Nr. 883 / 01.08.2022
Die Planungen für den „Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne und Zeppelinfeld“ gehen weiter voran. Das langfristig angelegte Projekt in einer Kostenhöhe von insgesamt 85,1 Millionen Euro soll die Zeppelintribüne und das vorgelagerte Zeppelinfeld künftigen Generationen weitestgehend öffnen, historisch erklären und dafür sicher betretbar machen. 2018 hat der Deutsche Bundestag zugesagt, die Hälfte der Kosten zu übernehmen. 2019 beschloss der Bayerische Landtag die Übernahme eines Viertels der Kosten. Das verbleibende Viertel der Gesamtsumme trägt die Stadt Nürnberg ebenso wie den künftigen Betrieb und die Pflege.
Alle baulichen Maßnahmen dienen der fortgesetzten Vermittlung der NS-Geschichte am historischen Ort. Mehrere hunderttausend Menschen aus aller Welt kommen jährlich zur Zeppelintribüne und zum Zeppelinfeld als einzigem sowohl in der NS-Zeit gebauten, während der Reichsparteitage genutzten als auch heute noch im Wesentlichen erhaltenen Ort, um sich über Architektur und Propagandawirkung zu informieren. Ein wesentliches Element zur Vertiefung der Auseinandersetzung mit der NS-Zeit ist die Etablierung eines neuen Anlauf- und Orientierungspunkts in nächster Nähe der Zeppelintribüne.
Gruppen und Individualbesucherinnen beziehungsweise -besucher sollen hier einen knappen Überblick über die Geländegeschichte ebenso erhalten wie über das Gesamtangebot des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände. Daneben sollen auch praktische Verbesserungen auf dem weitläufigen Areal entstehen wie witterungsgeschützte Unterstellmöglichkeiten, eine Verbesserung der Situation öffentlicher Sanitäranlagen oder eine gastronomische Grundversorgung.
Bahnhof Dutzendteich als neuer Informationspunkt
War hierfür bislang ein Neubau geplant, eröffnete sich zu Jahresanfang 2022 für die Stadt Nürnberg die Möglichkeit, aus Privateigentum den vormaligen Bahnhof Dutzendteich zu erwerben. Inklusive der Außenflächen handelt es sich um eine Grundstücksgröße von insgesamt 5251 Quadratmeter. Der Stadtrat beauftragte am 22. Juni 2022 in nichtöffentlicher Sitzung die Verwaltung, den Erwerb der Immobilie für die Nutzung im Rahmen des „Lern- und Begegnungsortes Zeppelintribüne und Zeppelinfeld“ durchzuführen.
Am 26. Juli folgte nun die notarielle Beurkundung zwischen der bisherigen Eigentümerin, der Familie Dr. Hans Inselkammer, und der Stadt Nürnberg. In den kommenden Monaten findet die Auflassung und Umschreibung im Grundbuch statt. Mit den Umbaumaßnahmen der Gaststätte Bahnhof Dutzendteich als künftigen Anlaufpunkt für erste Grundinformationen am und über das ehemalige Reichsparteitagsgelände, speziell das Zeppelinfeld und die Haupttribüne, ist ab 2024 zu rechnen.
Oberbürgermeister Marcus König begrüßt die Planungen: „Das ehemalige Reichsparteitagsgelände wird jährlich von Tausenden nationalen und internationalen Besucherinnen und Besuchern aufgesucht. Die Nutzung des Bahnhofs Dutzendteich ermöglicht es, dass wir direkt am historischen Ort informieren können und dabei die Funktion des Bahnhofs für das Gesamtgelände verdeutlichen.“
Nach jahrzehntelangem Familienbesitz freut sich Dr. Nicole Inselkammer, Nürnberg bei der Standortsuche durch den Verkauf unterstützen zu können: „Als ich von dem Interesse der Stadt und der Idee erfahren habe, unsere Gaststätte in eine Art Auftaktgebäude für dieses historische Gesamtensemble umzubauen, war ich sofort begeistert. Wir haben die bereits intensiv laufenden Verkaufsaktivitäten ausgesetzt und sind direkt in Gespräche mit der Stadt eingetreten. Nun freut es meine Familie und mich umso mehr, dass wir der Stadt Nürnberg diese Umnutzung ermöglichen können.“
Im Bahnhofsgebäude und unter dem überdachten Vorbereich können die genannten Funktionen – statt in einem neugebauten Informationspavillon – uneingeschränkt untergebracht werden. Der 1871 errichtete und in den Jahren zwischen 1934 und 1936 durch den Architekten Fritz Limpert für die nationalsozialistischen Reichsparteitage umgebaute Bahnhof steht als Bestandteil des Flächendenkmals ehemaliges Reichsparteitagsgelände wie die anderen NS-Bauten seit 1973 unter Denkmalschutz.
Durch den Erwerb sichert die Stadt Nürnberg langfristig den Erhalt eines für die Erkenntnisse über den funktionalen Ablauf der nationalsozialistischen Reichsparteitage wichtigen Gebäudes. Neben den fertiggestellten und unfertig gebliebenen Bauwerken der Herrschafts- und Machtarchitektur steht der Bahnhof Dutzendteich für die praktischen Aspekte der nationalsozialistischen Massenveranstaltungen in Form der entstandenen Verkehrsinfrastruktur am Reichsparteitagsgelände.
„Ein Glücksfall für den Lern- und Begegnungsort“
Für den „Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne und Zeppelinfeld“ ist die Möglichkeit zum Erwerb des Bahnhofs Dutzendteich ein Glücksfall, wie Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner erklärt: „Die Einbindung des früheren Bahnhofs Dutzendteich in die Vermittlungsarbeit ist ein großer Gewinn für die Vertiefung der Bildungsarbeit auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Damit wird das historische Gesamtensemble zum Zeppelinfeld räumlich und inhaltlich abgerundet. Die Sichtbezüge und architektonischen Zusammenhänge zwischen Zeppelintribüne und Kongresshalle bleiben uneingeschränkt erkennbar. Das künftige Informationsangebot im Bahnhofsgebäude wird uns helfen, die von Bund, Freistaat Bayern und Stadt Nürnberg angestrebte vertiefte Bildungsarbeit im Zuge der Instandsetzung von Zeppelinfeld und Zeppelintribüne erfolgreich umzusetzen.“
Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent Dr. Michael Fraas betont: „Erneut hat sich das beim Liegenschaftsamt eingerichtete Strategische Immobilienmanagement bewährt. Aufgrund der guten Vernetzung in den Markt ergab sich kurzfristig die Möglichkeit zum Kauf des Bahnhofsgebäudes. Diese Chance haben wir genutzt!“
Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich hebt die Vorteile der Nutzung des früheren Bahnhofsgebäudes hervor: „Mit dem Umbau des Bahnhofs Dutzendteichs ergeben sich vor allem ökologische Vorteile. Es wird dadurch erheblich graue Energie eingespart, ein Baudenkmal bekommt eine sinnvolle Nutzung. Zudem wäre beim zuerst angedachten Standort für den Informationspavillon eine Grünfläche teilweise versiegelt worden, diese Fläche kann nun unverändert erhalten bleiben.“
Start der baulichen Untersuchungen
Mit Jahresbeginn 2022 haben die baulichen Planungen auf dem Zeppelinfeld und der Zeppelintribüne begonnen. Auf Grund der Größe des Areals mit 140 000 Quadratmetern und der vielschichtigen Themen von der Landschaftsplanung bis hin zum Umgang mit den Natursteinfassaden, aber auch der Berücksichtigung etablierter Großveranstaltungen in den kommenden Jahren ist mit einem Abschluss der Planungsphase nicht vor Herbst 2023 zu rechnen.
Derzeit finden Untersuchungen vor allem an den Natursteinfassaden und -stufen der Zeppelintribüne statt. Insgesamt werden durch die ProDenkmal GmbH aus Bamberg fast 50 000 Quadratmeter Natursteinoberflächen nach Auffälligkeiten untersucht und kartographiert, um denkmalgerechte Reparaturansätze zu ermitteln. Ziel ist es, ein nachhaltiges und wirtschaftliches Unterhaltskonzept für die gesamte Zeppelintribüne zu entwickeln.
In den nächsten Wochen folgen entsprechende Untersuchungen an den 34 Türmen des Zeppelinfelds. Neben ProDenkmal wird hier ebenso das Nürnberger Büro für Tragwerksplanung Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG beteiligt sein.
Die abschnittsweise Umsetzung ist ab 2024 vorgesehen. Über daraus resultierende Einschränkungen und den Stand der Arbeiten wird die Stadt Nürnberg regelmäßig informieren.
Weitere Ergänzungen des Planungsteams
Im Juni und Juli 2022 konnten mit Beschluss des Bau- und Vergabeausschusses des Nürnberger Stadtrates weitere Vergaben für verschiedene Leistungen abgeschlossen werden. Mit den Leistungen der Tragwerksplanung und der Lösung statisch-konstruktiver Fragen wurde die Leonhardt, Andrä und Partner Beratende Ingenieure VBI AG, Nürnberg, beauftragt. Neben der Tragwerksplanung wurde auch die Projektsteuerung vergeben. Der Auftrag ging an das Büro Pfaller Ingenieure GmbH & Co. KG, Neumarkt in der Oberpfalz.
Auf Grund der Neuplanungen im Zuge des Ankaufs des Bahnhofs Dutzendteich durch die Stadt Nürnberg verzögert sich dagegen die Beauftragung eines Ausstellungsgestalters. Dieses Vergabeverfahren soll noch in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen und damit das Team der Planerinnen und Planer für den „Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne und Zeppelinfeld“ vollständig sein.
Hinweis an die Medien:
Als Ansprechpartner für das Projekt „Lern- und Begegnungsort Zeppelintribüne und Zeppelinfeld“ steht Professor Dr. Hans-Joachim Wagner, Telefon 09 11 / 2 31-2 02 51, HansJoachim.Wagner@stadt.nuernberg.de, als Leiter der Stabsstelle ehemaliges Reichsparteitagsgelände/Zeppelintribüne und Zeppelinfeld im Geschäftsbereich Kultur der Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg zur Verfügung.
Weitere Informationen finden Sie unter www.nuernbergkultur.de
Leitung:
Andreas Franke
Fünferplatz 2
90403 Nürnberg
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