Nr. 1080 / 21.10.2021
Die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur hat am heutigen Donnerstag, 21. Oktober 2021, bei einer Pressekonferenz im Nürnberger Rathaus ihre diesjährigen Auszeichnungen bekannt gegeben: Champions-League-Ikone Clarence Seedorf erhält den Walther-Bensemann-Preis. Die Online-Abstimmung um den Fußballspruch des Jahres gewann Kölns Trainer Steffen Baumgart. „71/72 – Die Saison der Träumer“ von Bernd-M. Beyer wird Fußballbuch des Jahres. Den easyCredit Fanpreis vergibt die Jury an die Macher*innen der Ausstellung „Fan.Tastic Females“. Mit dem Projekt „Ein Verein für alle“ holt die IVF Leipzig den Fußball-Bildungspreis nach Sachsen. Die Gala zur Preisverleihung der Deutschen Fußball-Kulturpreise findet am Freitag, 29. Oktober, um 20 Uhr mit Publikum und Party in der Nürnberger Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62, statt – der live-Stream auf www.fussball-kultur.org ist frei zugänglich.
Die Akademie wird getragen vom Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg und den Partnern TeamBank AG und kicker. Für außergewöhnliche Leistungen auf wichtigen Feldern der Fußball-Kultur sind fünf renommierte Preise zu vergeben. Sie sind mit insgesamt 30 000 Euro dotiert und jeweils verbunden mit einer symbolischen Auszeichnung, der Siegertrophäe „Max“. Die Preisträgerinnen und Preisträger im Überblick:
Gut fünfzig ehrenamtliche Fachleute haben in den Jurysitzungen bei der Ermittlung der Saisonbesten mitgewirkt. Die Preisträgerinnen und Preisträger können ihre Preisfigur „Max“ in diesem Jahr wieder persönlich entgegennehmen, denn die festliche Gala zur Preisverleihung findet am 29. Oktober in der Nürnberger Tafelhalle mit Gästen und Publikum statt.
Sie wird moderiert von Katrin Müller-Hohenstein und musikalisch begleitet durch Bettina Ostermeier and Friends. Vor Ort gilt die 3G-Plus-Regel, Aftershow-Party inklusive. Im Vorverkauf gibt es noch Karten zum Preis von 33 Euro, ermäßigt 27,50 Euro, bei der Kultur Information, Königstraße 93, und online unter https://kukuq.eventiminhouse.de/webshop/webticket/shop?event=7982 – eine Abendkasse wird es nicht geben. Die Teilnahme an der Gala ist mittels Live-Stream auch kostenlos online auf www.fussball-kultur.org möglich. Die gesamte Show wird zudem in Deutsche Gebärdensprache gedolmetscht.
Informationen zu den einzelnen Preisträgerinnen und Preisträgern:
Fußballspruch des Jahres 2021
Der Fußballspruch des Jahres kommt in diesem Jahr von Steffen Baumgart: „Ein Spiel ist erst vorbei, wenn der Schiedsrichter pfeift und ich nicht mehr brülle“ setzte sich am Ende in einer starken Konkurrenz durch. Immer mit vollem Einsatz an der Seitenlinie dabei, fordert er nicht weniger von seinen Spielern und hat damit seit Jahren Erfolg – ganz aktuell mit dem 1. FC Köln, der mit ihm deutlich besser als zuletzt in die Bundesliga-Saison startete. Zur Belohnung – für den Spruch – wird Baumgart mit der Preisfigur „Max“ ausgezeichnet. Die 5 000 Euro Preisgeld kommen einem gemeinnützigen Zweck zu Gute.
Bestimmt wurde die Rangliste der besten Sprüche nun zum zweiten Mal per Online-Voting: Elf Zitate konkurrierten um gut 20 000 Stimmen. Mit dabei unter anderem Kult-Trainer Christian Streich, Nationalspieler Leon Goretzka und Walther-Bensemann-Preisträger Horst Hrubesch. Vorgelegt hatte die Jury um ihren Kapitän Holger Schmidt, deren Votum für das Endergebnis noch ein Gewicht von 30 Prozent behielt. Insgesamt waren gut 150 Zitate im Rennen, die über die Akademie-Website eingereicht wurden.
Ein besonderer Dank geht an Volkswagen – das Unternehmen präsentiert unter dem Motto „wedrivefootball“ seit 2015 den Fußballspruch des Jahres und ist seither zuverlässiger „Partner des Deutschen Fußball-Kulturpreises“. Da Steffen Baumgart in der englischen Woche aus beruflichen Gründen verhindert ist, an der Preisverleihung teilzunehmen, hat er seinen Preis bereits erhalten.
Zur Top-Elf: www.fussball-kultur.org/Spruch-Top11 und dem Video der
Preisübergabe: www.fussball-kultur.org/Spruch21
„Lernanstoß“ – Der Fußball-Bildungspreis 2021:
„Ein Verein für alle“ des IVF Leipzig
2021 vergibt die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur den „Lernanstoß“ als Doppeljahrgang, denn der Fußball-Bildungspreis musste 2020 pandemiebedingt pausieren. Viele Projekte konnten nicht in ihrer gewohnten Form stattfinden oder waren von starken Einschränkungen betroffen. Das aktuelle Bewerberfeld hat sich kreativ aus dieser Herausforderung entwickelt: medienpädagogische Initiativen entwickelten Online-Formate, etablierte Formate nutzten ihre (Online-)Kanäle, um über die Pandemie aufzuklären. Die Lebensrealität von Kindern und Jugendlichen im Lockdown, die nur sehr wenig vom aktiven Sport geprägt war, schien in vielen Bewerbungen durch. Alle Projekte können hier nachgelesen werden: https://www.fussball-kultur.org/fussballkulturpreis/lernanstoss
Das Sieger-Projekt „Ein Verein für alle“ erreicht Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren u. a. durch Workshops, Vorträge und die Ausstellung „Strafraum Sachsen 2.0“. Man möchte zu einer antidiskriminierenden Grundhaltung in sächsischen Sportvereinen beitragen und begleitet die
Kooperationsvereine langfristig.
Eine Gruppe von Projektmitarbeitenden der „Initiative für mehr gesellschaftliche Verantwortung im Breitensport Fußball, kurz „IVF“ kommt am 29. Oktober nach Nürnberg und nimmt den Preis von Oberbürgermeister Marcus König entgegen. Dieser zeigte sich bei der heutigen Pressekonferenz begeistert: „Wie hier auf Initiative eines Amateurvereins mit größtenteils ehrenamtlichem Engagement in die Breite gegangen wird, um flächendeckend etwas gegen Diskriminierung und leider weit verbreitete Ausgrenzung zu unternehmen, ist beeindruckend. Hochachtung vor diesem Engagement und ganz viel Erfolg beim Aufbau des ‚Vielfaltsnetzwerks‘, in das als Folgeprojekt die 5 000 Euro Preisgeld einfließen werden!“ Weiterführende Informationen zum Preisträger: https://ivf-leipzig.org/ein-verein-fuer-alle
Laudatorin am Gala-Abend ist das Jurymitglied Nina Reip. Sie ist Referentin des Netzwerks Sport & Politik für Fairness, Respekt und Menschenwürde bei der Deutschen Sportjugend.
Europäisches Fußball-Projekt des Jahres – Der easyCredit-Fanpreis 2021:
„Fan.Tastic Females – Football Her.Story“, entwickelt von Football Supporters Europe e.V.
Als Auszeichnung für positive Fankultur vergibt die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur den easyCredit-Fanpreis bereits zum fünfzehnten Mal – jährlich für eine andere Erscheinungsform positiver Fankultur. Gesucht wurden 2021 leidenschaftliche Initiativen, die Fußballbegeisterte europaweit verbinden. Beim Fanpreis geht es stets um Aktivitäten von Fans für Fans, die unterschiedlichste Varianten von Engagement zeigen.
Trotz eines vielfältigen Bewerberfeldes fiel die Juryentscheidung selten so eindeutig aus wie in diesem Jahr. Preisträger*innen sind: „Fan.Tastic Females – Football Her.Story“ von Football Supporters Europe e.V. (https://www.fan-tastic-females.org/).
„Fan.Tastic Females – Football Her.Story“ ist eine multimediale, mehrteilige und bisher einzigartige Wanderausstellung, die weibliche Fankultur im europäischen und internationalen Fußball porträtiert – zum einen deren Geschichte, aber vor allem die Protagonistinnen und deren ungeheure Vielfalt. 90 Frauen aus 21 Ländern erzählen über ihre Leidenschaft für den Sport, ihren Weg auf die Tribünen, ihre beeindruckendsten, lustigsten aber auch ihre weniger schönen Momente im Fußball. Filmreife Interviews vermitteln inspirierende Geschichten – von der 90-jährigen schottischen Dauerkartenomi bis zur 18-jährigen spanischen Ultra.
Die „Fan.Tastic Females“-Ausstellung macht so Vielfalt und Normalität weiblicher Fankultur in Europa sichtbar und hat auf vielen ihrer bisher mehr als 40 Stationen eine Debatte über die Rolle von Frauen und Sexismus im Fußball angestoßen. Die Jury lobte besonders die wertfreie Herangehensweise an die Leidenschaft von Fans. „Fan.Tastic Females“ sei daher die Präsentation europäischer Fußball-Kultur im besten Sinne und werde weiterwirken. Denn aus dem Projekt ist schon jetzt ein breites europäisches Netzwerk entstanden, das als „F+Collective“ in einer festen Struktur arbeiten kann.
Jurorin Bettina Wasner-Woidich vom Preissponsor TeamBank AG zeigte sich begeistert und forderte Fanszenen überall in Europa dazu auf, die Ausstellung in die eigene Region zu holen. Um zu zeigen, welch tolle Fankulturen es in Europa gibt und welchen Anteil Frauen daran haben.
Das Projekt verfügt über einen professionellen Webauftritt in Deutsch und Englisch: https://www.fan-tastic-females.org/index.php/de/
Die Projektverantwortliche Antje Grabenhorst zur Auszeichnung: „Durch die Ausstellung sind viele Fußballfans aus ganz Europa zusammengerückt und haben die ‚Fan.Tastic Females‘ zum Leben erweckt. Dadurch sind Netzwerke, Projekte und Freundschaften entstanden, die lange anhalten und die wir dank dieses Preises ausbauen können.“ Sie nimmt den Preis am 29. Oktober in Nürnberg entgegen. Die Laudatio hält die Jurorin Kathrin Lehmann. Die komplette Jury und alle Infos zum Teilnehmendenfeld gibt es unter: https://www.fussballkultur.org/fussball-kulturpreis/fanpreis
Fußballbuch des Jahres 2021:
„71/72 – Die Saison der Träumer“ von Bernd-M. Beyer
In einer starken Fußballbuch-Saison durften die elf Jurorinnen und Juroren aus insgesamt 310 Ersterscheinungen ihren Favoriten für die Shortlist nominieren. Die Jury entschied sich in einer mit Herzblut geführten Diskussion für das aktuelle Werk des Autors Bernd-M. Beyer.
Vier Jahre nach seinem ersten Titel mit „Helmut Schön. Eine Biografie“ wird er erneut mit dem „Max“ fürs beste Fußballbuch ausgezeichnet:
„71/72 – Die Saison der Träumer“, Bernd-M. Beyer. Die Werkstatt, Bielefeld, Februar 2021, 352 Seiten, 22 Euro.
Aus der Begründung von Akademie-Jurorin Alina Schwermer (freie Journalistin, u.a. taz): „Es ist ein großes Qualitätsmerkmal für ein Buch über Fußballgeschichte und Zeitgeschichte, wenn man, ohne dabei gewesen zu sein, plötzlich fühlt, als sei man dort. Bernd-M. Beyer, der in ‚71/72 – Die Saison der Träumer‘ viel mehr erzählt als nur Fußball, entwirft ein differenziertes, dichtes Panorama der Bundesrepublik der frühen Siebziger Jahre. Von Politik und Musik, Fühlen und Denken, Aufbruch und Verharren, und das funktioniert ein bisschen so, wie wenn man die ganze Fußballsaison der Männer-Bundesliga im Stadion besuchen würde, und auf dem Weg läuft man zwangsläufig durch die Städte und sieht das Leben, die Menschen, die Demos, Subkultur, Konservative und RAF-Plakate, Gastarbeiter*innen. (…)
Zusammengehalten wird ‚Saison der Träumer‘ von zwei großen und tragischen Träumern und Künstlern, Rio Reiser und Stan Libuda, die einander nie begegneten. Ab und an begegnen einander dafür andere Vertreter der Welten, dann trifft Paul Breitner die ‚Scherben‘ oder Franz Beckenbauer spricht über Willy Brandt. Aber Letztlich stehen sie ganz bewusst lose nebeneinander; dieses wunderbare Buch will mehr eine Stimmung wiedergeben als ein allzu selbstsicheres Fazit liefern. Es ermutigt damit auch zum Denken. Wie ein Fußweg zum Stadion.“
Der Autor wird seinen Preis am 29. Oktober persönlich entgegennehmen. Die Laudatio hält LitCam-Direktorin Karin Plötz. Sie hat den Autor am Sonntag, 24. Oktober 2021, auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast.
Die Shortlist mit den vollständigen Rezensionen finden Sie unter:
https://www.fussball-kultur.org/fussball-kulturpreis/fussballbuch
Walther-Bensemann-Preis 2021:
Clarence Seedorf
Der Walther-Bensemann-Preis ehrt das Andenken an den Gründungsvater des kicker, Walther Bensemann. Der Preis zeichnet Personen der Zeitgeschichte aus, deren langjähriges Wirken in der Tradition Walther Bensemanns steht; Menschen, die Herausragendes für den Fußball geleistet haben und dabei vielleicht auch gegen den Strom schwimmen mussten: Ein Sonderpreis für außergewöhnliches Engagement mit Mut und Pioniergeist, für gesellschaftliche Verantwortung, Fairplay und interkulturelle Verständigung im Umfeld des Fußballs.
Über die Vergabe des Sonderpreises entschied das Präsidium der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur bestehend aus Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König, Jörg Jakob und Alexander Wagner (kicker Chefredaktion), für den Akademie-Partner TeamBank:
Vorstandsvorsitzender Frank Mühlbauer und Bettina Wasner-Woidich sowie die Leiterin des Amts für Kultur und Freizeit, Annekatrin Fries.
Über Clarence Seedorf sagt Juror Jörg Jakob, kicker-Chefredaktion: „Der Niederländer gewann als einziger Spieler die Champions League mit drei verschiedenen Klubs. 1995 mit Ajax Amsterdam, 1998 mit Real Madrid, 2003 und 2007 mit dem AC Mailand – also insgesamt sogar viermal. 125 Spiele hat er bestritten – in der Champions League. Das allein macht eine Karriere bereits unvergleichlich. Doch es sind bei weitem nicht nur die außergewöhnlichen Fähigkeiten auf dem Rasen, die diesen Menschen und Fußballer besonders machen. Sein Engagement und sein Wirken erstrecken sich weit über das Spielfeld hinaus. Weil er seinen Sport als Mittel begreift, um Menschen zu verbinden, Werte zu vermitteln, Botschaften zu verbreiten und so Veränderungen anzustoßen.“
Bereits mit 16 Jahren hatte Clarence Seedorf 1992 den ersten Profieinsatz für Ajax Amsterdam. Im Vergleich zu vielen anderen seiner Spielergeneration verstand er seine manchmal unbequeme Aufgabe nie nur sportlich: „Milliarden Menschen verfolgen den Fußball, demnach steht er in der Pflicht, seine integrative Kraft zu nutzen und nicht exklusiv auf Ergebnisse und Business zu schielen.“ (Zitat Seedorf).
Den Kampf gegen Rassismus in den Stadien und in der Gesellschaft treibt Seedorf seit Jahren aktiv voran. Er machte erst Anfang dieses Jahres mit Nachdruck darauf aufmerksam, wie unterrepräsentiert „People of Colour“ im Trainerjob sind. Er engagiert sich zudem in zahlreichen sozialen Projekten. Nelson Mandela nahm Seedorf nach einem persönlichen Treffen 2009 in den Kreis der „Legacy Champions“ auf, die das Erbe des südafrikanischen Freiheitskämpfers bewahren und in die Welt tragen sollen. 2014 ernannte die UEFA Seedorf zum globalen Botschafter für Vielfalt und Wandel, bei der FIFA ist er Mitglied der Jury für den „Diversity Award“. Nun erhält er im Alter von 45 Jahren den Walther-Bensemann-Preis der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur.
Über die Auszeichnung mit dem Walther-Bensemann-Preis sagt Clarence Seedorf: „Dieser Preis bedeutet mir sehr viel. Jede Bestätigung und Anerkennung gibt zusätzliche Inspiration und Energie, noch mehr zu machen, um Menschen zu erreichen. Dankbarkeit hat eine große Bedeutung für mich und in meinem Leben. Wir müssen zurückgeben, was wir, wie ich, bekommen haben. Das ist meine Philosophie.”
Den Walther-Bensemann-Preis erhielten bislang: Franz Beckenbauer (2006), Alfredo Di Stéfano (2007, verstorben 2014), Bernd Trautmann (2008, verstorben 2013), César Luis Menotti (2009), Otto Rehhagel (2010), Sir Bobby Charlton (2011), Uwe Seeler (2012), Günter Netzer (2013), Ottmar Hitzfeld (2014), Marcello Lippi (2015), Sir Alex Ferguson (2016), Vicente del Bosque (2017), Horst Hrubesch (2018), Pierluigi Collina (2019). 2020: Silvia Neid und die Weltmeister von 1954 (überreicht an Horst Eckel).
Den Preis hat der kicker mit 10 000 Euro dotiert. Die Laudatio hält Jörg Jakob aus der kicker Chefredaktion. Clarence Seedorf nimmt seinen Preis am 29. Oktober in der Nürnberger Tafelhalle persönlich entgegen. Ausführliche Informationen zu allen Kategorien des Deutschen Fußball-Kulturpreises sowie zur Deutschen Akademie für Fußball-Kultur online unter https://www.fussball-kultur.org/
Deutscher Fußball-Kulturpreis 2021 - Akkreditierung
PDF-Datei,
738 KB
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
www.presse.nuernberg.de