Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 333 / 27.03.2018

KunstKulturQuartier: 3. Bauabschnitt im Künstlerhaus und Ausweichquartiere während der Umbauzeit

Im August 2018 geht im KunstKulturQuartier, Königstraße 93, die jahrelang geplante Generalsanierung vor allem der Veranstaltungsräume des Künstlerhauses, der so genannte 3. Bauabschnitt, los. Bis zum Bardentreffen Ende Juli gilt Normalbetrieb bei sukzessivem Umzug in die Interimsspielstätten.

Entscheidender Anlass für die circa 25,9 Millionen Euro umfassende Baumaßnahme sind technische Mängel beziehungsweise fehlende, für Veranstaltungsbetriebe mittlerweile unerlässliche technische Anlagen sowie eine Neusortierung der Veranstaltungsräume, die einen voneinander unbeeinträchtigten Spielbetrieb gewährleistet. Für den Status quo wäre in absehbarer Zeit die Betriebsgenehmigung entzogen worden, was zu einer Einstellung der Aktivitäten aller Gruppen und Vereine geführt hätte.

Während der Bauzeit im nördlichen Teil des Künstlerhauses – der so genannte 1. und 2. Bauabschnitt, der unter anderem die Kinos des Filmhauses und die Betriebe im gläsernen Kopfbau beherbergt und weiter „am Netz“ bleiben wird – müssen alle Gruppen und Vereine das Haus verlassen und an Ausweichorte umziehen. Die Bauzeit wird etwa bis Frühsommer 2021 dauern, mit der Wiederaufnahme des kompletten Spielbetriebs nach einem Probelauf rechnet die Leitung des KunstKulturQuartiers fest im Herbst 2021.

Prämisse bei der Planung und Umsetzung des 3. Bauabschnitts war – und darauf legte und legt das ausführende Architekturbüro Nagler genauso großen Wert wie das bauleitende Hochbauamt der Stadt und das KunstKulturQuartier –, den Charakter und Charme des Künstlerhauses zu bewahren und bauliche Wege zu suchen, die die wechselvolle Geschichte in die Zukunft mitnehmen kann. Unabdingbar ist, dass alle Nutzer, Gruppen und Vereine nach Wiedereröffnung ihren Platz im neuen Künstlerhaus finden.

Für 17 (!) Gruppen Ausweichquartiere gefunden
Seit Beginn der Bauplanung bemüht sich die Leitung des KunstKulturQuartiers, für alle Nutzerinnen und Nutzer des Kulturzentrums Lösungen für die Zwischennutzungen zu finden, damit ehrenamtliche Gruppen, Vereine, Werkstätten und freie Szene während der Bauzeit ihre Aktivitäten – wenn auch teilweise eingeschränkt – fortführen können. Bislang wurden 17 Ausweichorte gefunden. Die Offenen Werkstätten und der komplette Akademiebetrieb des Werkbunds finden Räume im Gebäude Peuntgasse 5-7, in einer Berufsschule oder in Räumen des Künstlerhauses, die vom Umzug nicht betroffen sind: das sind die Steinmetz-, Keramik- und Siebdruckwerkstatt, das Fotolabor, die Fahrradwerkstatt, die Schmiede, die Glas- und Textilwerkstatt, der Zeichensaal und die Schreinerei. Gruppenräume für die Zusammenkünfte der Eritreer und die Computergruppe können ebenso zur Verfügung gestellt werden, wie ein Festivalbüro für das Menschenrechtsfilmfestival NIHRFF und die Leitung des Werkbunds.

Um zumindest einen Teil der Veranstaltungen, zum Beispiel der Seniorenkultur, aus dem Hinterzimmer weiter anbieten zu können, wird auf benachbarte Räumlichkeiten (zum Beispiel bei der Rummelsberger Diakonie oder im Caritas-Pirckheimer-Haus) ausgewichen. Das Entgegenkommen und die Solidarität von anderen Partner ermöglicht dem KunstKulturQuartier die Nutzung von Sälen etwa Auf AEG oder im Z-Bau.

Für die Konzerte, Partys, Lesungen et cetera der Vereine Musikverein und Café Kaya, die bislang das Zentralcafé bespielen, wird die ehemalige Bauhofkantine, gleich gegenüber des Künstlerhauses, Eingang Königstormauer, zur Verfügung gestellt. Hier laufen vor allem hinsichtlich des Emissionsschutzes Prüfungsverfahren. Die Nutzung der Kantine ist zwar gesichert, eventuell notwendige Ein- und Umbauten sind in Planung; „Sorgenkind“ ist lediglich die KulturKellerei – aber auch da laufen intensive Gespräche, die hoffentlich bald erfolgreich zu Ende gehen.

Unklarheiten und Missverständnisse
Gerade bei der Beplanung der Interimsspielstätte Bauhofkantine für Konzerte, Partys, Lesungen, Poetry Slam, Diskussionen und Veranstaltungsreihen des Musikvereins und Café Kaya haben sich im Detail Missverständnisse und Unklarheiten eingeschlichen. Sowohl die Leitung des KunstKulturQuartiers, als auch die beteiligten Planer des Hochbauamts setzen all ihre Kraft und Kreativität ein, um die vielfältigen Aktivitäten der beiden wichtigen Veranstaltergruppen im Interimsquartier möglichst eins zu eins fortsetzen zu können. Die eingereichten Baupläne liegen derzeit bei der Genehmigungsbehörde zur Prüfung. Vor Beendigung dieser Prüfung lassen sich keine Aussagen über eventuelle Auflagen machen.

Entschieden wehrt sich die Leitung des KunstKulturQuartiers gegen Darstellungen, mögliche Sperrstunden würden trennen nach Kultur- und vermeintlich kommerziellen Veranstaltungen oder frühere Schließzeiten ließen existenziell für die Gruppen wichtige Aktivitäten nicht mehr zu. Das Gegenteil ist der Fall: Im Zuge der europaweiten Diskussion um die sogenannte „Nachtökonomie“, die auch in der Stadtverwaltung geführt wird, setzt sich die Leitung des KunstKulturQuartiers aktiv für die Anerkennung der früher so genannten „Subkultur“ ein und betont deren Bedeutung für eine aktive, urbane (Alt-)Stadtentwicklung – auch im Hinblick auf die Bewerbung Nürnbergs zur Kulturhauptstadt.

Das KunstKulturQuartier zitiert aus der Betriebsbeschreibung für die Bauhofkantine:

„(…) Während der Baumaßnahme ‚3. Bauabschnitt Künstlerhaus‘ (voraussichtliche Bauzeit von September 2018 bis Frühjahr 2021) müssen die im Haus befindliche Nutzungen an alternative Orte verlegt werden. Für die ehemalige Bauhofkantine ist folgende Nutzung für die Dauer von circa 3 Jahren vorgesehen:

Ehrenamtliche Veranstaltergruppen

Im Wesentlichen soll die Bauhofkantine für jene ehrenamtlichen Veranstaltergruppen als Interimsort dienen, die das sogenannte ‚Zentralcafe‘ bespielen.

Diese Gruppen, die künstlerisch, gemeinnützig, ehrenamtlich und nicht gewinnorientiert agieren, sind ein wesentlicher Bestandteil der in der Altstadt befindlichen ‚Nachtökonomie‘. Die subkulturelle, nicht kommerzielle Veranstaltungslandschaft, zu der eine ausgeprägte Clubszene mit Indie-Konzerten, künstlerischen DJ Partys und Nachtevents gehören, prägt das Gesicht einer modernen Großstadt. Auch und gerade im Hinblick auf die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2025 und auf ein aufstrebendes Messe- und Tourismuswesen, das Angebote vor allem für eine jüngere Generation evoziert.

Aus: Vorlage zum Thema ‚Nachtökonomie‘ der Wirtschaftsförderung (Wif):

‚Im Rahmen der Stadtentwicklung ist die Nachtökonomie ein wichtiger Faktor des Lebens in der Altstadt und Ausdruck für Urbanität und Vielfältigkeit des innerstädtischen Lebens. (…) Ein pulsierendes Nachtleben belegt die Zentralität Nürnbergs und wird als Angebot einer Großstadt wie Nürnberg von Bürgerinnen und Bürgern, Besucherinnen und Besuchern sowie Touristinnen und Touristen erwartet. Es stellt ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal im Städtewettbewerb dar und kann neue Betriebe und Arbeitskräfte vor allem im Bereich der Kreativwirtschaft anziehen aber auch als weicher Standortfaktor für ansiedlungsbereite Betriebe und Beschäftigte dienen. Die Nachtökonomie belegt den allgemeinen Trend zu verstärkten Freizeitaktivitäten in den Abend- und Nachtstunden (sogenannte ‚Mediterranisierung‘), die auch in dem starken Zulauf zu Kulturveranstaltungen zur Abend- und Nachtzeit (zum Beispiel Blaue Nacht, Bardentreffen, Lange Nacht der Wissenschaften) Ausdruck findet. (…)

(…) Die Attraktivität Nürnbergs für seine Bürgerinnen und Bürger sowie seine Gäste wird daher auch durch ein pulsierendes, attraktives und vielfältiges Nachtleben geprägt. Auch wirtschaftlich profitiert Nürnberg von den Angeboten. (…)‘.

Für die Zeit der Interimsbespielung werden Betriebszeiten Sonntag bis Donnerstag bis 24 Uhr und Freitag bis Samstag bis 3 Uhr vorgeschlagen. Nachbesserungen und Sondergenehmigungen sind möglich.

Die ehrenamtlichen Gruppen, die während des ‚3. Bauabschnitts‘ die Bauhofkantine bespielen sollen, passen vollumfänglich zu den Beschreibungen im Kontext der ‚Nachtökonomie‘.“ alf
 

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