Nr. 744 / 22.07.2020
In nichtöffentlicher Sitzung hat der Nürnberger Stadtrat am heutigen Mittwoch, 22. Juli 2020, die vom Kulturausschuss vorgeschlagene Vergabe der diesjährigen Kulturpreise der Stadt Nürnberg beschlossen. Der Stadtrat folgte damit den Vorschlägen des Beratergremiums für kulturelle Fragen. Auf Grundlage der städtischen Satzung über die Verleihung von Kulturpreisen stehen für bis zu fünf Personen und Gruppen 20 000 Euro für Kulturpreise pro Jahr zur Verfügung, die in gleichen Teilen vergeben werden. Darüber hinaus wird in diesem Jahr zusätzlich der im zweijährigen Turnus vergebene Große Kulturpreis der Stadt Nürnberg (dotiert mit 10 000 Euro) verliehen.
In diesem Jahr werden fünf Kulturpreise verliehen an die Choreographin und Performancekünstlerin Barbara Bess, an den Musiker Jan Bratenstein, an den Literaten Philipp Krömer sowie die beiden Kulturvereine Kunstbunker und Edel Extra. Jeder Preis ist mit 4 000 Euro verbunden.
Den Großen Kulturpreis erhält in diesem Jahr das Musikkollektiv ensemble KONTRASTE.
Zu den Preisträgern:
Großer Kulturpreis:
ensemble KONTRASTE – Musik-Ensemble
Das ensemble KONTRASTE pflegt als Gruppe seit 1990 den musikalischen „Kontrast zum Üblichen“ und ist damit wichtiger Impulsgeber der Nürnberger Kulturlandschaft. Längst besitzt die Initiative auch Export-Qualität. Gastspiele im Wiener Konzerthaus, dem Pariser Louvre und dem Athener Megaron belegen dies. Das Besondere am ensemble KONTRASTE ist die Verknüpfung höchster musikalischer Ansprüche mit anderen künstlerischen Ausdrucksformen. In immer neuen, spannenden Konstellationen verweben sich Musik und Literatur zu intensiven und außergewöhnlichen Konzerten, die Unterhaltung auf höchstem Niveau bieten. Die Musiker kooperierten mit Theaterensembles wie Thalias Kompagnons und dem Theater Pfütze ebenso wie mit dem Opernsänger Christoph Prégardien und dem Komponisten, Gitarristen und Rapper Gene Pritsker. Der spartenübergreifende Ansatz und die Experimentierfreude machen das ensemble KONTRASTE zu einem besonderen Akteur im Kulturleben, der nicht nur die etablierten Kreise anspricht, sondern Kultur auch an neue Zielgruppen und ungewohnte Orte trägt. Das mutige Programm macht Lust auf das Entdecken von Neuem und Unbekannten, fördert Dialoge und Auseinandersetzung.
Kulturpreise:
Barbara Bess – Tänzerin, Choreografin und Performancekünstlerin
Die Tänzerin, Choreografin und Performancekünstlerin Barbara Bess (Jahrgang 1980) studierte in Berlin und Salzburg Bühnentanz und Choreographie. Sie verbindet in ihren Projekten diverse Kunstformen zu intensiven Arbeiten, die die Betrachter im wahrsten Sinne des Wortes „bewegen“. Durch die Nutzung verschiedener Stilmittel und künstlerischer Materialien prägt sie seit über zehn Jahren mit ihrem Schaffen die regionale Tanz- und Performanceszene. In ihrer Arbeit öffnet sie ihren Blick und den der Betrachterin und des Betrachters, um neue Sichtweisen auf Körper, Dinge und den umgebenden Raum zu evozieren. Barbara Bess erforscht das Miteinander von Mensch und Natur und setzt damit Impulse für eine Veränderung von Wahrnehmung.
Jan Bratenstein – Musiker
Der 30-jährige Songwriter, Sänger und Gitarrist aus Nürnberg, der seinen Stil als „Angry Antifolk“ bezeichnet, hat sich nicht nur mit der Black Elephant Band und als Mitglied der Gruppe Folk’s Worst Nightmare einen Namen gemacht, sondern auch als Autor („Der Mann ohne Piano“), Moderator und Initiator. Stellvertretend sei das Format „Sing-In“ genannt, das sich über die Jahre zu einer der beliebtesten und erfolgreichsten Reihen der Region entwickelt hat. Viele mittlerweile etablierte Künstlerinnen und Künstler haben ihren ersten Auftritt auf den verschiedenen „Sing-In“-Bühnen gehabt. Die Reihe leistet somit außerordentlich wertvolle „Graswurzel-Kulturarbeit“.
Philip Krömer – Literat
Philip Krömer, 1988 in Amberg geboren, studierte Buchwissenschaft und Germanistik in Erlangen und ist heute eine wichtige Stimme der jungen fränkischen Literaturszene. Er gilt als sprachmächtiger Erzähler mit virtuos komponierten Romanen und Kurzgeschichten (zuletzt „Ein Vogel ist er nicht“). Bereits 2015 gewann er den „taz“-Publikumspreis beim Berliner Literaturwettbewerb „open mike“. Krömer tritt aber nicht nur als Schriftsteller und Literaturperformer in Erscheinung, sondern initiiert und kuratiert auch innovative Lesungsformate wie die Reihe „Alle meine Freunde“ im E-Werk Erlangen oder aktuell das digitale Literaturfestival „LitLok – Literatur für den Lockdown“. Daneben ist Krömer Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Seitenstechen“.
kunstbunker – Forum für zeitgenössische Kunst e. V.
Der kunstbunker e. V. ist seit über 25 Jahren ein von Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden betriebenes Forum für zeitgenössische Kunst und ein wichtiger Teil der Nürnberger Kunst- und Kulturlandschaft. Er wurde 1994 als gemeinnütziger Förderverein unter Beteiligung der Kunstakademie Nürnberg sowie der damaligen Arbeitsgemeinschaft Nürnberger Galerien gegründet und organisiert seither regelmäßige Ausstellungsprojekte mit internationaler Ausrichtung in einem ehemaligen Schutzbunker im Zentrum Nürnbergs. Der Kunstbunker verfolgt eine konsequent progressive Agenda mit großer Strahlkraft. Das überregional ausgerichtete Ausstellungsprogramm wird von einer Programmkommission – zurzeit Michael Franz, Hans-Jürgen Hafner, Michael Hakimi und Eva-Maria Raschpichler – ehrenamtlich kuratiert.
Edel Extra – Verein zur Förderung ästhetischer Prozesse e. V.
Seit 2014 bietet Edel Extra – Verein zur Förderung ästhetischer Prozesse e.V. mit Sitz in Gostenhof ein vielfältiges Programm. Eine stillgelegte Bäckerei ist Raum für junge Künstlerinnen und Künstler, die sich öffentlich präsentieren wollen. Edel Extra e.V. spielt eine aktive Rolle in der Gestaltung des kulturellen Lebens in Nürnberg. Dabei stellt der Verein eine unersetzliche Brücke zwischen der Subkultur und den Institutionen der Hochkultur und Bildung dar und fungiert als Plattform für die Erprobung innovativer Kunstkonzepte. Die Bandbreite der stets niederschwellig konzipierten Veranstaltungen (Bildende Kunst, Literatur, Art Slams, Performances) findet großen Anklang bei einem heterogenen Publikum. alf
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