Nr. 313 / 27.03.2023
Die Ausschreibung für den Ergänzungsbau der neuen Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg in der Kongresshalle ist auf der Zielgeraden. Mit der Genehmigung des städtischen Haushalts durch die Regierung von Mittelfranken ist nun eine Voraussetzung erfüllt, um das Vergabeverfahren zeitnah zu veröffentlichen. Oberbürgermeister Marcus König, Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner, Baureferent Daniel F. Ulrich und Staatsintendant Prof. Jens-Daniel Herzog haben heute den Ablauf des Vergabeverfahrens bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Dabei gaben sie auch einen Ausblick auf die weitere Terminplanung für das Kulturgroßbauprojekt in der Kongresshalle.
Gegenstand der Ausschreibung sind Planung und Bau des Ergänzungsbaus der neuen Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg. Hier werden die Sparten Musiktheater und Tanz sowie die Staatsphilharmonie während der Bauarbeiten im Opernhaus am Richard-Wagner-Platz proben und auftreten. Dieses Gebäude, im nordwestlichen Bereich des sogenannten Innenhofs des Kongresshallen-Rundbaus verortet, umfasst Bühne, Zuschauerraum, Orchesterprobenraum sowie bühnennahe Funktionsbereiche. Der Auftrag für den Ergänzungsbau wird in einem europaweiten Vergabeverfahren erteilt.
Die Stadt Nürnberg hat bereits eine Vorinformation zur europaweiten Ausschreibung im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. „Damit wollen wir potenzielle Bieter auf dieses Projekt aufmerksam machen und senden ein klares Signal, dass der Start des Vergabeverfahrens bald erfolgt“, erklärt Oberbürgermeister Marcus König. „Wir wissen, dass der Betrieb des Staatstheaters im Opernhaus angesichts des schlechten technischen Zustands des Gebäudes nur noch für eine begrenzte Zeit möglich sein wird. Die Sparten Musiktheater und Tanz brauchen während der Baumaßnahmen am Richard-Wagner-Platz eine neue Spielstätte. Mit dem Start des Vergabeverfahrens kommen wir diesem Ziel ein gutes Stück näher.“
Zum Ablauf des Vergabeverfahrens
Bei der Ausschreibung des Ergänzungsbaus und dessen Anbindung an den Bestand im Torso der Kongresshalle erfolgen die Vergabe von Planung und Bau aus einer Hand. Dieses sogenannte Totalübernehmer-Verfahren vollzieht sich in zwei Etappen, dem öffentlichen Teilnehmerwettbewerb und dem Verhandlungsverfahren.
Im öffentlichen Teilnehmerwettbewerb werden auf den einschlägigen Plattformen und Publikationen die funktionale Leistungsbeschreibung und alle weiteren Vergabeunterlagen circa einen Monat lang veröffentlicht. Für die Teilnahme reichen interessierte Bieter die geforderten Nachweise über ihre Leistungsfähigkeit, Fachkunde und Zuverlässigkeit ein, die anhand der veröffentlichten Auswahlkriterien geprüft werden. Auf dieser Basis wählt die Stadt Nürnberg als Auftraggeberin aufgrund einer juristischen (formalen) und fachlichen Prüfung die Bewerber aus, die am Verhandlungsverfahren teilnehmen können.
Im Verhandlungsverfahren hat die Auftraggeberin, die Stadt, gegebenenfalls in mehreren aufeinanderfolgende Phasen die Möglichkeit, im Rahmen der vergaberechtlichen Grundsätze mit Bietern über Vertragsinhalte zu verhandeln. Die Bieter werden aufgefordert, Planungsbeiträge mit wettbewerblichem Charakter einzureichen. Die drei maßgeblichen Zuschlagskriterien sind Kosten, Funktionalität und Gestaltung.
In die Entscheidung, welcher Bieter den Zuschlag erhält, werden drei Gremien miteinbezogen. Das Kriterium Kosten (Wirtschaftlichkeit) wird in der Kämmerei betrachtet. Das Kriterium Funktionalität bewertet ein fachliches Gremium. Hier bringen das Staatstheater Nürnberg als künftiger Nutzer sowie externe Fachleute aus den Bereichen Theaterbau und Bühnentechnik ihre Expertise ein. Die Bewertung des Kriteriums Gestaltung obliegt den Vertreterinnen und Vertretern der Stadtratsfraktionen sowie berufenen Architektinnen und Architekten. Eine Entscheidung über die Vergabe fällt voraussichtlich im Winter 2023/2024.
Anpassung des Terminplans
Vor diesem Hintergrund kündigt Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich eine Anpassung des Zeitplans an: „Der bislang vorliegende Terminplan war extrem ambitioniert und vom schnellstmöglichen Freimachen des historischen Gebäudes geprägt.“ Wie Daniel F. Ulrich erklärt, sei ein Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren wie der komplexen Drittmittelförderung, der notwendigen Integration der ‚Ermöglichungsräume‘ in das Projekt sowie des intensiven Standortfindungsprozesses ausschlaggebend für die Anpassung der Terminplanung.
Unter den heute bekannten Rahmenbedingungen gelten folgende Meilensteine für die Kulturgroßbauprojekte in der Kongresshalle als realistisch: Im dritten Quartal 2023 soll die Schadstoffentfrachtung des Dachs des Kongresshallen-Rundbaus beginnen. Im Winter 2023/2024 soll die Vergabeentscheidung für den Ergänzungsbau getroffen werden. Mit dessen Baubeginn ist im zweiten Quartal 2025 zu rechnen. Um den Jahreswechsel 2026/27 wird die bauliche Fertigstellung des Gebäudes angestrebt.
Auswirkungen auf den Spielbetrieb des Staatstheaters
Die aktualisierte Terminschiene erfordert eine Nutzung des Opernhauses über das Jahresende 2025 hinaus. „Wir wollen den Spielbetrieb am Richard-Wagner-Platz bis zum Umzug in die Kongresshalle ermöglichen“, so Oberbürgermeister Marcus König. „Deshalb wird in den nächsten Monaten gründlich geprüft, mit welchen Maßnahmen die Sicherheit eines verlängerten Spielbetriebs zu gewährleisten ist. Wir stehen zu unserem Versprechen: Es wird keine Spielpause für Oper und Ballett geben, denn das Staatstheater hat eine herausragende Bedeutung für das Kulturleben der Stadt Nürnberg und der Region.“
Der Staatsintendant des Staatstheaters Nürnberg, Jens-Daniel Herzog, wertet die bevorstehende Veröffentlichung der Ausschreibung als gute Nachricht, bedauert jedoch die notwendig gewordene Anpassung des Zeitplans: „Alle bisherigen Planungen haben darauf abgezielt, 2025 in die neue Spielstätte auf dem Areal der Kongresshalle umzuziehen. Für den Spiel- und Arbeitsbetrieb im Opernhaus über das Jahr 2025 hinaus gibt es zahlreiche organisatorische, künstlerische, bauliche, technische und wirtschaftliche Fragen ebenso wie Fragen zum Brandschutz. Die nächsten Monate sollen nun zur Klärung genutzt werden. Die Sicherheit des Publikums und der Mitarbeitenden des Staatstheaters steht dabei wie bisher an erster Stelle. Wir werden uns auf die neue Situation einstellen und das Beste daraus machen.“
Kulturgroßbauprojekt in der Kongresshalle: Bedeutend weit über Nürnbergs Stadtgrenzen hinaus
Die Anpassung des Terminplans für den Ergänzungsbau der neuen Spielstätte des Staatstheaters Nürnberg in der Kongresshalle stellt die Grundsatzbeschlüsse des Stadtrats nicht in Frage: Im Dezember 2021 stellte dieser die Weichen für das Bauvorhaben Opernhaus am Richard-Wagner-Platz. In derselben Sitzung stimmte der Stadtrat für die Kongresshalle als Standort einer neuen Spielstätte des Staatstheaters in der Kongresshalle. Betriebs- und Produktionsräume für rund 650 Mitarbeitende des Staatstheaters sollen in sechs von insgesamt 16 Sektoren des Rundbaus untergebracht werden. Der Ergänzungsbau soll im nordwestlichen Bereich des sogenannten Innenhofs der Kongresshalle verortet werden. In vier Sektoren werden die sogenannten Ermöglichungsräume mit Werkstätten, Ateliers, Probe- und Präsentationsräumen für Künstlerinnen und Künstler der freien Szenen einziehen.
„In der Kongresshalle entsteht ein einzigartiger Kulturort, der Aspekte der Erinnerungskultur und der Künste aller Sparten aufs Engste miteinander verbindet und weit über Nürnberg hinausweist“, erklärt Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner. „Die enge Verzahnung des Staatstheaters Nürnberg mit der künstlerischen Arbeit in den Ermöglichungsräumen eröffnet die Chance, die Entwicklung einer zukunftsgerichteten Erinnerungskultur mit den Mitteln von Kunst und Kultur zu initiieren“, so Lehner. Angesichts des Status der Kongresshalle als historisch einzigartiges Denkmal von internationaler Relevanz ist die möglichst vollständige Erhaltung der Substanz des Gebäudes eine Verpflichtung von nationaler Dimension. „Die Bedeutung des Kulturbauprojekts reicht weit über die Stadtgrenzen hinaus“, betont die Bürgermeisterin. Deshalb hat die Stadt Nürnberg beim Freistaat Bayern und dem Bund sowie bei der Europäischen Union (EU) Fördermittel beantragt, um die Maßnahmen in und an der Kongresshalle über ein Gesamtpaket aus Mitteln der Stadt Nürnberg sowie aus Fördergeldern von Bund, Freistaat Bayern und der EU zu finanzieren.
„Die Stadt Nürnberg ist auf die Hilfe des Bundes und des Freistaats angewiesen, denn allein aus dem städtischen Haushalt ist ein Projekt dieser Größenordnung nicht zu stemmen“, unterstreicht Oberbürgermeister Marcus König. „Die Bedeutung der Kulturgroßbauprojekte in der Kongresshalle geht weit über die Nürnberger Stadtgrenzen hinaus. Deshalb appellieren wir nochmals an die Fördergeber auf Seiten des Bundes und des Landes, die Anstrengungen der Stadt Nürnberg nach besten Kräften zu unterstützen.“ js
Leitung:
Andreas Franke
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