Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 630 / 24.06.2016

Neuer Wohnungsbericht und Mietenspiegel

Wirtschafts- und Wohnungsreferent Dr. Michael Fraas hat am Donnerstag, 23. Juni 2016, den Wohnungsbericht 2015 sowie den Mietenspiegel 2016 vorgestellt. Der Bericht zieht Bilanz wohnungspolitischer Aktivitäten des Stabes Wohnen im Wirtschaftsreferat im vergangenen Jahr. Wohnungsbericht und Mietenspiegel werden am 6. Juli 2016 im Stadtrat behandelt.

Dr. Fraas bewertet die Situation wie folgt: „Der starke Bevölkerungszuwachs in den letzten vier Jahren stellt die Nürnberger Wohnungspolitik vor große Herausforderungen. Denn mit der gestiegenen Nachfrage hat der Wohnungsneubau, insbesondere im Sektor des preiswerten Mietwohnungsbaus, nicht Schritt gehalten. Zudem sinkt der Bestand an geförderten Wohnungen, da von Jahr zu Jahr Bindungen auslaufen, aber zu wenige neue Wohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Bezahlbarer Wohnraum wird zu einem knappen Gut. Daher haben wir gehandelt und die Weichen dafür gestellt, dass in den nächsten Jahren mehr Wohnungen gebaut werden. Aus dem im letzten Jahr vorgestellten wohnungspolitischen Konzept ‚Wohnen 2025‘ wurde ein Handlungsprogramm abgeleitet, das die Grundlage für die strategische Ausrichtung der Wohnungspolitik der kommenden Jahre bildet und nun abgearbeitet wird. Eine der Maßnahmen ist zum Beispiel das Sonderprogramm Wohnen, im Zuge dessen auf zehn Flächen der Stadt und einer Fläche des Freistaats etwa 1 450 Wohnungen entstehen, davon ein großer Teil im geförderten Wohnungsbau. Die ersten Ausschreibungen dieser Flächen haben begonnen.“

Wichtige Fakten aus dem Wohnungsbericht 2015:
Zum 31. Dezember 2015 waren im Melderegister der Stadt 526 920 Menschen mit ihrer Hauptwohnung erfasst. Dies ist der höchste jemals registrierte Wert. Gegenüber 2014 (516 770 Personen) ist dies ein Plus von 10 150 Menschen.

Im Jahr 2015 wurden laut Zahlen der Bauordnungsbehörde 1 549 Wohnungen zum Erstbezug fertiggestellt (2014: 1 104). Für 2 280 Wohnungen wurden Baugenehmigungen erteilt (2014: 1 966). Letzteres bedeutet eine Steigerung um rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nürnberg liegt damit deutlich über dem Wert für Bayern von 5,2 Prozent.

Einen Tiefstand erreichte im Jahr 2015 der geförderte Wohnungsbau. Finanziell unterstützt wurden Neubau, Umbau, Erwerb und die Modernisierung von insgesamt 289 Wohneinheiten (2014: 503). Mit einem Fördermitteleinsatz von 18,1 Millionen Euro (2014: 30,6 Millionen Euro) sind 86 (2014:136) Mietwohnungen, 11 (2014: 199) Heimplätze, 17 (2014: 20) Eigentumswohnungen, 52 (2014: 72) Familienheime, 63 (2014: 32) Anpassungsmaßnahmen an die Belange von Menschen mit Behinderung sowie 60 (2014: 44) Sanierungen im Schallschutzfensterprogramm gefördert worden.

Allerdings sieht Wirtschafts- und Wohnungsreferent Dr. Fraas die Talsohle beim geförderten Wohnungsbau durchschritten und erwartet für das Jahr 2016 eine Trendwende, da der Freistaat Bayern im Zuge des Wohnungspakts Bayern die Förderkonditionen erheblich verbessert hat. Denn zusätzlich zu den zinsvergünstigten Darlehen gibt es nun einen Zuschuss von 300 Euro je Quadratmeter Wohnfläche für den Neubau von Mietwohnungen. Gleichzeitig hat der Freistaat Bayern der Stadt Nürnberg für das Jahr 2016 Wohnungsbaufördermittel in außerordentlicher Höhe zugewiesen. Rund 35 Millionen Euro stehen in diesem Jahr für den Neubau geförderter Wohnungen in Nürnberg zur Verfügung (Vorjahr: 12 Millionen Euro). Hinzu kommen noch rund 5,5 Millionen Euro aus dem Bayerischen Modernisierungsprogramm.

Dr. Fraas begrüßt die Neuerungen beim Bayerischen Wohnungsbauprogramm sehr: „Der Einstieg in die Zuschussförderung bedeutet einen Paradigmenwechsel im geförderten Wohnungsbau. Der Freistaat Bayern geht hier bundesweit in vorbildlicher Weise voran. Der Zuschuss macht Investitionen in den geförderten Wohnungsbau erheblich attraktiver. In Nürnberg können dank der massiv aufgestockten Fördermittel im Rahmen des Wohnungspakts Bayern fast dreimal so viel Mittel wie im letzten Jahr in den Bau bezahlbarer Wohnungen fließen. Nach dem Tiefpunkt im Jahr 2015 erwarte ich daher für das Jahr 2016 eine Trendwende im geförderten Wohnungsbau. Es werden in Nürnberg deutlich mehr geförderte Wohnungen beantragt werden.“

Um gerade jungen Familien den Erwerb eines Eigenheims zu erleichtern, wurde auch die städtische Förderung von Wohneigentum im Rahmen des Programms „100 Häuser für 100 Familien“ verbessert und hierdurch der veränderten Situation auf dem Wohnungsmarkt mit steigenden Grundstücks- und Baupreisen Rechnung getragen. Es wird nun auch der Kauf von gebrauchten Eigenheimen und Eigentumswohnungen gefördert, bislang erfolgte dies nur für den Ersterwerb von Neubauten. Auch wurde die Einkommensgrenze für die Förderberechtigung um 30 Prozent angehoben. Die Verbesserungen des 100-Häuser-Programms zeigen Wirkung, denn bereits Anfang Juni 2016 waren die hierfür vorgesehenen Haushaltsmittel abgerufen. Zusätzliche Gelder für weitere Anträge konnten kurzfristig bereitgestellt werden.

Hierzu sagt Dr. Fraas: „Mit der Verbesserung der Konditionen im städtischen 100-Häuser-Programm wollen wir dem Anstieg der Immobilienpreise Rechnung tragen und wieder mehr Familien beim Erwerb von Wohneigentum unterstützen. Viele Familien erhielten bisher keine Förderung, weil ihr Einkommen knapp über der Einkommensgrenze lag oder weil sie ein gebrauchtes Eigenheim, aber keinen Neubau erwarben. Hier schaffen wir jetzt Abhilfe. Damit verringern wir auch die Abwanderung junger Familien ins Umland.“

Wichtige Fakten aus dem Mietenspiegel 2016:
Laut Mietenspiegel 2016 sind im Zeitraum von zwei Jahren die Preise für neu vereinbarte Wohnungsmieten um durchschnittlich 6,6 Prozent gestiegen. Von 2012 bis 2014 betrug der Anstieg 6,9 Prozent. Hierzu sagt Dr. Fraas: „Auch wenn der Anstieg im längerfristigen Vergleich der Mietentwicklung nicht außergewöhnlich hoch ist, so hat er sich seit 2012 beschleunigt und liegt, wie schon seit vielen Jahren deutlich, über dem Anstieg der Lebenshaltungskosten.“

Die Durchschnittsmiete bei Neuvermietungen liegt bei 7,31 Euro pro Quadratmeter, nachdem sie zwei Jahre zuvor noch bei 6,86 Euro pro Quadratmeter lag. Im Vergleich zum vorausgegangenen Mietenspiegel (2014) ergibt sich ein durchschnittlicher Anstieg der in den letzten vier Jahren neu vereinbarten Mieten um durchschnittlich 6,6 Prozent.

Im Zeitraum von 2014 bis 2016 sind, wie bereits im Zeitraum 2012 bis 2014, Mietpreissteigerungen in allen Wohnungsgrößen- und Baualtersklassen festzustellen. Die höchsten Mietsteigerungen (8,9 Prozent) sind bei neu gebauten Wohnungen mit Flächen von 40 bis 60 Quadratmetern festzustellen. Auch die Mieten kleinerer Neubauwohnungen von 30 bis 40 Quadratmetern sind mit 8,1 Prozent stärker als der Durchschnitt gestiegen.

Die Quadratmetermiete weist eine Spannbreite von 4,66 bis 15,38 Euro pro Quadratmeter auf. Der untere Wert der Preisspanne von 4,66 Euro wird in Nürnberg für eine 60 bis 80 Quadratmeter große, zwischen 1919 und 1948 erbaute Wohnung bezahlt. Die relativ höchsten Mieten sind wieder bei sehr kleinen Neubauwohnungen zu verzeichnen. Bei gut ausgestatteten Neubauwohnungen mit einer Wohnungsgröße unter 30 Quadratmetern liegt die Miete am oberen Wert der Spanne mit 15,38 Euro.

Der Mietenspiegel wird von der Stadt Nürnberg (Amt für Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth, Stab Wohnen) auf der Grundlage der Datenauswertung durch das Institut für Empirische Marktanalysen (EMA) aus Sinzing bei Regensburg erstellt und zusammen mit den Kooperationspartnern Grund- und Hausbesitzerverein Nürnberg und Umgebung e.V., Deutscher Mieterbund Nürnberg und Umgebung e.V., „Mieter helfen Mietern“ Nürnberger MieterInnen-Gemeinschaft e.V., wbg Nürnberg Gruppe und Vereinigung der Wohnungsunternehmen in Mittelfranken e.V. herausgegeben.

Dr. Fraas dankt den Kooperationspartnern sowohl für ihre Mitwirkung bei der Erstellung als auch die Mitfinanzierung des Mietenspiegels: „Die Beteiligung der verschiedenen Interessengruppen trägt maßgeblich zur Akzeptanz und Aussagekraft des Nürnberger Mietenspiegels bei.“

Der Mietenspiegel setzt keine Preise fest, sondern im Turnus von zwei Jahren wird darin das aktuelle Niveau der Wohnungsmieten in Nürnberg wiedergegeben. Er sorgt vielmehr auf der Basis einer repräsentativen Erhebung der tatsächlich gezahlten Mieten für die erforderliche Transparenz auf dem Wohnungsmarkt. Damit bietet er sowohl Mieterinnen und Mietern als auch Vermieterinnen und Vermietern eine notwendige und wichtige Orientierungshilfe. Als qualifizierter Mietenspiegel i. S. d. § 558 d BGB wird er als Entscheidungshilfe bei mietrechtlichen Auseinandersetzungen herangezogen. Am 6. Juli 2016 wird er dem Stadtrat zur Beschlussfassung vorgelegt.

Der Mietenspiegel 2016 ist ab dem 1. August 2016 beim Stab Wohnen des Wirtschaftsreferats, Marienstraße 6, Zimmer 313, 3. Stock, bei den Bürgerämtern, im Bürgerinformationszentrum, Hauptmarkt 18, und bei den beteiligten Verbänden zum Preis von 2,50 Euro erhältlich. Auch informiert der Stab Wohnen des Wirtschaftsreferats unverbindlich über die Möglichkeiten der Förderung von Bau und Erwerb von Wohnraum unter der Telefonnummer 09 11 / 2 31-26 04 und im Internet unter www.wohnen.nuernberg.de.
Der Wohnungsbericht 2015 im Netz: www.nuernberg.de/internet/wohnen/publikationen.html

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