Nr. 1138 / 13.11.2020
Am 20. November 2020 jährt sich der Beginn des Nürnberger „Hauptkriegsverbrecherprozesses“ zum 75. Mal. Herzstück des Programms zum Jahrestag ist ein Festakt am Freitag, 20. November 2020, im Saal 600, dem historischen Ort des berühmten Gerichtsverfahrens. Ehrengast des Abends ist Bundespräsident FrankWalter Steinmeier, auf dessen Rede Grußworte und eine Podiumsdiskussion folgen. Aufgrund des aktuellen Pandemiegeschehens kann leider kein Publikum zu den Feierlichkeiten zugelassen werden. Daher wird die Veranstaltung ab 19 Uhr im Livestream auf www.memorium-nuernberg.de und www.phoenix.de übertragen und am Sonntag, 22. November 2020, um 13 Uhr auf dem Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix im Fernsehen ausgestrahlt.
Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeister Marcus König hält Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Rede. Dr. Markus Söder, Ministerpräsident des Freistaats Bayern, spricht ein Grußwort. Videobotschaften senden Benjamin Ferencz, Zeitzeuge und ehemaliger Chefankläger im sogenannten Einsatzgruppenprozess, Fatou Bensouda, Chefanklägerin am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, und die vier Außenminister der ehemaligen alliierten Nationen: Michael Pompeo (USA), Dominic Raab (Großbritannien), Jean-Yves Le Drian (Frankreich, angefragt) und Sergei Lawrow (Russland, angefragt). Das abschließende Podiumsgespräch ist besetzt mit dem britischen Juristen und Völkerrechtler Philippe Sands, Angelika Nußberger, ehemalige Vizepräsidentin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, und Christophe Eick, Leiter der Rechtsabteilung des Auswärtigen Amts und Völkerrechtsberater der Bundesrepublik Deutschland. Es moderiert Michaela Kolster, Programmgeschäftsführerin des TV-Senders Phoenix.
Am 20. November 1945 mussten sich erstmals in der Weltgeschichte führende Repräsentanten eines Staats für ihre Verbrechen vor einem internationalen Gericht verantworten. An diesem Tag eröffnete der „Hauptkriegsverbrecherprozess“ gegen 21 ranghohe Vertreter des NSStaats im Justizpalast in Nürnberg. Das Militärgericht setzte sich aus Vertretern der vier alliierten Mächte – USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich – zusammen. Der „Jahrhundertprozess“ dauerte ein knappes Jahr und endete mit zwölf Todesurteilen, drei lebenslangen und vier langjährigen Freiheitsstrafen sowie drei Freisprüchen.
Ebenfalls am 20. November feiert das Memorium Nürnberger Prozesse sein zehnjähriges Bestehen. Die Institution informiert am historischen Ort über das Gerichtsverfahren, erweitert ihren Fokus aber auch auf die 1946 bis 1949 durchgeführten „Nürnberger Nachfolgeprozesse“ sowie deren Auswirkungen auf die Entwicklung des Völkerstrafrechts bis heute. Im Frühjahr 2020 wurde der Saal 600 von der Nürnberger Justiz als Verhandlungsort aufgegeben. Damit ist er zum ersten Mal von seinem ursprünglichen Zweck entkoppelt und gewissermaßen als Erinnerungsort neu eröffnet. Dies gewährleistet die künftig noch bessere Zugänglichkeit für Besucherinnen und Besucher aus aller Welt. alf
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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