Nr. 1163 / 07.11.2019
Der Strafprozess gegen Karl-Heinz Hoffmann wegen Doppelmords und weiterer schwerer Delikte schrieb 1984 bis 1986 die Geschichte großdimensionierter Prozesse im Saal 600 fort. Zwei maßgeblich am Prozess beteiligte Juristen und eine Expertin für Rechtsextremismus nähern sich diesem Justizereignis in einem Podiumsgespräch am Donnerstag, 14. November 2019, um 19 Uhr im Memorium Nürnberger Prozesse, Saal 600, Bärenschanzstraße 72. Es moderiert Axel Fischer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Memoriums Nürnberger Prozesse.
Mit 186 Sitzungstagen, mehr als 50 Zeugen und einem 1000-seitigen Urteil gehört der Strafprozess gegen den Gründer der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ zu den größten der bundesrepublikanischen Justizgeschichte. Die Materialfülle, die langwierigen und zahlreichen Zeugenbefragungen und die Komplexität des Verhandlungsgegenstands brachten den üblichen strafprozessualen Rahmen sowie die Beteiligten an ihre Grenzen. Der Prozess war auf die Klärung der individuellen Schuld des Angeklagten beschränkt. In seiner Nachgeschichte entwickelte das Verfahren aber eine große Dynamik. Wichtige Erkenntnislücken zum deutschen Rechtsterrorismus wurden mit ihm in Verbindung gebracht: die Verbrechen von Mitgliedern der „Wehrsportgruppe“ im Libanon, das Oktoberfestattentat oder die „Hepp-Kexel-Gruppe“. Bereits Jahrzehnte vor dem NSU-Prozess beschäftigte die deutsche Justiz also ein ähnlich umfassendes sowie kontrovers beurteiltes rechtsextremistisches Verbrechensszenario.
Landgerichtspräsident a. D. Dr. Meinhard Meinel ist Rechtsanwalt und war berichterstattender Richter im Verfahren gegen Karl-Heinz Hoffmann.
Klaus-Harald Bukow ist Rechtsanwalt und war der Verteidiger von Karl-Heinz Hoffmann. Simone Rafael ist Kommunikationswissenschaftlerin und hat für die Amadeu Antonio Stiftung ein Internetportal gegen Rechtsextremismus aufgebaut. Sie berät Akteure der Zivilgesellschaft beim Umgang mit Rechtsradikalismus.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe „Der 600er. Ein Saal schreibt Geschichte“, mit der das Memorium Nürnberger Prozesse den Sitzungssaal 600 und seine abwechslungsreiche Geschichte in den Mittelpunkt rückt.
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung unter Telefon 09 11 / 2 31-2 86 14 oder per E-Mail an memorium@stadt.nuernberg.de wird gebeten. Die Veranstaltung wird von Gebärdensprachdolmetscherinnen begleitet und zudem mittels einer Induktionsanlage auch für Menschen mit Hörbeeinträchtigung zugänglich gemacht. Kem
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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