsvorbereitenden Rückbauarbeiten und umfangreichen Voruntersuchungen eine Schadstoffbelastung sowohl des sogenannten Innenhofes, insbesondere aber auch der Dachflächen und von Teilen der Innenräume festgestellt worden ist, hat sich die Verwaltung intensiv um die Einwerbung von Fördermitteln aus dem EFRE bemüht und hierzu ein umfangreiches Antragsverfahren durchlaufen. In der Förderperiode 2021 bis 2027 kofinanziert die EU unter anderem die Sanierung von kontaminierten Standorten mit bis zu 70 Prozent der Kosten mit dem Ziel, schadstoffbelastete erhaltenswerte Bausubstanz wieder nutzbar zu machen.

Nürnbergs neue Wirtschafts- und Wissenschaftsreferentin Dr. Andrea Heilmaier freut sich, dass durch die sehr gute und interdisziplinäre Zusammenarbeit der Geschäftsbereiche Kultur, Bau und Wirtschaft und im Besonderen durch die frühe Einbindung des städtischen Europabüros im Wirtschafts- und Wissenschaftsreferat nun EU-Mittel in bedeutender Höhe für die Stadt akquiriert werden konnten: „Die Förderung der Kongresshalle zeigt einmal mehr die Vielfältigkeit europäischer Fördermittel und dass diese direkt den Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen. Zudem machen kulturelle Einrichtungen unsere Stadt attraktiv für Unternehmen, als Wissenschaftsstandort und für den Tourismus. Ein vielfältiges Angebot, das auch internationale Aufmerksamkeit erzielt, ist gerade für Nürnberg als Zentrum der Metropolregion ein entscheidender und nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor.“

Maßnahmen zur Schadstoffsanierung beginnen noch 2023
Die Regierung von Mittelfranken hat vor Kurzem den vorzeitigen Maßnahmenbeginn für die Schadstoffsanierung bewilligt und damit die förderrechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung der Dekontamination geschaffen. Die Bauverwaltung hat daraufhin unmittelbar mehrere europaweite Vergabeverfahren eingeleitet, die jetzt sukzessive abgeschlossen werden. Im November 2023 soll mit der Sanierung der belasteten Flächen im sogenannten Innenhof der Kongresshalle begonnen werden. Zunächst wird eine ehemalige Feuerwehrübungsfläche südlich der Zufahrt vollständig rückgebaut. Außerdem findet ein Bodenaustausch im Bereich der erheblich schadstoffbelasteten Flächen zwischen den einzelnen Betonfundamentplatten statt, die hauptsächlich mit Kriegsschutt verfüllt worden waren.
 
Wegen dieser Maßnahmen muss der Innenhof spätestens im Januar 2024 für die Öffentlichkeit vollständig gesperrt werden. Für Besucherinnen und Besucher wird eine Plattform eingerichtet, um den Einblick in den Innenhof der Kongresshalle auch während der Bauphase zu ermöglichen. Auch die Behelfsbauten des Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände werden weiterhin zugänglich und nutzbar bleiben.
   
Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich begrüßt, dass mit der Schadstoffsanierung nun die Voraussetzungen für eine künftige Nutzung der Kongresshalle geschaffen werden und so ein jahrelanger Leerstand und Verfall des Gebäudes beendet werden können. „Ein verantwortungsbewusster Umgang mit der begrenzten Ressource Boden und unserer Umwelt verpflichtet uns, zuerst vorhandene Gebäude bestmöglich zu nutzen und auch die in diesen Gebäuden gespeicherte graue Energie zu erhalten. Wenn dies, wie bei der Kongresshalle, auch noch der Bewahrung und der dauerhaften Sicherung eines so bedeutenden Denkmals und eines für den Artenschutz bedeutsamen Lebensraums dient, kommt es hier in mehrfacher Hinsicht zu einem sehr erfreulichen Gewinn für die Stadtgesellschaft.“

Neben der Umsetzung der Schadstoffsanierungsvorhaben werden in den kommenden Wochen auch diverse Musterflächen an der Kongresshalle entstehen. Hierzu werden kleinere Fassadenbereiche im Innenhof eingerüstet, um die Schäden am Mauerwerk besser beurteilen zu können. In diesen abgegrenzten Flächen werden dann unterschiedliche Methoden zur Sicherung der Ziegeloberflächen erprobt. Des Weiteren werden insgesamt drei Fenster- und Türmodelle eingebaut, um deren ästhetische Wirkung und Funktionalität unter authentischen Bedingungen zu testen. Beide Maßnahmen dienen der Abstimmung mit den Denkmalfachbehörden. Außerdem liefern die mithilfe der Musterflächen gewonnenen Erkenntnisse wertvolle Hinweise für die Planung und Ausschreibung der jeweiligen Maßnahmen.      js