Nr. 574 / 17.06.2021
Rodrigo Mundaca, Träger des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises 2019, wurde bei den vergangenen Wahlen im Mai in seinem Heimatland Chile zum Gouverneur der Region Valparaíso gewählt. Doch nicht nur der Umweltaktivist selbst konnte bei der Wahl einen großen Erfolg erzielen. Vier seiner Mitstreiterinnen der Organisation MODATIMA wurden als Mitglieder in die Versammlung berufen, die eine neue Verfassung für das Land ausarbeiten soll. Diese stammt noch aus der Zeit der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet. 2022 wird dann in einem Referendum über den neuen Entwurf abgestimmt werden.
Die jetzige Verfassung begünstigt eine große Wassernot in Chile, da sie das Recht auf Wasser privatisiert. Das betrifft circa 90 Prozent des Gesamtwasservorkommens, was dazu führt, dass Unternehmen die Wasservorräte kaufen und aus den Flüssen – vor allem auf AvocadoPlantagen und in private Brunnen, aber auch zum großen Teil illegal – ableiten. So stehen in der Heimat von Rodrigo Mundaca, der Region Petorca, auf der einen Seite saftig grüne Plantagen, die für den europäischen Markt die Trendfrucht Avocado tragen und auf der anderen Seite verdursten die Tiere der Kleinbauern, verdorren Bäume und Felder. Ganze Flussläufe sind mittlerweile verschwunden. Während der CoronaPandemie waren in Chile mehr als eine Million Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser und können bis heute grundlegende Hygieneregeln nicht einhalten. Alleine in der Region Valparaíso leben derzeit circa 350 000 Menschen ohne Strom und ohne Wasser. Große Herausforderungen für den neue gewählten Gouverneur Rodrigo Mundaca.
Doch er will neben seinem neuen Regierungsamt weiterhin mehr für seine Heimatregion: Er möchte eine Umweltschule aufbauen, um die Kinder und Jugendlichen mit der nötigen Bildung im Kampf gegen den Klimawandel, im Bereich der Umweltpflege und der Nachhaltigkeit in ihrer Region zu versorgen. Um ihre Umwelt aktiv gestalten und erhalten zu können, ist dieses Wissen für die junge Generation nicht nur identitätsstiftend, sondern geradezu überlebenswichtig. Schon die frühe Bildung soll in ihrem Bewusstsein verankern, dass der Zugang zu Wasser ein grundlegendes und unverzichtbares Menschenrecht ist. Daher wird die Schule Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 18 Jahren in unterschiedlichen und praktisch orientierten Fächern partizipativ unterrichten.
Um das Herzensprojekt von Mundaca und seiner Organisation MODATIMA zu unterstützen, rief das Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg im Dezember 2020 zu einer Spendenaktion auf. Dabei konnten insgesamt 34 123 Euro gesammelt werden. Von dem Geld können nun ein passendes Gebäude angemietet und die erste Ausstattung angeschafft werden.
„Wir waren von der großen Unterstützung wirklich gerührt“, berichtet Martina Mittenhuber, Leiterin des Menschenrechtsbüros der Stadt. „Normalerweise findet ein Jahr nach der Verleihung des Internationalen Nürnberger Menschenrechtspreises das Friedensmahl statt, eine große Benefizveranstaltung zu Ehren eines Projekts der jeweiligen Preisträgerin oder des jeweiligen Preisträgers aus dem Vorjahr. Pandemiebedingt musste dieses leider erst verschoben und dann doch ganz abgesagt werden. Dass wir aber dennoch so viele Spenden für die Umweltschule sammeln konnten, zeigt nicht nur, dass die Nürnbergerinnen und Nürnberger in Krisenzeiten solidarisch zu ihrem Preisträger stehen, sondern auch, dass seine Idee einer Umweltschule hier bei uns großen Zuspruch findet."
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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