Nr. 787 / 16.07.2015
Nürnbergs Wirtschafts- und Wohnungsreferent Dr. Michael Fraas hat am heutigen Donnerstag, 16. Juli 2015, den „Wohnungsbericht 2014“ vorgestellt. Darin gibt das Wirtschaftsreferat mit seinem Stab Wohnen einen fundierten Überblick über die wohnungspolitischen Aktivitäten und über relevante Daten und Entwicklungen des vergangenen Jahres.
Dr. Fraas macht aus diesem Anlass die künftigen Herausforderungen an die Nürnberger Wohnungspolitik deutlich: „Inhalt und Ziel unserer Aktivitäten muss es sein, die Rahmenbedingungen für den Wohnungsmarkt so zu gestalten, dass einerseits Neubau und Bestandsmodernisierungen für Investoren wirtschaftlich interessant sind, und andererseits das Wohnungsangebot für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv und insbesondere auch bezahlbar bleibt. Dieser Spagat gelingt nur gemeinsam mit der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.“
Ende 2014 waren im Melderegister der Stadt 516 770 Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Hauptwohnung erfasst. Gegenüber 2013 (513 339) ist dies ein deutliches Plus von 3 431 Personen. Der Trend in der Bevölkerungsentwicklung bleibt damit positiv. Auch die Zahl der Haushalte, die ausschlaggebend für die Wohnungsnachfrage ist, ist von 277 598 im Jahr 2013 um knapp 1 500 auf 279 056 gestiegen. Das Bevölkerungswachstum von Nürnberg ist – wie in anderen Metropolregionen – in erheblichem Maße von Zuwanderung geprägt.
„Das kontinuierliche Wachstum der Einwohnerzahl lässt die Nachfrage nach Wohnraum weiter ansteigen. Dies erfordert die Mobilisierung entsprechender Flächenpotenziale. Die Stadt Nürnberg treibt deshalb die bedarfsgerechte Entwicklung attraktiver Wohnbauflächen mit hoher Priorität voran“, so Wirtschaftsreferent Dr. Michael Fraas.
Im Jahr 2014 wurden nach Angabe der Bauordnungsbehörde 1 104
Wohnungen (Erstbezüge) fertiggestellt und für 1 966 Wohnungen
Baugenehmigungen erteilt. Damit wurde das Ergebnis aus dem Jahr 2013
nicht erreicht, aber immerhin bei den Baugenehmigungen das dritthöchste
Ergebnis seit dem Jahr 2000 erzielt.
Der Anteil der Fertigstellungen im freifinanzierten Wohnungsbau liegt mit
92 Prozent in Verhältnis zum geförderten Wohnungsbau (8 Prozent) auf
hohem Niveau. Die verhaltene Entwicklung bei den Fertigstellungen
geförderter Wohnungen in Mehrfamilienhäusern zeigt erneut, dass der
Neubau geförderter Wohnungen auf staatlicher und kommunaler Ebene
forciert werden muss. Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsniveaus auf
dem Kapitalmarkt ist die Förderung in Form von zinsvergünstigten
Darlehen weniger attraktiv.
Das Instrumentarium der Wohnungsbauförderung wurde auch im Jahr
2014 auf hohem Niveau eingesetzt. Neubau, Umbau, Erwerb und die
Modernisierung von insgesamt 503 Wohneinheiten (WE) (2013: 703)
wurden finanziell unterstützt. Mit 30,6 Millionen Euro (2013: 36,6 Millionen
Euro) sind 136 Mietwohnungen, 199 Heimplätze, 20
Eigentumswohnungen, 72 Familienheime, 32 Anpassungsmaßnahmen an
die Belange von Menschen mit Behinderung sowie 44 Sanierungen im
Schallschutzfensterprogramm gefördert worden. Hierzu stellt Wirtschaftsund
Wohnungsreferent Dr. Michael Fraas fest: „Mit diesen Fördermitteln
wurden im Baugewerbe Baumaßnahmen mit einem Gesamtvolumen von
rund 77,4 Millionen Euro angestoßen.“
Die Vermittlung von 1 183 Haushalten (8,2 Prozent der Anträge) in
belegungsgebundene Wohnungen liegt unter dem Vorjahresergebnis
(2013: 1 265). Dies beruht zum einen auf der relativ geringen Zahl der zur
Verfügung stehenden geförderten Wohnungen, zum anderen ziehen bei
angespannter Wohnungsmarktsituation weniger Haushalte um. Die Zahl
der belegungsgebundenen Wohnungen ist 2014 gegenüber 2013 von
18 442 WE auf 18 226 WE (-1,2 Prozent) geringfügig zurückgegangen.
Wirtschafts- und Wohnungsreferent Dr. Michael Fraas fordert von der
Bundes- und Landespolitik ein Nachdenken über neue wohnungspolitische Gestaltungsinstrumente und Strategien. Ansatzpunkte müssen sein:
- Im geförderten Wohnungsbau sollten die Bindungsfristen im Bestand verlängert werden, verbunden mit einer Anschlussförderung. Denn der belegungsgebundene Wohnungsbestand sinkt seit Jahren kontinuierlich und hat sich in Nürnberg seit dem Jahr 2000 fast halbiert. Ein weiteres Absinken muss verhindert werden.
- Wohnraumförderung sollte angesichts niedriger Zinsen verstärkt mit Zuschüssen statt mit Darlehen durchgeführt werden. Die Stadt geht bereits heute mit ihrem Förderprogramm „100 Häuser für 100 Familien“ mit gutem Beispiel voran.
- Für den geförderten Wohnungsbau muss eine Imagekampagne gestartet werden. Nur mit dem Bau neuer bezahlbarer Wohnungen kann dem angespannten Wohnungsmarkt wirksam begegnet werden.
- Die Möglichkeit zu degressiver Abschreibung für den Wohnungsneubau sollte wieder eingeführt werden.
- Die immer höheren gesetzlichen Anforderungen aus der Energieeinsparverordnung (EnEV) müssen überdacht werden, um einen weiteren Anstieg der Baukosten zu verhindern.
Dr. Fraas erläutert aktuelle Aktivitäten der Stadt zur Stärkung des Wohnungsangebots:
„Wohnen 2025“ Derzeit wird das wohnungspolitische Konzept „Wohnen 2025“ erarbeitet. Es enthält eine systematische Analyse des Wohnungsbedarfs und Handlungsempfehlungen für künftige Aktivitäten. Es wird im Herbst vorgestellt.
Konzeptauswahlverfahren bei der Vermarktung städtischer Grundstücke
Die Veräußerung städtischer Wohnbaugrundstücke im Rahmen von Konzeptauswahlverfahren nach wohnungspolitischen Kriterien, insbesondere Schaffung bezahlbaren Wohnraum, werden forciert. Hierbei wird ein Grundstück nicht in einem Bieterverfahren zum Höchstpreis, sondern zum vorher fixierten Festpreis nach inhaltlich-konzeptionellen Kriterien vermarktet. Für ein städtisches Grundstück in der Heinrich-Held-Straße steht das Verfahren vor dem Abschluss. Weitere Konzeptauswahlverfahren sind für städtische Wohnbaugrundstücke auf dem Tafelgelände und in der Colmberger Straße / Am Röthenbacher Landgraben vorgesehen.
Förderung von Zweiterwerb im städtischen Förderprogramm „100 Häuser für 100 Familien“
Mit diesem städtischen Förderprogramm wird derzeit der Ersterwerb von Wohneigentum bei Neubauten, finanziell bezuschusst. Um die Fördermöglichkeiten zu erweitern, soll das Programm auch für den Zweiterwerb, das heißt den Erwerb einer Gebrauchtimmobilie, geöffnet werden (bei gleichbleibendem Mittelansatz).
Wohnungsmarktbeobachtung
Die in den verschiedenen Dienststellen der Stadtverwaltung vorliegenden relevanten Daten über den Wohnungsmarkt werden zusammengeführt und zu einem systematischen Beobachtungs- und Analyseinstrument ausgebaut, um damit eine belastbare Grundlage in Bezug auf das strategische Handeln für Politik, Verwaltung und private Marktakteure zu schaffen.
Der Wohnungsbericht mit den Ergebnissen im Detail.
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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