Nr. 319 / 28.03.2022
Rudelsingen erfreut sich seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit. Gesungen wird in Kneipen, auf Karaoke-Partys oder auch schon mal von Balkonen. Weil Chöre in den vergangenen zwei Jahren wenig zu singen hatten, überhaupt das Singen, die Stimme unter Infektionsverdacht stand, rückt das Nürnberger Bardentreffen in diesem Sommer die Varianten der Laut-Erzeugung mittels Stimmband vom Kehlkopf-Gesang bis zum Beatboxen in den Mittelpunkt des Festivals. Acht Bühnen werden von Freitag bis Sonntag, 29. bis 31. Juli 2022, in der Nürnberger Altstadt bespielt. Der Eintritt ist frei.
Singen ist ein menschliches Grundbedürfnis und kann sogar Leben retten. Sängerinnen und Sänger der English National Opera in London beispielsweise halfen Long-Covid-Patientinnen und -Patienten durch das Singen von Wiegeliedern und Stimmbildung erfolgreich, wieder richtig zu atmen. „Singen ist Atmen und Atmen ist Leben. Diese ‚Atemvielfalt‘ passt gut zu unserer weltoffenen Festival-Denke“, so Rainer Pirzkall, künstlerischer Leiter des Bardentreffens im Projektbüro im Geschäftsbereich Kultur der Stadt Nürnberg. Gewohnt international liest sich folglich auch die Programmauswahl zum Schwerpunkt „Starke Stimmen“.
Internationale Vokalgruppen von Kuba bis Tuwa
Geladen sind unter anderem die „Latin-Grammy“-Gewinner Vocal Sampling aus Kuba, die allein mit ihren Stimmbändern ein komplettes Salsa-Orchester imitieren, der Frauenchor Sopa De Pedra aus Portugal, der das Erbe traditioneller portugiesischer Lieder auf betörende Weise ins Heute übersetzt, und die tuwinische Gruppe Huun Huur Tu, international gefeiert für ihre Kunst des Obertongesangs. Alogte Oho & His Sounds of Joy haben sich dem Frafra Gospel aus Ghana verschrieben, die Musiker von L’Alba sind Meister des korsischen polyphonen Gesangs und The Henry Girls aus Irland bestechen durch ihren dreistimmigen Satzgesang in Bluegrass, Americana und Irish Folk. Aus Deutschland stammt das mitreißende Beatboxensemble The Razzzones, das mit seinen Künsten bereits ein Millionenpublikum bei „Voice Of Germany“ begeisterte und als Razzzelbande auch ein Kinderkonzert auf die Bühne an der Insel Schütt bringt.
Liedermacherinnen mit Haltung
Doch zum Singen braucht es nicht nur einen langen Atem und eine starke Stimme, sondern auch eine Haltung. Gerade in diesen Zeiten soll das Motto durchaus politisch verstanden werden. Die Irin Wallis Bird setzt sich in ihren Songs für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung ein. Nomfusi, eine der derzeit stärksten Stimmen Südafrikas, prangert in ihren Songs immer wieder soziale Ungleichheiten an, und die in Algerien geborene und in Frankreich lebende Djazia Satour gibt den Stimmlosen eine Stimme, indem sie Exil und Migration in ihrer Musik thematisiert. Entdeckung und Geheimtipp zugleich!
Gänsehaut-Momente bei Crowd-Singing-Konzerten
Das Bardentreffen wagt in diesem Jahr eine Besonderheit: In Verschränkung mit dem Nürnberger Musikfest ION werden auf beiden Festivals Crowd-Singing-Konzerte stattfinden, bei denen sich das Publikum auch ohne Chorerfahrung oder Notenzettel stimmgewaltig beteiligen kann. Gänsehautmomente dürften vorprogrammiert sein, wenn Hunderte spontan zum gemeinsamen Singen zusammenkommen: am Freitag, 24. Juni, mit dem Singalong-Experten Jan Schumacher beim Musikfest ION in der Nürnberger Altstadt und am Samstag, 30. Juli, mit der Berliner Band Sing Dela Sing auf der Insel Schütt beim Bardentreffen.
So wird im Kontext dieser Konzerte, bei denen eine diverse, bunte Gesellschaft das Leben über alle Ländergrenzen hinweg friedlich miteinander feiert und im besten Fall miteinander singt, Kultur zum „Laut-Sprecher“ und zu einem starken Signal für Frieden und Freiheit. Systemrelevant eben. Ein Fest für die Sinne, im Rausch der Stimme.
Dass das Bardentreffen in Zeiten steigender Kosten nach wie vor Eintritt-frei bleiben kann, ist treuen Förderern wie der Sparda-Bank Nürnberg zu verdanken. Stefan Schindler, der Vorstandsvorsitzende der Sparda-Bank Nürnberg, betont: „Gerade in diesen Zeiten ist ein Zeichen des Zusammenstehens, des friedvollen Miteinanders und der Vielfalt sehr wichtig. Das Bardentreffen steht für diese Werte und genau dieses Wir-Gefühl möchten wir mit unserem Engagement stärken.“
Das Programmheft mit dem Gesamtprogramm erscheint ab Mitte Juni und ist für 5 Euro in den Buchläden der Region erhältlich und online bestellbar. Der silberne Instrumenten-Pin – in diesem Jahr ein Schlagzeug – ist ab Anfang April gegen eine Spende ab 5 Euro online über die Seite des Bardentreffens zu beziehen. Der Verkauf des Programmhefts und die Pin-Spenden unterstützen die Refinanzierung des Bardentreffens und tragen dazu bei, dass dieses Festival weiterhin bei freiem Zugang zu erleben ist.
Weitere Infos unter: www.bardentreffen.de
Die Gruppen zum Schwerpunkt „Starke Stimmen“:
Vocal Sampling (CUB) // Wallis Bird (IRL/GER) // Crowd-Singing mit Sing Dela Sing // Flor de Toloache (MEX/PRI/COL) // Nomfusi (ZAF) // Huun Huur Tu (Tuwa) //Okra Playground (FIN) // The Razzzones (GER) // The Henry Girls (IRL) // L’Alba (FRA) // Sopa De Pedra (POR) // Djazia Satour (ALG/FRA) // Maija Kauhanen (FIN) // Alogte Oho & His Sounds Of Joy (GHA) // Luca Bassanese (ITA) // Suonno D’Ajere (ITA) // Ami Warning (GER) // Johnny & The Yooahoos (GER) // Johannes Reichert & Holger Stamm (GER) // Kid Be Kid (GER) // Gretchens Antwort (GER) qui
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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