Nr. 240 / 16.03.2021
Die Bundesregierung hat am Montag, 15. März 2021, die Corona-Schutzimpfungen mit dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca vorsorglich ausgesetzt. Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa hält das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) wird entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffs auswirken.
Auch in Nürnberg sind von der Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff sowohl Erst- als auch Folgeimpfungen betroffen.
Im Nürnberger Impfzentrum sind insgesamt 20 100 Dosen AstraZeneca angeliefert worden. Davon wurden bereits 8 412 Dosen im Impfzentrum durch den Betreiber Ecolog Deutschland als Erstimpfung sowie 2 045 Dosen von den mobilen Teams der IZ Bayern GmbH als Erstimpfung verabreicht. Eine Zweitimpfung ist bislang in Nürnberg noch nicht erfolgt, da zumeist erst nach zwölf Wochen der zweite Impftermin mit diesem Impfstoff erfolgt. Weitere AstraZeneca Lieferungen hätten die Impfserien komplettiert. Wie viele Impfstoffdosen in dieser Woche noch nach Nürnberg angeliefert werden und aus welchen Impfstoffen sich die Lieferungen zusammensetzen, ist derzeit noch unklar. Die Regierung von Mittelfranken verteilt die Impfdosen in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.
Abgesehen von den bei Impfungen häufig auftretenden, vorübergehenden Erscheinungen wie Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, leichtes Fieber und Kopfschmerzen sind im Stadtgebiet Nürnberg bisher keine weiteren gesundheitlichen Beeinträchtigungen gemeldet worden.
Nach der ersten Eilmeldung des Bundesgesundheitsministeriums am Montag, 15. März 2021, um 15.30 Uhr hat die Stadt Nürnberg unverzüglich sämtliche laufenden Schutzimpfungen mit dem Vakzin AstraZeneca unterbrochen. Dies betraf das Impfzentrum in der NürnbergMesse und den neuen dezentralen Impf-Ort in der alten KfZ-Zulassungsstelle in der Großreuther Straße 115 B.
Oberbürgermeister Marcus König dazu: „Was wir als Stadt Nürnberg zur Transparenz beitragen können, wollen wir auch beitragen. Wir von der Stadtverwaltung tun alles dafür, dass diejenigen Nürnbergerinnen und Nürnberger, die es wünschen, so bald wie irgend möglich eine Impfung erhalten. Wichtig ist, dass jetzt rasch Klarheit herrschen muss, wie es mit den Impfungen von AstraZeneca weitergehen soll.“
Mit dem nachfolgenden Fragenkatalog sollen die wichtigsten Fragen beantwortet werden, die sich für die Nürnbergerinnen und Nürnberger ergeben, die sich bereits für eine Schutzimpfung gegen SARS-CoV II- COVID-19 registriert haben.
Warum wurde das Impfen mit AstraZeneca ausgesetzt?
In mehreren Fällen wurde in Deutschland in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung mit AstraZeneca eine spezielle Form von schwerwiegenden Hirnvenen-Thrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen festgestellt. Deswegen hat das Paul-Ehrlich-Institut empfohlen, die Impfung mit AstraZeneca vorsorglich auszusetzen, um die Fälle weiter zu untersuchen. Das Bundesministerium für Gesundheit ist dieser Empfehlung gefolgt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA wird entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffs auswirken.
Impfung ist Vertrauenssache und kein Zwang. Jeder Impfling muss sicher sein, dass alle Informationen zum Impfstoff transparent und vollständig vermittelt werden und nichts zurückgehalten wird. Auch seltene, aber gegebenenfalls schwerwiegende Nebenwirkungen müssen sorgfältig geprüft werden.
Wie schwerwiegend sind die entdeckten Nebenwirkungen?
Dem PEI liegen Hinweise für einen Zusammenhang zwischen der Corona-Impfung mit AstraZeneca und einigen wenigen Fällen von Hirnvenen-Thrombosen vor. Diese Erkrankung ist so schwerwiegend (bis hin zu Todesfällen), dass es nicht zu vertreten ist, ohne Prüfung weiter zu impfen.
Wie viele Fälle in Deutschland und Europa sind bekannt?
Seit Beginn der Impfung mit AstraZeneca sind sieben solcher Fälle in Deutschland registriert worden – davon drei Todesfälle.
Wer ist betroffen?
Das ist noch Gegenstand der Untersuchungen. Auffällig ist aber, dass auch jüngere Menschen betroffen sind – besonders Frauen.
Am Freitag, 12. März 2021, wurde die Impfung mit AstraZeneca noch nicht ausgesetzt. Was hat sich seither geändert?
Seit Freitag wurden drei neue Fälle von Hirnvenen-Thrombosen gemeldet, zwei davon am Montag. Insgesamt gibt es jetzt sieben Fälle im Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen, drei davon sind tödlich verlaufen. Trotz der hohen Zahl an Impfungen mit AstraZeneca (insgesamt 1,6 Millionen) ist das überdurchschnittlich viel. Deshalb hat das PEI nach fachlicher Beratung entschieden, eine vorläufige Aussetzung der Impfungen zu empfehlen. Dem ist die Bundesregierung gefolgt.
Ich habe mich im Bayerischen Impfportal BayIMCO online zur Impfung registriert. Wie erfahre ich, welchen Impfstoff ich bekomme und ob mein Impftermin möglicherweise ausgesetzt wird, weil für mich AstraZeneca vorgesehen ist?
Sollten Sie einen Termin mit dem Impfstoff Astra Zeneca gebucht haben, wird dieser Termin für Sie durch das Impfzentrum in den nächsten Tagen storniert. Über diese Stornierung werden Sie per SMS und Mail informiert. Der SMS und der Mail ist jeweils ein Link beigefügt, über welchen Sie sich in Ihrem BayIMCO Profil anmelden können. Ihre Freischaltung zur Terminbuchung verfällt nicht durch die Stornierung des Astra Zeneca-Termins. Sie können nun selbstständig, falls Termine verfügbar sind, einen neuen Termin für einen anderen Impfstoff buchen. Berücksichtigen Sie hier, dass nicht jedem sofort ein neuer Termin angeboten werden kann. Wir empfehlen Ihnen, in nächster Zeit in Ihrem Profil zu prüfen, ob in Ihrem Impfzentrum wieder Termine verfügbar sind.
Sollten Sie noch nicht über die Terminabsage informiert worden sein, können Sie sich unter https://impfzentren.bayern/citizen anmelden und Ihre Termine selbstständig stornieren.
Ich habe mich bei dem Servicetelefon des Impfzentrums angemeldet. Wie geht es für mich weiter?
Sie werden von den Mitarbeitenden des Servicetelefons persönlich angerufen und über die Terminstornierung informiert. Sobald ein neuer Termin verfügbar ist, werden Sie die Mitarbeitenden des Servicetelefons erneut kontaktieren.
Kann ich auch im Gesundheitsamt Nürnberg oder bei der Corona-Hotline der Stadt Nürnberg oder bei den Vorzimmern des Oberbürgermeisters, der Gesundheits- oder Sozialreferentin oder der Koordinierungsstelle Impfzentrum erfahren, wie es mit meinen persönlichen Impfterminen weitergeht?
Nein, aus Gründen des Datenschutzes können Ihnen die Kolleginnen und Kollegen dort keine Auskunft darüber geben. Der Freistaat Bayern hat für seine Bürgerinnen und Bürger das Impfportal entwickelt, damit alle Impfinteressierten schnell und datensicher zu einem Termin kommen. Das Servicetelefon des Impfzentrums verhilft denjenigen Impfinteressierten zu einem Termin, die über keinen PC verfügen.
Kann ich durch das Einsenden von Nachweisen über meine Vorerkrankungen an diese Dienststellen schneller einen Termin bekommen?
Nein, aus Datenschutzgründen ist dies nicht möglich.
Worauf müssen diejenigen achten, die mit AstraZeneca geimpft worden sind?
Wer 4 bis 14 Tage nach einer Impfung mit AstraZeneca anhaltende Kopfschmerzen entwickelt oder punktförmige Hautblutungen bei sich entdeckt, sollte sich dringend in ärztliche Behandlung begeben.
Wann treten die Nebenwirkungen auf?
Man muss unterscheiden zwischen Impfreaktionen und Nebenwirkungen. Impfreaktionen treten direkt im Anschluss an eine Impfung auf und dauern zumeist nur einen Tag. Sie sind Zeichen einer Immunreaktion des Körpers und deshalb unbedenklich. Wer mit drei Tagen Abstand zur Impfung allerdings Nebenwirkungen feststellt, sollte ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Können diejenigen, die nur eine Erstimpfung erhalten haben, jetzt mit einem anderen Impfstoff geimpft werden?
Das ist noch nicht klar. Allerdings ist man bereits mit einer Erstimpfung gut geschützt gegen einen schweren Verlauf einer Infektion. Eine Gefahr geht nicht davon aus, wenn man die zweite Impfung auslässt. Sollte der Impfstoff aber zugelassen bleiben, sollte man die zweite Impfung auf jeden Fall machen. Sie verstärkt den Schutz um ein Vielfaches.
Wann wird entschieden, ob der AstraZeneca-Impfstoff weiter zugelassen bleibt?
Das ist noch nicht klar. Die EMA wird dazu alle Berichte der europäischen Arzneimittelbehörden auswerten. alf
(Quelle: Bundesgesundheitsministerium)
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de