Nr. 558 / 28.05.2019
Das Gemeinschaftshaus Langwasser nutzt die Sanierung des Hauses, um unter dem Motto „#LNGWSSR“ das Angebot des Kulturladens neu zu entwickeln und mittels Kultur gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern die Lebensqualität im Quartier zu verbessern. Dafür beteiligt sich die Einrichtung des Amts für Kultur und Freizeit (Kuf) seit Oktober 2018 am bundesweiten Projekt „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“. Das Gemeinschaftshaus Langwasser ist dafür als einzige bayerische und eine von zwölf bundesweiten Einrichtungen ausgewählt worden.
Die Auswahl der Projektstandorte erfolgte über die Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren. Der Förderzeitraum für „#LNGWSSR“ erstreckt sich von September 2018 über gut vier Jahre bis Dezember 2022. Die Fördersumme beträgt maximal 440 000 Euro. „UTOPOLIS – Soziokultur im Quartier“ wird im Zuge des Förderprogramms „Soziale Stadt“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur für Medien (BKM) sowie dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) ermöglicht.
In vierjährigen Entwicklungsprozessen erproben soziokulturelle Zentren mit neuen Beteiligungsformaten, wie Kunst und Kultur für das Zusammenleben in Stadtteilen genutzt werden können. Das Projekt „#LNGWSSR“ richtet sich an alle Menschen, die in Langwasser leben. Ein Fokus liegt darauf, gerade Bewohnerinnen und Bewohner, die wenige Berührungspunkte mit Kunst und Kultur hatten, zur Mitgestaltung ihres Wohn- und Lebensumfelds anzuregen. Auch jüngere Zielgruppen will das Haus künftig besser erreichen. Verschiedene soziokulturelle Angebote und künstlerische Aktionen sollen die Möglichkeit zur Partizipation geben. Dabei spielt die Vernetzung mit Initiativen und Institutionen vor Ort eine große Rolle – mit dem Quartiersmanagement ebenso wie mit sozialen Vereinen, kommunaler Verwaltung oder auch Wirtschaftsunternehmen.
„#LNGWSSR“ geht mit vier Teilprojekten an den Start
Insgesamt ist „#LNGWSSR“ in vier Projekte gegliedert. Die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger steht im Mittelpunkt. Es geht darum, den eigenen Stadtteil und die dort lebenden Menschen besser kennenzulernen und das Umfeld aktiv mitzugestalten. Vor allem setzt das Gemeinschaftshaus Langwasser, das derzeit wegen Sanierung geschlossen ist, auf die Einbindung der Stadtteilgesellschaft für die neue Konzeption des Kulturladens. Das Projekt soll außerdem mit Kunst und Kreativität die Lebensqualität im Stadtteil steigern, die Vielfalt Langwassers als Stärke hervorheben und das Wir-Gefühl fördern.
Gemeinschaftshaus.Neu.Machen
Ein breit angelegtes analoges und digitales Bürgerbeteiligungsverfahren zur Neuausrichtung der Kultureinrichtung startet im Juni 2019. Bei einer Onlinebeteiligung, Veranstaltungen sowie Aktionen im Stadtteil können die Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen für das Gemeinschaftshaus vorstellen, Ideen miteinander diskutieren und Kontakte knüpfen. Nach der Auswertung im Herbst 2019 beginnt eine Arbeitsphase mit allen, die sich aktiv mit in die Neugestaltung des Gemeinschaftshauses Langwasser einbringen wollen. Zur Wiedereröffnung im September 2020 präsentiert die Einrichtung das neue Programm.
Streetart-Festival
Der Auftakt ist im Sommer 2019: Das Gemeinschaftshaus Langwasser lädt lokale und internationale Streetart-Künstlerinnen und -Künstler ein, Wände im Stadtteil dauerhaft zu gestalten. Im Vorfeld möchte das Haus in Form von Workshops mit Schulen, Kindergärten und anderen Einrichtungen im Stadtteil zusammenarbeiten, um möglichst viele Menschen aktiv am Projekt zu beteiligen.
Ein mehrtätiges Festival rund um die Themen Streetart und Kunst im öffentlichen Raum wird im Sommer 2020 stattfinden. Dann stehen Streetart-Radtouren zu den Graffitis auf dem Programm. Daneben kann das Publikum bei Livepainting-Aktionen den Künstlerinnen und Künstler über die Schultern schauen und auch selbst mit der Spraydose aktiv werden. Neben den Wandmalereien stehen temporäre Formen der Kunst im öffentlichen Raum im Zentrum des Festivals. Geplant sind Site-Specific-Dance-Aufführungen, Tape-Art-Interventionen, Guerilla-Knitting und Projektionen an Hauswänden.
„Wir.Schreiben.Geschichte“
Das transkulturelle Laien-Theaterprojekt „Wir.Schreiben.Geschichte“ macht die gemeinsamen und spezifischen kulturellen Hintergründe der diversen Stadtteilgesellschaft Langwassers sichtbar. Jugendliche aus Langwasser erforschen ab Herbst 2019 die Bevölkerung ihres Stadtteils und sammeln Sagen, Erzählungen, Lieder sowie „innere Bilder und Landschaften“, die aus der Heimat der Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte stammen.
Das Material wird 2020 bei Workshops in Zusammenarbeit mit Kulturschaffenden unterschiedlicher Sparten künstlerisch bearbeitet. So entstehen beispielsweise individuell gestaltete Bücher als Sammlung von Texten und Liedern oder eine Keramik-Miniatur von Langwasser. Diese Miniatur dient im weiteren Verlauf des Projekts in den Jahren 2021/22 als figuratives Bühnenbild für ein Laien-Theaterstück über den Stadtteil. Die Inszenierung wird das reiche Material aus Geschichten, Melodien und Märchen verarbeiten und für die Stadtteilbevölkerung in Szene setzen.
Langwasser.Neu.Entdecken
Langwasser ist einer der jüngsten Stadtteile Nürnbergs, hat jedoch eine reiche Vergangenheit und auch architektonisch und künstlerisch einiges zu bieten. Um dies zu erforschen und bekannter zu machen, werden Ehrenamtliche zu Stadtteilführerinnen und -führer ausgebildet. Ab 2021 soll in der Projektgruppe Wissen gesammelt und mit professioneller Unterstützung neues erworben werden. Die Ehrenamtlichen bringen meist schon viel Wissenswertes über den Stadtteil mit oder haben eine Begeisterung für sonst oft verborgene Schätze Langwassers. Von geschichtlichen Themen, über Architektur, Kunst oder Kuriositäten des Stadtteils, alles ist denkbar. maj
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Leitung:
Andreas Franke
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