Nr. 698 / 22.06.2022
Das Memorium Nürnberger Prozesse zeigt vom 2. Juli bis 14. August 2022 die von der Charité Berlin konzipierte Wanderausstellung „Volk Gesundheit Staat. Gesundheitsämter im Nationalsozialismus“ im Cube 600, Fürther Straße 104. Die Eröffnung findet statt am Freitag, 1. Juli, um 19 Uhr im Saal 600, Bärenschanzstraße 72. Nach einer Begrüßung durch Nürnbergs Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner führt Ausstellungskuratorin Prof. Dr. Sabine Schleiermacher von der Charité Berlin mit einem Vortrag in die Thematik ein.
Die Ausstellung behandelt ein zwar immens wichtiges, aber oft unbeachtetes Kapitel der NS-Geschichte: die Beteiligung der Gesundheitsämter an der Durchsetzung der NS-Gesellschaftsvorstellungen. Auch der öffentliche Gesundheitsdienst war mit der Umsetzung von Rassismus, Judenhass und sogenannter Rassenhygiene befasst – vor allem hinsichtlich der „Rassenhygiene“ war er nicht nur mittelbar für die nationalsozialistischen Verbrechen verantwortlich. Dem systematischen Krankenmord fielen über 200 000 Menschen zum Opfer. Mehr als 300 000 Personen wurden angeordneten Zwangssterilisationen unterzogen, die mehrere Tausend nicht überlebten. Dr. Pascal Metzger von Geschichte Für Alle e.V. hat die Ausstellung für ihre Station in Nürnberg um regionale Aspekte erweitert, die unter anderem die Biografien der Opfer vertiefen.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Gesundheitsamts Nürnberg mit dem Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände sowie dem Memorium Nürnberger Prozesse. Anlass ist der 102. Jahrestag der Gründung des Gesundheitsamts Nürnberg.
Begleitprogramm
Am Donnerstag, 14. Juli, um 19 Uhr erläutert Dr. Pascal Metzger von Geschichte Für Alle e.V. in seinem Vortrag „Pflege des Volkskörpers“ die Geschichte des Nürnberger Gesundheitsamts im Nationalsozialismus und zeigt, welche Auswirkungen die Tätigkeiten des öffentlichen Gesundheitsdiensts auf die Betroffenen hatten.
Am Donnerstag, 28. Juli, um 19 Uhr stellt Alexander Carstiuc das Buch „Vom Hass zum Genozid. Das Dritte Reich und die Juden“ von Léon Poliakov vor. Der Holocaustüberlebende Poliakov veröffentlichte 1951 auf Basis deutscher Dokumente diese erste systematische Gesamtdarstellung des Mordes an den europäischen Juden, die erst seit kurzem auch auf Deutsch vorliegt.
Die Eröffnung sowie das Begleitprogramm sind kostenfrei. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, daher ist eine Anmeldung unter Telefon 09 11 / 2 31-2 86 14 oder per E-Mail an memorium@stadt.nuernberg.de erforderlich. alf
Bild Download: Porträt Grete Müller
Nach jahrelanger Unterbringung in verschiedenen psychiatrischen Einrichtungen wurde Grete Müller im Rahmen der „Aktion T4“ am 30. Dezember 1940 in der Tötungsanstalt Schloss Hartheim ermordet.
(Bild: Stadtarchiv Nürnberg, StadtAN C 21/VII Nr. 107, JPG-Datei 63 KB)
Leitung:
Andreas Franke
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