Nr. 690 / 08.07.2016
Der Nürnberger Umweltpreis wird alle zwei Jahre vergeben. 2016 war das Schwerpunktthema „Engagement für mehr Grün“. Der Stadtrat hat in der Sitzung vom 6. Juli 2016 über die Vergabe entschieden. Beim Referat für Umwelt und Gesundheit gingen 20 Bewerbungen beziehungsweise Vorschläge ein. Erstmalig konnte man sich auch mit Ideen bewerben, die noch auf ihre Umsetzung warten. Von Firmen gingen diesmal nur zwei Bewerbungen ein.
Die Umweltpreis-Jury diskutierte am 31. Mai 2016 die Bewerbungen. Das Ergebnis war ein einstimmiger Vorschlag, der auch am 6. Juli 2016 vom Stadtrat einstimmig bestätigt wurde. Auch diesmal war die Entscheidung für die Jury nicht einfach, da es viele interessante und auszeichnungswürdige Bewerbungen gab. So wurden mehrere Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt und vorgeschlagen. Der Umweltpreis 2016 in Höhe von 9 000 Euro wurde an mehrere Preisträger aufgeteilt und wie folgt verliehen an:
Mathias-Kai Schmidt und seinen Bund Naturschutz-Arbeitskreis für sein langjähriges Engagement Bäume in der Stadt: 2 000 Euro.
Jan Stubbe vom Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg für seinen beruflichen und privaten Einsatz zum Erhalt der biologischen Vielfalt: 1 000 Euro
Helga Dattenberger-Achatz mit der Realisierung grüner Oasen auf eigenen Flächen: 1 000 Euro.
Der Stadtgarten von Bluepingu e.V. als mobiler Gemeinschaftsgarten in Eberhardshof: 1 000 Euro Der Bund Naturschutz mit seinem Heilkräutergarten am Hallertor: 1 000 Euro.
Das Sebalder Hofgärtchen des Bund Naturschutzes:1 000 Euro
Umweltaktionstag der Religionen von Bund Naturschutz und dem „Friedensweg der Religionen in der Südstadt“ (christliche und islamische Gemeinden): 500 Euro.
Bluepingu e.V. mit seiner Idee „Das Grüne Klassenzimmer“: 500 Euro.
Der Kinderhort Boxdorf mit seiner Planung des Freigeländes: 500 Euro.
Das Nachhaltige Umweltkonzept der Bismarckschule: 500 Euro.
Den Preis, der für das Umweltengagement von Firmen vergeben wird, aber nicht mit Preisgeld versehen ist, erhält die Sparkasse Nürnberg für ihre umfangreichen Aktivitäten für „Mehr Bäume für Nürnberg“.
Würdigungen der Privatpersonen
Mathias-Kai Schmidt
Als Hauptpreisträger wird Mathias-Kai Schmidt für seine langjährige und nachhaltige Arbeit für die Bäume in der Stadt ausgezeichnet. Er setzt sich bereits seit 1992 für die Straßenbäume in Nürnberg ein. Seine profunden Kenntnisse der schwierigen Situation von Straßenbäumen und sein zähes Ringen um Lösungen auch an schwierigen Standorten haben meist zum Erfolg geführt. Es ist Mathias-Kai Schmidt auch immer gelungen, Mitstreiter zu finden. Er ist Mitbegründer der Agenda-Projektgruppe „Straßenbäume“ und rief vor acht Jahren im Bund Naturschutz den Arbeitskreis „Bäume in der Stadt“ ins Leben. Auch ihr Engagement soll an dieser Stelle mitgewürdigt werden. Mathias-Kai Schmidt wurde 2013 Vorsitzender des Stiftungsvorstands der „Bäume für Nürnberg Stiftung“ und versucht auf diesem Weg, neue Möglichkeiten für mehr Bäume zu finden.
Jan Stubbe
Jan Stubbe vom Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg verbindet in einzigartiger Weise sein berufliches und sein privates Engagement für die Förderung der Artenvielfalt. Im Laufe der letzten Jahre hat Jan Stubbe durch eine vorbildliche und auf naturschutzfachliche Belange abgestimmte Pflege die in seiner Zuständigkeit liegenden Dammbereiche des Rhein-Main-Donau-Kanals erheblich ökologisch aufgewertet. Dabei setzt er ein von der Regierung von Mittelfranken erstelltes Pflege- und Biotopverbundkonzept auf freiwilliger Basis und auf eigene Kosten um. Durch von ihm eingeleitete Maßnahmen, wie zum Beispiel die Verlagerung von Liegeplätzen von Schiffen, die Verschiebung der Mahdtermine, Strukturanreicherungen und vieles mehr konnte die Konfliktsituation im Dammbereich entspannt und die lokale Kreuzotterpopulation erhalten werden.
Helga Dattenberger-Achatz
Helga Dattenberger-Achatz setzt als Vermieterin auf verschiedenen privaten Grundstücken und Gärten in der Nürnberger Nordstadt (insgesamt etwa 2 500 Quadratmeter) seit vielen Jahren ein Konzept für grüne Oasen um. Diese Flächen bieten Lebensraum für unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten mitten in der Stadt, tragen zu frischer Luft bei und bieten eine gute Erholungsmöglichkeit vom alltäglichen Stress direkt vor der Haustür. Anstatt auf zugepflasterte Einfahrten setzt Helga Dattenberger-Achatz lieber auf Schottersteine, durch die das Wasser besser ins Erdreich abfließen kann. Es ist ihr ein großes Anliegen, auch Nachbarn und Mieter von ihren Ideen zu überzeugen.
Urban Gardening Projekte
Stadtgarten von Bluepingu e.V.
Der Stadtgarten ist ein mobiler Gemeinschaftsgarten auf einem Parkplatz in Eberhardshof und geht 2016 in seine fünfte Saison. Auf den 2 000 Quadratmetern gärtnern inzwischen über 40 Ehrenamtliche und pflanzen über 300 verschiedene Pflanzen- und Obstbaumsorten. Die Beete werden kostenlos und gemeinnützig bewirtschaftet. Alle für das Gärtnern benötigten Mittel, wie zum Beispiel Saatgut und Erde, werden kostenfrei zur Verfügung gestellt. Besonders wichtig sind der Stadtgartengemeinschaft der Erhalt alter Gemüse- und Obstbaumsorten sowie die Biodiversität. Eigene Bienenvölker, eigene Saatgutgewinnung, saisonale Kochworkshops, Bildungsarbeit für Kinder, Jugendliche und Flüchtlinge sowie eine aktive Stadtteilarbeit werden ebenfalls mit diesem Projekt verwirklicht und sind für den Stadtteil der über wenig Grün verfügt, eine große Bereicherung.
Heilkräutergarten des Bund Naturschutz e.V.
Der Heilkräutergarten am Hallertor ist als kleiner botanischer Garten einzigartig im Stadtgebiet. Etwa hundert verschiedene Heilpflanzen gedeihen hier auf kleinster Fläche und werden anhand von Schildern vorgestellt. Eine große Schautafel und spezielle Broschüren geben den Besuchern detaillierte Informationen, neuerdings auch in gängigen Fremdsprachen. Ein Schaubienenstand, die Zeidler-Bienenbeute, weist auf die Rolle von Bienen als wichtige Bestäuber hin. Der Garten ist als Teil der öffentlichen Grünanlagen zwischen den Mauergürteln der Altstadt frei zugänglich. Jährlich veranstalten die Gärtner ein multikulturelles „Heilkräutergartenfest“ mit Führungen, Kinderprogramm und zahlreichen Beteiligten.
Hofgärtchen des Bund Naturschutz e.V.
Hier handelt es sich um einen urbanen Garten, der in dem ehemals ungenutzten Innenhof einer Blockrandbebauung liegt. Hier hat Ingrid Treutter gemeinsam mit der Unterstützung des Bundes Naturschutz, der lokalen Agenda 21 Nürnberg, des Servicebetriebs Öffentlicher Raum Nürnberg und der Nürnberger Sparkasse über 50 Paletten-Hochbeete aufgebaut und an Hobbygärtner vergeben. Ingrid Treutter kümmert sich neben der Vergabe der Beete auch um die Gärtnerinnen und Gärtner, organisiert Treffen und Feste für Gärtner und Anwohner, sorgt für Verschönerungen und die Bereitstellung von Wasser. Dank eines schön bemalten Bauwagens können alle notwendigen Gerätschaften vor Ort gelagert und bei Bedarf von allen Gärtnern verwendet werden.
Kleinere Projekte / Innovative Ideen
Umweltaktionstag der Religionen
Der Bund Naturschutz besitzt bei Kornburg eine Reihe von Heideflächen. Direkt am südlichen Ortsrand befindet sich ein Biotop, das für maschinelle Pflege ungeeignet ist. Hier treffen sich, vom Bund Naturschutz organisiert, seit Jahren religiöse Gemeinden der Nürnberger Südstadt zum so genannten Umwelttag der Religionen. Gemeinsam wird die wertvolle Fläche gepflegt. Mit circa 50 bis 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ist der Umwelttag auch eine umfangreiche Aktion im praktischen Umweltschutz. Bei einem Picknick und vielen Kinderaktionen gibt es für die Gemeindemitglieder die Möglichkeit zum Austausch. Vorbildhaft gelingt es hier, Christen und Muslime für die gemeinsame Bewahrung der Schöpfung zu begeistern.
„Das Grüne Klassenzimmer“, Bluepingu e.V.
Mit dem Projekt „Das grüne Klassenzimmer“ sollen Wände in Schulräumen durch bepflanzte Regalsysteme samt Bewässerungsanlage grün und lebendig werden. Die Idee soll zuerst in einem Klassenzimmer in der Scharrerschule umgesetzt werden. Die Planungen begannen bereits im Herbst 2015. Das Projekt wird dabei aktiv von den Kindern mitgestaltet und soll im Herbst 2016 fertiggestellt werden.
Gestaltung Freigelände des Kinderhorts Boxdorf
Der städtische Kinderhort Kronacher Straße 5 ist im Herbst 2015 in renovierte Räume eingezogen. Die bisher noch graue Spielfläche soll begrünt und verschönert werden. Neben einem Barfußpfad aus Lavakiesel, Zapfbelag, Waldbodenbeleg, Matsch, Hackschnitzel, Tannenzweigen und grobkörnigem Sand sollen ein Sichtschutz und eine grünen Oase realisiert werden. Rundbeete, die gemeinsam bepflanzt werden sollen, sind geplant. Das besondere Augenmerk liegt dabei auf so genannten Bienenpflanzen. Der Kinderhort soll ein zentraler und grüner Punkt im Stadtteil werden.
Umweltkonzept der Bismarckschule
Seit sieben Jahren ist die Bismarckschule „Umweltschule in Europa“ und führt momentan noch ein nachhaltiges Umweltkonzept ein. Der Förderverein hat einen Schrebergarten unweit der Schule gepachtet, in dem im Frühsommer mit dem Aufbau einer Schulimkerei begonnen werden soll. Lehrerfortbildungen zum Thema Imkerei, aber auch zu anderen ökologischen Themen sollen entwickelt werden. Außerdem bemüht sich die Schule um einen eigenen Schulwald und um eine höhere Begrünung getreu ihrem neuen Motto „Wir blühen auf“. Das neu geschaffene Angebot soll allen Klassen der Grund- und Mittelschule zur Verfügung stehen und den Schülern den jahreszeitlichen Ablauf der Natur vermitteln.
Sparkasse Nürnberg
Der nicht dotierte Preis für Firmen und Unternehmen geht 2016 an die Sparkasse Nürnberg. Unter dem Motto „Mehr Bäume für Nürnberg“ pflanzt die Sparkasse Nürnberg in Kooperation mit der Stadt Nürnberg seit 2012 Straßenbäume im Stadtgebiet. Bis 2015 wurden 223 leere Baumscheiben bepflanzt. Bis zum Frühjahr 2017 sollen weitere 107 Straßenbäume in bisher leere Pflanzbeete kommen. Insgesamt werden dann, dank den von der Sparkasse Nürnberg für diese Aktion bereitgestellten 650 000 Euro, 330 neue Straßenbäume die Stadt begrünen.
Diese herausragende Aktion wurde auch von einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit begleitet. Um viele Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen, sich um ihre Bäume zu kümmern, wurde in Kooperation mit Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg und dem Bund Naturschutz die Initiative „Nürnbergs Bäume brauchen Paten“ durchgeführt.
Die Sparkasse arbeitet bei verschiedensten Umweltprojekten eng mit anderen Organisationen zusammen. Das Stadtgarten-Projekt von Bluepingu in Eberhardshof wird finanziell unterstützt. Unter dem Motto „Artenvielfalt in der Stadt – Erhaltung alter Obstsorten“ finanzierte die Sparkasse dem Stadtverband der Nürnberger Kleingärtner Obstbäume. Weitere Projekte sind angelaufen, zum Beispiel „Biologische Vielfalt auf der Stadtmauer“ in Zusammenarbeit mit dem Referat für Umwelt und Gesundheit. Ein Gemeinschaftsprojekt mit Bluepingu mit Bewohnern einer Flüchtlingsunterkunft ist geplant. let
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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