Nr. 511 / 30.05.2021
Die Stadt Nürnberg trauert um ihren Ehrenbürger und Schöpfer der „Straße der Menschenrechte“ Dani Karavan. Der israelische Künstler ist am Samstag, 29. Mai 2021, im Alter von 90 Jahren in Tel Aviv gestorben. Oberbürgermeister Marcus König sprach der Familie sein tiefstes Mitgefühl aus und würdigte das künstlerische Werk und den Einsatz Karavans für die Menschenrechte. Karavan war langjähriges Jury-Mitglied für den Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreis. „Dani Karavan sagte einmal, dass ihm das Wort ,Denkmal‘ näher sei als das Wort ,Monument‘. Und das zeigt sich auch bei der ,Straße der Menschenrechte‘. Karavan schuf Orte der Begegnung, des Nachdenkens und der Auseinandersetzung. Die Stadt wird ihn und sein Wirken immer in bester Erinnerung halten“, so Marcus König.
Dani Karavan wird nach Angaben seiner Tochter Noa am Montag, 31. Mai 2021, in engstem Kreis in einem Kibbutz nahe Beer Sheva beerdigt. Hier sind auch seine Eltern begraben.
Dani Karavan wurde am 7. Dezember 1930 in Tel Aviv geboren. Er lebte in Israel und Paris. Der Künstler ist bekannt für seine großformatigen, begehbaren Kunstwerke, die sich oft mit den Themen Menschenrechte, Freiheit und Unabhängigkeit beschäftigen. Die „Straße der Menschenrechte“ in Nürnberg ist ein beeindruckendes Zeugnis seines visionären Wirkens. Für Karavan war die Entscheidung, an dem Wettbewerb teilzunehmen, der im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau des Germanischen Nationalmuseums stand, keineswegs einfach. Ein Kunstwerk in der einstigen Stadt der Reichsparteitage und der Rassegesetze zu schaffen, rührte zutiefst an seiner eigenen Biographie. Karavan hatte einen Teil seiner Familie in der Shoa verloren. In seiner Rede bei der Eröffnungsfeier im Oktober 1993 fragte der Künstler: „Zeigt nicht die Tatsache, dass dieses Werk sich nahe dem Ort der Reichsparteitage befindet, den Sieg des Menschen über den Nazismus?"
Seine „Straße der Menschenrechte“ mit ihren 27 Säulen von acht Metern Höhe, zwei Bodenplatten, einer Säuleneiche und einem Torbogen sollte eine einladende Verbindung zwischen Kornmarkt und Stadtmauer schaffen. Jedes der Elemente in der Straße der Menschenrechte trägt in Kurzform einen der Menschenrechtsartikel in deutscher und einer anderen Sprache.
Bei der Eröffnung seines Kunstwerks sagte der Künstler: „Ich gehe die Straße entlang mit meiner Großmutter, die barbarisch von den Nazis ermordet wurde und kein Grab hat und lese den Artikel 1 in ihrer Sprache, jiddisch: ,Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.‘ Und weiter: Ich nehme Dich an die Hand, kleine Anne Frank. Ich war damals jünger als Du. Ich gehe mit Dir zur Säule 3 und lese in Deiner Sprache: ,Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.‘“
Am 21. Oktober 2018 verlieh die Stadt Nürnberg dem israelischen Künstler die Ehrenbürgerwürde. Eine besondere Geste: Karavan war kein Bürger der Stadt Nürnberg, er hat hier auch nie gelebt. Und er nahm die Würdigung als ein israelischer Jude von einer Stadt an, in der die Rassegesetze des NS-Regimes verkündet wurden. Bei der Verleihung sagte der damalige Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly im Historischen Rathaussaal: „Mit seinem großen Engagement ist er auch ein herausragender Botschafter Nürnbergs geworden. Mit seinem Wirken hat er sich große Verdienste um die Stadt Nürnberg erworben. Sein immenser Beitrag zum Imagewandel der Stadt macht ihn zu einem würdigen Träger der Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürnberg.“
Oberbürgermeister Marcus König betont: „Wir werden Dani Karavan sehr vermissen. Er hat unserer Stadt die Ehre erwiesen. Er hat in Nürnberg eines seiner bedeutendsten Kunstwerke geschaffen. Es erinnert an die unvergleichlichen Verbrechen der Nationalsozialisten. Aber es erinnert uns auch täglich daran, dass an vielen Orten der Welt heute noch die Menschenrechte missachtet werden. Die ,Straße der Menschenrechte‘, das Vermächtnis von Dani Karavan, ist unser täglicher Auftrag für die Zukunft.“ Die Stadt Nürnberg wird mit einer Gedenkveranstaltung in der „Straße der Menschenrechte“ an Dani Karavan erinnern. fra
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de