Nachrichten aus dem Rathaus

Nr. 142 / 16.02.2023

Virtuelle Schatzkammer: Stadtbibliothek stellt ausgewählte Originale aus ihren historischen Sammlungen digital zur Verfügung

Seit Dienstag, 14. Februar 2023, gibt es ein weiteres digitales Angebot der Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg: Die Virtuelle Schatzkammer vereint einen Teil der historischen, ansonsten nicht zugänglichen Bestände der Stadtbibliothek und macht sie erstmals nicht nur online einsehbar, sondern zugleich nutzbar. Versehen mit einer Creative-Commons-Lizenz, können die Dateien frei von urheberrechtlichem Schutz verwendet, verändert und verbreitet werden. Die digitale Sammlung ist unter schatzkammer.nuernberg.de zu finden und wird in den kommenden Jahren sukzessive erweitert. Zu den bisherigen Highlights zählen von Albrecht Dürer eigenhändig geschriebene Dokumente, Layouts der Weltchronik Hartmann Schedels oder Evangeliare aus dem 9. und 11. Jahrhundert – die ältesten Handschriften der Sammlung der Stadtbibliothek.

Gemeinsam mit den vor Ort ansässigen Archiven und Museen bewahrt die Stadtbibliothek einen Teil des Kulturerbes der Stadt Nürnberg. In den in Magazinen lagernden, handschriftlichen und gedruckten Blättern und Büchern spiegeln sich über 600 Jahre Buch-, Bibliotheks-, Gesellschafts- und Geistesgeschichte. Mit der Virtuellen Schatzkammer stehen nun circa 500 ausgewählte Originale aus den historischen Sammlungen online und sind damit für alle Interessierten jederzeit weltweit einsehbar und verwendbar. Die Schwerpunkte der digitalen Sammlung liegen auf mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften sowie seltenen, wenn nicht gar sehr seltenen Drucken vom 15. bis zum 19. Jahrhundert. Hinzu kommt grundlegende Literatur zu und über Nürnberg, so genannte Norica. Alle Werke sind frei von bekannten urheberrechtlichen Einschränkungen und dürfen kopiert, verändert und verbreitet werden, sogar zu kommerziellen Zwecken, ohne Erlaubnis einholen zu müssen. Zu den Highlights im aktuellen Angebot zählen Reproduktionen von Dokumenten, die eigenhändig von Albrecht Dürer geschrieben wurden, darunter sieben Briefe aus Venedig von 1506, Buchmanuskripte sowie Zeichnungen aus der Hand des Malers. Hinzu kommen das lateinische und das deutsche Layout zur berühmten Weltchronik Hartmann Schedels von 1493, die erstmals vollständig digitalisiert zur Verfügung stehen. Von keinem anderen Werk aus der Wiegendruckzeit liegen vergleichbare eigens angefertigte Druckmanuskripte vor. In der Virtuellen Schatzkammer ist zudem eine kleine Auswahl an deutschsprachigen Handschriften, die im Nürnberger Kloster Sankt Katharina geschrieben wurden, zu finden. Sie beinhaltet ebenfalls Digitalisate der drei ältesten in der Stadtbibliothek aufbewahrten Handschriften: zwei Evangeliare, von denen das eine im zweiten Viertel des 9. Jahrhunderts in Lorsch entstand und das andere um 1025/1030 auf der Insel Reichenau prachtvoll illuminiert wurde. Hinzu kommt ein Evangelistar aus dem 12. Jahrhundert, angefertigt in Byzanz.

Spannend ist ebenfalls der Schriftwechsel zwischen dem Astronomen Johannes Regiomontanus und anderen Gelehrten aus der Zeit um 1463 bis 1471, der in einer Handschrift nachzulesen ist. Passend zur kommenden Fastnachtssaison sind mehrere Bilderhandschriften zu den 1539 abgeschafften Schembartläufen in Nürnberg in der digitalen Sammlung zu finden. Ebenso liegt die sogenannte Pupillenordnung vor, eine Abschrift der venezianischen Vormundschaftsordnung aus dem Jahr 1507, die in Nürnberg als Vorbild für die Neugestaltung der Vorgaben für die Vormünder verwaister Kinder genutzt wurde. Interessante Stücke sind auch eine 1945 entwendete und 2001 zurückgegebene liturgische Handschrift aus Sankt Sebald oder das einzige vollständig erhaltene Exemplar der ersten, 1467 in Italien gedruckten illustrierten Inkunabel. Einige der genannten Objekte sind im Original bis Samstag, 29. April 2023, in der Ausstellung „Bücher mit Geschichte“ in der Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4, zu sehen.

Unter der Literatur zu und über Nürnberg können rund 50 Stadtführer überwiegend aus dem 19. Jahrhundert hervorgehoben werden. Sie geben einen Einblick in die Reisegewohnheiten der Zeit und in die als Kanon Nr. 142 / 16.02.2023 betrachteten Denkmäler. Ergänzend einsehbar sind 69 Bände mit Ansichten von Nürnberg oder Orten im Nürnberger Land bis in die Fränkische Schweiz.

In der Virtuellen Schatzkammer kann in Sammlungen gebrowst oder in Suchfeldern gezielt recherchiert werden. Alle Druckwerke sind auch als Volltexte recherchierbar – ein gegenüber den Originalen unschätzbarer Vorteil, der zum Beispiel das gezielte Auffinden von in den Stadtführern besprochenen Denkmälern und Gebäuden möglich macht. Von allen Handschriften und Drucken können einzelne Seiten oder Kapitel sowie das gesamte Werk in verschiedenen Formaten heruntergeladen werden.     jos

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