Nr. 846 / 21.07.2022
In seiner Sitzung am Mittwoch, 20. Juli 2022, hat der Stadtrat den diesjährigen Umweltpreis vergeben. Der Umweltpreis 2022 der Stadt Nürnberg, der vom Referat für Umwelt und Gesundheit koordiniert wird, steht unter dem Motto „Wasser“. Hauptpreisträger sind die Wässerwiesen Rednitztal mit 6 000 Euro. Weiterer Preisträger ist das UrbanLab mit seinen vielfältigen Aktivitäten, dotiert mit 2 500 Euro. Sofie Schmelzer wird für ihre Bachelorarbeit „Sponge City“ mit 500 Euro ausgezeichnet. Den nicht dotierten Umweltpreis erhalten folgende Unternehmen: Paessler AG sowie die wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen.
Mit dem Umweltpreis zeichnet die Stadt Nürnberg alle zwei Jahre herausragende Leistungen zum Schutz der Umwelt und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung aus, die im Stadtgebiet wirksam werden oder einen Bezug zu Nürnberg haben. Die Preisverleihung wird Ende September nach der Sommerpause stattfinden. Beim Referat für Umwelt und Gesundheit gingen 16 Bewerbungen ein. Die Bewerbungen wurden von der Preisjury unter dem Vorsitz der Umweltreferentin ausführlich diskutiert und bewertet. Die Jury, der es in diesem Jahr ein Anliegen war, das Preisgeld lediglich auf drei Preisträger aufzuteilen, beschloss einstimmig ihren Vorschlag für den Stadtrat.
Britta Walthelm, Referentin für Umwelt und Gesundheit, erläutert: „In diesem Jahr haben wir den Schwerpunkt des Umweltpreises auf das Thema ‚Wasser‘ gelegt. Uns ging es darum, beispielgebende Projekte und Ideen, die für den nachhaltigen und respektvollen Umgang mit Wasser stehen, ausfindig zu machen und auszuzeichnen. Das Themenspektrum reichte dabei vom wertschätzenden Umgang mit Wasser bis zur Schwammstadt als Ansatz für die Anpassung der Stadt an die Folgen des Klimawandels.“
Hauptpreisträger Wässerwiesen Rednitzal
Im Rednitztal bei Nürnberg hat sich eine besondere Form der Grünlandbewirtschaftung erhalten, deren Ursprünge bis in das Mittelalter zurückreichen: Die Wiesenbewässerung. Bei dieser traditionellen und energieunabhängigen Bewässerungstechnik wird über kleine Wehre Wasser aus der Rednitz und ihren Nebenflüssen abgeführt und dann über ein kilometerlanges, ausgeklügeltes System von Be- und Entwässerungsgräben in die Wiesen geleitet. Zwischen Nürnberg und Schwabach gibt es heute noch sechs aktive Wässergenossenschaften, die zwischen fünf bis 18 Mitglieder haben und diese alte Tradition mit viel Engagement fortführen. Die gewässerten Wiesen haben hohe Erholungsfunktion und wirken sich positiv auf das Stadtklima aus, da sie die Frischluftzufuhr in das Stadtgebiet fördern. Die Gräben und Wiesen stellen wichtige Lebensräume für die Flora und Fauna dar und haben eine hohe Bedeutung für die Biodiversität.
Weitere Würdigungen
Das Urban Lab hat sich mit der Zielstellung gegründet, Bürgerinnen und Bürger dafür zu begeistern, ihre Stadt selbst zu gestalten und damit das positive Potenzial der Stadtgesellschaft zu nutzen. Das Engagement ist vielfältig – neben der Qualifizierung, Vernetzung und Förderung von Projekten entwickelt das Urban Lab auch eigene Ideen für eine aktive Stadtgestaltung, ohne den Klimaschutz und das Gemeinwohl aus den Augen zu lassen. So konnten der Foodcube, ein modulares Anbausystem für Gemüse und Fisch mitten in der Stadt, entwickelt werden. Auf städtischen Plätzen, Hinterhöfen, Terrassen und Dächern schaffen diese grünen Inseln neue Aufenthalts- und Lernorte, an denen man sich mit frischen Lebensmitteln versorgen und etwas über die Landwirtschaft der Zukunft lernen kann.
Mit ihrem Sachbuch „Sponge City“ führt Sofie Schmelzer an das zukunftsweisende Konzept der Schwammstadt heran. Über Gestaltung, Text und Fotografie schafft sie einen Zugang zu einer sonst fachspezifischen Thematik, um einen Einstieg für Interessierte zu ermöglichen. Das Konzept verfolgt einen integrativen Ansatz, bei dem Synergien erzeugt werden können und es Möglichkeiten zur eigenen Beteiligung gibt. Schmelzer beleuchtet diese Handlungsspielräume und zeigt auf, welche kraftvollen Chancen in dem Konzept der Sponge City für die Stadtgesellschaft stecken. Das Buchprojekt „Sponge City“ entstand im Wintersemester 2021/2022 zwischen Oktober 2021 und März 2022 im Rahmen einer Bachelorarbeit. Nach umfassender Recherche hat die Nachwuchswissenschaftlerin ermittelt, dass auf dem nationalen Markt noch kein Buch existiert, das über das Konzept der Sponge City informiert und einen partizipativen Ansatz verfolgt.
Anerkennungsurkunden
Die wbg Nürnberg GmbH Immobilienunternehmen hat in der Südstadt einen wichtigen Beitrag zum Stadtumbau geleistet. In dem vorgestellten Gebäudekomplex European 21 „Adaptable City – Stadt im Wandel“ (Fertigstellung 2020) wurden alle Aspekte einer klimagerechten Wohnbebauung beachtet und umgesetzt, um auf intensivere und unvorhersehbare Starkregenereignisse angemessen reagieren zu können. Die vollständige Regenwasserversickerung gelingt über zwei großvolumige Kieskoffer und Versickerungsstränge, die eine Verbindung zum Baugrund herstellen. Das Niederschlagswasser wird über sogenannte Rigolen abgeleitet und trägt so zur Grundwasserneubildung bei. Substratüberschüttungen sowie extensiv begrünte Dächer bieten Retentionsflächen und leisten einen wichtigen Beitrag zum Stadtklima.
Mit Hilfe von Sensoren erhebt die „Intelligente Bewässerungslösung“ der Paessler AG Messdaten aus den Böden von Anbauflächen. Auf Basis der Ergebnisse und hinterlegter Schwellenwerte werden Bewässerungssysteme, bestehend aus einem Haupt- und gegebenenfalls weiteren Unterventilen, überwacht und aus der Ferne gesteuert. Bewässert wird nur, wenn es nötig ist und in der benötigten Menge. Bei zu hohem Durchfluss schaltet das Hauptventil automatisch ab. So können Rohrbrüche erkannt und daraus resultierende Schäden minimiert werden. Mit dem Einsatz der „Intelligenten Bewässerungslösung“ werden wertvolles Wasser sowie Personalkosten eingespart. Durch die effiziente Bewässerung fallen Ernteerträge höher aus, da Pflanzen und Boden optimal gewässert werden. maj
Leitung:
Andreas Franke
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