Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 666 / 26.06.2017

Die Friedenstafel 2017: ab jetzt Plätze reservieren

Im Anschluss an die Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises im Opernhaus findet am Sonntag, 24. September 2017, von 13 bis 16.30 Uhr die Nürnberger Friedenstafel statt – ein großes Bürgerfest, das vom Kornmarkt über den Hallplatz bis zur Königstraße verläuft und an dem alle teilnehmen können. Wer „mittafeln“ möchte, kann ab sofort persönlich oder online bei der Kultur Information der Stadt Nürnberg (www.kunstkulturquartier.de), Königsstraße 93, einen Tisch reservieren. Die Friedenstafel wird vom Menschenrechtsbüro und dem Amt für Kultur und Freizeit (KUF) der Stadt Nürnberg organisiert.

Für jede Tischreservierung (je acht Plätze) wird eine Gebühr von 10 Euro pro Tisch erhoben. Es können nur ganze Tische vorbestellt werden. Sie werden auf den Namen des Absenders reserviert. Die Tischbelegung ist am Sonntag, 24. September 2017, ab 12 Uhr möglich. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bürgerfests bringen sich die Verpflegung einfach selbst mit oder nutzen das gastronomische Angebot entlang der Tafel. Höhepunkt ist der gemeinsame Luftballonstart um 15.30 Uhr zum Ausklang der Veranstaltung.

Mit der Friedenstafel setzen die Bürgerinnen und Bürger ein Signal für Frieden, Toleranz und die Achtung der Menschenrechte weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Dieses Jahr bekommt die Gruppe „Caesar" den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. „Caesar“ ist der Deckname eines ehemaligen syrischen Militärfotografen, der über 50 000 Fotos aus dem Land gebracht hat, darunter allein 28 000 von Gefangenen, die in den Gefängnissen durch Folter, Hinrichtungen, Unterernährung oder andere Misshandlungen getötet wurden.

Nach Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 hatte „Caesar“ den Auftrag vom syrischen Militär, Leichen von Soldaten und Oppositionellen zu fotografieren und die Bilder systematisch zu archivieren. Er litt jedoch massiv unter dieser erbarmungslosen Arbeit. Dies brachte ihn schließlich dazu, die Bilder heimlich zu kopieren und mit Hilfe von Unterstützern aus dem Land zu schmuggeln. 2013 verließ „Caesar" mit seiner Familie Syrien. Er wollte die Verbrechen an die Öffentlichkeit bringen. Im Januar 2014 wurden die Fotos im Internet veröffentlicht. Der zum gleichen Zeitpunkt erschienene Bericht einer Untersuchung, die von ehemaligen Chefanklägern internationaler Strafgerichte geführt wurde, bestätigte, dass „Caesars“ „Beweise verlässlich waren und in jedem Prozess verwendet werden könnten“. Der Leiter der Untersuchung, Desmond De Silva, sah die Bilder als Bestätigung für Morde in „industriellem Ausmaß“ durch das syrische Regime an. „Human Rights Watch“ versicherte 2015 ebenfalls die Echtheit der Fotos.

Im syrischen Bürgerkrieg werden Menschenrechtsverletzungen von allen Konfliktparteien begangen. Laut einem Bericht von „Amnesty International“ vom August 2016 sollen allein in den syrischen Gefängnissen seit 2011 mehr als 17 700 Menschen getötet worden sein. Folter und andere Formen grausamer und unmenschlicher Behandlung sind in internationalen Menschenrechtsabkommen, etwa der „UN-Antifolterkonvention" von 1984 vollständig und ausnahmslos verboten. Trotz der Ratifizierung durch 147 Staaten wird systematische Folter in mehr als 100 Ländern angewandt.

Die internationale Jury unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly würdigt auch die Entschlossenheit der französischen Journalistin Garance Le Caisne. Als diese von den Fotos erfuhr, konnte sie nach monatelanger Recherche Kontakt zu „Caesar“ aufnehmen, der sich schließlich doch zum Interview bereit erklärte. Daraus und aus weiteren Gesprächen mit ehemaligen Häftlingen entstand das Buch „Codename Caesar. Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie“. „Caesar“ lebt heute im Untergrund in Nordeuropa und wird den Preis nicht persönlich entgegennehmen. Stellvertretend übernimmt dies Garance Le Caisne.

„Caesar“ und die Gruppe um ihn wollten dafür sorgen, dass die Verbrechen nicht straflos bleiben. Dafür nahmen sie große Gefahren auf sich. Mit der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises an die Gruppe „Caesar“ will die Jury auch an die Geschichte Nürnbergs als Wiege des modernen Völkerstrafrechts anknüpfen. Der mit 15 000 Euro dotierte Preis wird an Menschen oder Gruppen verliehen, die sich vorbildlich und unter hohem Risiko für die Wahrung der Menschenrechte einsetzen. Damit will die Stadt Nürnberg einen Beitrag zur weltweiten Achtung der Menschenrechte leisten und dazu ermutigen, sich für Menschenrechte zu engagieren und diejenigen zu schützen, die sie verteidigen. maj

Weitere Informationen:

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