Markenzeichen der Stadt Nürnberg

Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 1111 / 13.10.2023

Vortrag und Gespräch zu Otto Abetz und Richard Eisack

Dr. Matthias Gemählich von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Autor Didier Eisack schildern in Kurzvorträgen die Biografien von Otto Abetz, ehemaliger deutscher Botschafter im besetzten Frankreich, und Richard Eisack, französischer Polizeiinspektor und ehemaliger Widerstandskämpfer osteuropäischer Abstammung. Im Anschluss diskutiert Dr. Astrid Betz vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände mit den beiden Referenten über unterschiedliche Zugänge zur NS-Geschichte. Die Veranstaltung „Mein Großvater nahm den ehemaligen deutschen Botschafter in Paris, Otto Abetz, fest“ findet statt am Mittwoch, 18. Oktober 2023, um 18.30 Uhr im Dokumentationszentrum, Bayernstraße 110.

Von 1940 bis 1944 nahm Otto Abetz als deutscher Botschafter im von der Wehrmacht besetzten Frankreich maßgeblichen Einfluss auf die Beziehungen des Vichy-Regimes zu NS-Deutschland. Er spielte eine zentrale Rolle bei der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Frankreich. Nach dem Krieg wurde er noch im Oktober 1945 in Säckingen im Schwarzwald von dem jüdischen, deutsch-französischen Polizeiinspektor Richard Ezack – eigentlich Joachim Richard Eisack – festgenommen. Hinter Eisack lagen Jahre von Flucht, Verfolgung und Kampf im französischen Widerstand. Sein Enkel Didier Eisack recherchierte über das Leben seines Großvaters weltweit in verschiedensten Archiven und brachte 2022 das Buch „J’ai arrêté Otto Abetz“ – „Ich verhaftete Otto Abetz“ heraus. 1949 wurde Otto Abetz wegen seiner Mitschuld an den Massendeportationen von Juden aus Frankreich, am Raub französischer Kunstschätze und an der Ermordung des ehemaligen französischen Innenministers Georges Mandel von einem Pariser Militärgericht zu zwanzig Jahren Zwangsarbeit und weiteren zwanzig Jahren Aufenthaltsverbot in Frankreich verurteilt. Im April 1954 wurde Abetz von Präsident René Coty begnadigt.

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung per E-Mail an dokumentationszentrum@stadt.nuernberg.de wird empfohlen.       js