Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 778 / 15.07.2015

Digitalisierungsoffensive Nürnberg startet

Am heutigen Mittwoch, 15. Juli 2015, startet die Digitalisierungsoffensive Nürnberg. Sie zielt darauf ab, die Unternehmen in Stadt und Region Nürnberg auf die Herausforderungen der zunehmenden Digitalisierung, die alle Branchen und Unternehmen jeder Größe betrifft und verändern wird, bestmöglich vorzubereiten. Im Fokus stehen vor allem kleine und mittlere Unternehmen. Gründungspartner der Digitalisierungsoffensive sind das Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg, die Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft (NIK e.V.) und das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen IIS (Fraunhofer IIS).

Die Wirtschaft steht an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Die Schlagworte „Industrie 4.0“ und „Wirtschaft 4.0“ beschreiben dabei den Wandel hin zu flexibilisierter, individualisierter Produktion von Massengütern sowie vernetzter Güter- und Informationsflüsse über den gesamten Produktlebenszyklus. Produktion wird sich dahingehend ändern, dass Produkte individualisiert, Kunden und Geschäftspartner in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse integriert und die Produktion und hochwertige Dienstleitungen gekoppelt werden. Die Digitalisierung hat nicht nur Auswirkungen auf die Industrie, sondern auf alle Branchen, auch auf das Handwerk.

Hierzu sagt Nürnbergs Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas: „Die Digitalisierung und das massive Wachstum des Internets lösen tief greifende Umbrüche in Wirtschaft und Gesellschaft aus. Wertschöpfungsketten werden verändert. Heute noch erfolgreiche Geschäftsmodelle können morgen schon überholt sein. Auch die Auswirkungen auf die Arbeitswelt und die Beschäftigten sind erheblich – Arbeitsmodelle, Arbeitsprozesse und Qualifikationsanforderungen ändern sich. Für Nürnberg als starken Produktions- und gleichzeitig starken IT-Standort sind die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung groß. Es gilt, insbesondere kleine und mittlere Unternehmen für die Herausforderungen fit zu machen.“

Der Wandel ist unter anderem mit enormen neuen Anforderungen an die Flexibilität der Anlagen, deren Sensorik-, Aktorik-, Kommunikations- und Datenverarbeitungstechnologien verbunden. Die Digitalisierung erfasst zunehmend alle Bereiche der Wirtschaft und der Arbeitswelt. Intelligente Hard- und Software sowie die Verknüpfung immer größerer Datensätze bieten erhebliche ökonomische Entwicklungspotenziale. Der Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik (IKT) hilft, Produktionsabläufe und -prozesse effizient und flexibel zu gestalten, bietet neue Möglichkeiten der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine, Produktion und Logistik, aber auch zwischen Unternehmen und Kunden.

Die Digitalisierungstechnologien und ‚Industrie 4.0‘ stellen vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen erhebliche Herausforderungen dar, sie bieten aber auch Chancen. Große Potenziale bestehen zum Beispiel in Bezug auf die Ressourcen- und Energieeffizienz in der Produktion und bei der Flexibilisierung und Optimierung vor- und nachgelagerter Prozesse“, sagt Prof. Dieter Kempf, Vorstandsvorsitzender der DATEV eG.

Starker Know-how-Träger in der Region Nürnberg ist das Fraunhofer IIS, das unter anderem mit seinem Test- und Anwendungszentrum L.I.N.K. im Nordostpark Nürnberg und dem Anwendungszentrum für „Eingebettete Systeme“ Voraussetzungen geschaffen hat, um Unternehmen den Zugang zu diesem Wissen zu ermöglichen. Impulse sollen zukünftig vom Zentrum für digitalisierte Produktion ausgehen, dessen Hauptstandort Nürnberg wird.

„Basis für ‚Industrie 4.0‘-Anwendungen sind Kommunikations- und Lokalisierungstechnologien sowie Sensorik mit lokaler Anwendungslogik und Prozesswissen auf mobilen Plattformen – im Sinne eines Internet der Dinge. Das Fraunhofer IIS entwickelt und bietet hierzu Technologien und demonstriert erste Teilanwendungen im Produktionsumfeld und für die Intralogistik“, macht Prof. Albert Heuberger, Leiter des Fraunhofer IIS, deutlich. „Mit Ortung, Identifikation und drahtloser Prozessdatenkommunikation sowie einem effizienten

Energiemanagement können Arbeitsabläufe effizienter und transparenter gestaltet werden und Produktionsdaten gesammelt und ausgewertet werden, um sie in automatisierten Prozessketten verwenden zu können.“

Der Standort Nürnberg verfügt über substanzielles produzierendes Gewerbe mit Stärken in der Automation, Elektrotechnik, Maschinenbau, eine ausgeprägte IT-Industrie sowie führende Dienstleistungsunternehmen. Zusammen mit profilierten Forschungszentren bestehen beste Voraussetzungen, um bei der Digitalisierung der Wirtschaft einen Spitzenplatz einzunehmen.

Die meisten Unternehmen sehen die Bedeutung des Wandels und bewerten sie als relevant. In vielen Fällen fehlt aber der Blick für die Umsetzung der vielfältigen Nutzungsaspekte im eigenen Unternehmen, geschweige denn für die Einbindung in die Unternehmensstrategie. Viele Unternehmen mit Digitalisierungsvorhaben zögern noch, weil sie keinen konkreten Ansatzpunkt finden können. Nicht selten ist der Abstraktionsgrad visionärer Zukunftsprojektionen mit der betrieblichen Wirklichkeit nur schwer in Verbindung zu bringen.

Das Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg lässt derzeit in einer Studie untersuchen, welche Technologien den Wandel in der Produktion am stärksten beeinflussen, welche Chancen und Risiken dieser Wandel in relevanten Nürnberger Industriebranchen auslöst und wie die Stadt Nürnberg die Entwickler dieser Technologien am Standort fördern und gleichzeitig die sinnvolle Implementierung dieser Technologien in ausgewählten Nürnberger Wirtschaftsbranchen fördern kann. Die Studie wird von der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (SCS) in Nürnberg mit ihrer Forschergruppe am assoziierten Lehrstuhl für Supply Chain Management der Otto-Friedrich-Universität Bamberg durchgeführt. Die Ergebnisse werden im Herbst vorliegen. Auf Basis der Studie soll dann eine Strategie erarbeitet werden, die Ansatzpunkte zur Sicherung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Produktion unter Einbeziehung von Digitalisierungstechnologien aufzeigt und positive Struktureffekte in Nürnberg auslöst. Dies schließt auch die Qualifizierung der Beschäftigten ein.

„Das Thema Digitalisierung ist ein Dauerbrenner in der öffentlichen Diskussion. Auch für die Unternehmen der Informations- und Kommunikationstechnik, die in der Nürnberger Initiative für die Kommunikationswirtschaft (NIK e.V.) organisiert sind, sind reale Wachstumschancen damit verknüpft. Im Rahmen der Digitalisierungsoffensive Nürnberg, die wir gemeinsam mit dem Wirtschaftsreferat der Stadt Nürnberg gestartet haben, werden mithilfe von Veranstaltungen, Workshops und Einzelberatung Unternehmen befähigt, zum aktiven Gestalter in Sachen Digitalisierung zu werden und die Potenziale zu heben“, sagt Dr. Robert Couronné, Mitglied der Geschäftsleitung der NIK e.V.

Erfahrene NIK e.V.-Experten auf den Gebieten Software-, Prozess-, Sicherheits-, Schulungs- und Kommunikationstechnik wollen die Barrieren überwinden helfen, die Anwenderunternehmen heute noch vor konkreten Digitalisierungsprojekten zurückschrecken lassen. Insgesamt tragen somit zahlreiche Aktivitäten dazu bei, den Wirtschaftsstandort Nürnberg für die industrielle Revolution nachhaltig aufzustellen. let

 

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