Nr. 697 / 29.06.2015
„Bitte nicht füttern, denn ich habe Hunger nach Nähe, Liebe, Leben...“ heißt es provokativ in der Wanderausstellung zur Prävention von Essstörungen „Der Klang meines Körpers“, die vom 29. Juni bis 16. Juli 2015 im Gesundheitsstudio des Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg, Burgstraße 4, 2. Stock, Zimmer 204, zu sehen ist. Die Ausstellung ist für das interessierte Publikum nur von Montag bis Donnerstag, 13. bis 16. Juli 2015 von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Während dieser Zeit steht den Besucherinnen und Besuchern eine Fachkraft des Arbeitskreises als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Am Mittwoch, 15. Juli 2015, wird vom Arbeitskreis Essstörungen Nürnberg ab 18 Uhr eine Gesprächsrunde zum Thema Essstörungen mit Fachleuten aus diesem Bereich angeboten. Expertinnen stellen sich und ihre Arbeit vor, es besteht darüber hinaus die Möglichkeit, mit Fachfrauen der Nürnberger Institutionen des Arbeitskreises Essstörungen Kontakt aufzunehmen. Das Gesundheitsamt lädt Betroffene, Angehörige und Interessierte zu einem Erfahrungs- und Wissensaustausch ein. Ein Büchertisch und Infomaterialien ergänzen das Angebot. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Eintritt ist frei.
Vom 29. Juni bis 10. Juli 2015 bieten Fachkräfte aus den Institutionen des Arbeitskreises Essstörungen Nürnberger Schulklassen und Jugendgruppen ab der 8. Jahrgangsstufe im Gesundheitsstudio des Gesundheitsamtes vormittags zweistündige Führungen an. In dieser Zeit können sich die Jugendlichen interaktiv mit dem Thema Essstörungen und den Portraits der Betroffenen auseinandersetzen. Es gibt noch einzelne freie Termine.
Ansprechpartnerin des Arbeitskreises Essstörungen in Nürnberg für die Ausstellung für Führungen und Öffnungszeiten ist Maren Wagner vom Gesundheitsamt der Stadt Nürnberg, Telefon 09 11 / 2 31-76 23.
Essstörungen haben in den letzten Jahren auffällig zugenommen. Etwa jeder fünfte junge Mensch – davon 90 bis 95 Prozent Mädchen und Frauen – leidet unter Symptomen einer Essstörung, zu denen unter anderem die Magersucht, die Esssucht (Binge-Eating-Disorder), sowie die Ess-Brechsucht (Bulimie) gerechnet werden. Essstörungen treten hauptsächlich in den westlichen Industrieländern auf, dort, wo Nahrungsüberfluss herrscht, die Gesellschaft stark konsumorientiert ist und ein funktionalistisches, entpersonalisiertes Körperbild vorherrscht. Gleichzeitig sind Essstörungen fast immer mit einer ausgeprägten Identitäts- und Selbstwertproblematik verbunden. Es muss also gesellschaftliche Strukturbedingungen geben, die junge Menschen dazu veranlassen, Essstörungen in Zusammenhang mit der Suche nach Identität zu entwickeln.
Die Ausstellung „Der Klang meines Körpers“ will informieren, aufklären, Wege der Prävention deutlich machen und konkrete Hilfsangebote für Betroffene aufzeigen. Mithilfe verschiedener kreativer Medien können die Jugendlichen sehen, hören und gestalten und erhalten dadurch die Möglichkeit, sich aktiv mit der Problematik auseinander zu setzen.
Die Institutionen im Arbeitskreis Essstörungen in Nürnberg, dem neben dem Gesundheitsförderung des Gesundheitsamts unter anderem auch das Jugendamt mit der Abteilung Präventive Jugendhilfe, Beratung für Frauen mit Essstörungen dick und dünn e.V., das Frauen- und Mädchengesundheitszentrum und die AOK-Ernährungsberatung angehören, haben die interaktive Wanderausstellung in das Gesundheitsamt Nürnberg geholt, um der Zunahme von Essstörungen zu begegnen, Aufklärung zu betreiben, Wissen zu vermitteln und Hilfen anzubieten.
Fünf junge, von Essstörungen betroffene Frauen haben die Ausstellung gemeinsam mit der Musiktherapeutin Stefanie Lahusen in Bamberg entwickelt. Ihr Bedürfnis war es, neue Wege bei der Darstellung des Themas Essstörungen zu gehen. Der Blick richtet sich auf Menschen voller schöpferischem Potenzial und Lebenshunger. Deshalb zeigt die Ausstellung nur in einem äußeren Kreis allgemeine Informationen zu Essstörungen. In einem zweiten inneren Kreis erhält man einen sehr persönlichen Einblick in die Welt der Betroffenen. Mit selbst geschriebenen Texten, Bildern und ausgewählten Songs erzählen die Mädchen von ihrem Leben, ihren Wünschen und Sehnsüchten. Jede von ihnen hat auch eine „Schatzkiste“ entworfen mit ihrem ganz persönlichen Weg aus der Essstörung. Das Symbol der Schatzkiste spricht für sich: Öffnet man diese, entdeckt man die eigenen Stärken und Talente.
Die Ausstellung wurde um das Portrait eines jungen Mannes ergänzt. Nahezu jeder zehnte an Essstörungen erkrankte Mensch ist ein Mann. Anders als bei Mädchen, empfinden sich Jungen in der Pubertät häufig als zu dünn und schwächlich und damit als unattraktiv und unmännlich. Mit Muskelaufbau und extremem Sport sowie der Einnahme von Energieriegeln und Eiweißprodukten versuchen sie dem Bild eines „Idealkörpers“ näher zu kommen. David gibt mit seinem gestalteten Bild und seinen Texten einen Einblick in die ganz persönliche Geschichte „seiner“ Essstörung. Er zeigt uns mit Musik und den in einer Tonne befindlichen Lösungsworte seinen Weg aus der Essstörung.
Die Ausstellung wird vom Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zur Verfügung gestellt. let
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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