Nr. 253 / 18.03.2021
Sowohl für Deutschland als auch für andere europäische Länder wurde für das Jahr 2020 eine Übersterblichkeit festgestellt. In Deutschland waren die Sterbezahlen laut Statistischem Bundesamt um fünf Prozent höher als im Vergleich zum Durchschnitt 2016 bis 2019, in Belgien wurden sogar 16 Prozent mehr Sterbefälle als im Durchschnitt des Vergleichszeitraums 2017 bis 2019 registriert. In Nürnberg starben im Jahr 2020 6 103 Personen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Zahl der Sterbefälle um 180 Personen beziehungsweise drei Prozent an. Kann man deshalb in Nürnberg von einer Übersterblichkeit aufgrund der Corona-Pandemie sprechen?
Um das beurteilen zu können, betrachtete das Amt für Stadtforschung und Statistik die wöchentlichen Sterberaten im Jahr 2020 anhand einer Sonderauswertung. Während der Grippewelle, die üblicherweise die ersten Monate des Jahres prägt, lag die Sterberate aller Nürnbergerinnen und Nürnberger sowie in der Altersgruppe ab 80 Jahren unter dem Durchschnitt der Vorjahre. In Kalenderwoche 10 verstarben in Nürnberg im Durchschnitt 2017 bis 2019 etwa 23 Menschen ab 80 Jahren je 10 000 Personen dieser Altersgruppe, 2020 waren es dagegen nur 20.
Mitte März bis Anfang April (Kalenderwochen 12 bis 14) lagen die Sterbefallzahlen dagegen leicht über dem Durchschnitt 2017 bis 2019, obwohl die Grippesaison bereits in Kalenderwoche 12 als beendet erklärt worden war. Zugleich wurden in diesem Zeitraum die ersten Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 gemeldet. Im Sommer waren die Sterbefallzahlen, abgesehen von einer Hitzeperiode im August (Kalenderwoche 33), nicht erhöht.
Ab Mitte November (Kalenderwoche 47) zeigt sich eine auffällige Entwicklung – insbesondere für die Altersgruppe ab 80 Jahren. Während in den Kalenderwochen 47 bis 52 im Durchschnitt der Vorjahre zwischen 2,0 und 2,3 Menschen je 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner verstarben, waren es 2020 2,7 bis 4,1. Noch deutlicher fällt der Anstieg bei den Menschen ab 80 Jahren aus: Hier lagen die wöchentlichen Sterberaten 2017 bis 2019 zwischen 18,0 und 21,6. 2020 erreichte die Sterberate in diesen Kalenderwochen Werte zwischen 25,1 und 39,4. Die Sterberate war damit in diesem Zeitraum um ein Drittel höher als 2017 bis 2019. Gleichzeitig gab es besonders viele Covid-19-Todesfälle. In Kalenderwoche 52 (21. bis 27. Dezember) verstarben absolut betrachtet so viele Menschen wie noch nie in einer Woche seit Betrachtungsbeginn Januar 2017 (220 Menschen insgesamt, darunter 138 ab 80 Jahren). 92 Personen verstarben in dieser Woche laut Gesundheitsamt in Zusammenhang mit Covid-19.
Gewisse wöchentliche Schwankungen der Sterbefallzahlen, die auch in den Vorjahren etwa durch Grippewellen oder Hitzeereignisse auftraten, sind normal. Gerade die Entwicklung zum Jahresende hin lässt jedoch eine zeitweise Übersterblichkeit erkennen und einen Zusammenhang zur Pandemie vermuten. Denn üblicherweise ist die Bandbreite der wöchentlichen Schwankung nach Ende der Grippesaison, mit Ausnahme von Hitzeereignissen, eher klein. Zudem fällt der parallele Verlauf der Sterberate und der Covid-19-Todesfälle je 10 000 Einwohnerinnen und Einwohner auf. Insgesamt sind nicht nur die direkt an Covid-19 Verstorbenen zu berücksichtigen. Stattdessen gibt es eine nicht quantifizierbare Zahl an Verstorbenen, die indirekt an den Folgen der Pandemie verstorben sind und zum Beispiel in einer akuten medizinischen Notlage aus Angst vor einer Ansteckung mit Covid-19 zu spät ärztliche Hilfe in Anspruch nahmen. Gleichzeitig können die Maßnahmen zum Infektionsschutz dafür gesorgt haben, dass weniger Sterbefälle durch Infektionskrankheiten, wie die Grippe, erfolgt sind. Die beobachtete Entwicklung ab März 2020 kann nur vor dem Hintergrund der ergriffenen Maßnahmen und der Verhaltensänderungen bewertet werden.
Die ausführliche Analyse wird am 19. März 2021 als Teil eines Berichts zur Bevölkerungsentwicklung 2020 erscheinen. Dieser wird unter folgendem Link abrufbar sein: https://www.nuernberg.de/internet/statistik/sus_2020_2024.html. alf
Übersterblichkeit - Methodische Hinweise
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Übersterblichkeit - Abbildungen
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