Pflegepraxiszentrum Nürnberg

Pflege und Technik – zwei Bereiche, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen. Auch deswegen, weil hier wenig Daten vorliegen: Neue Technologien und digitale Lösungen fanden bislang kaum Einzug in "echte" Pflegeheime oder Krankenhäuser, um sie in der Praxis zu erproben. Doch das soll sich nun ändern.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat 2017 das Cluster "Zukunft der Pflege" ins Leben gerufen. Zu dem Cluster gehört auch das Pflegepraxiszentrum Nürnberg (PPZ Nürnberg), das NürnbergStift koordiniert. Es erprobt in einem geschützten Rahmen neue Pflegetechnologien auf deren Praxistauglichkeit und wertet sie wissenschaftlich aus. Wie unterstützen Technologien Menschen, die Pflege benötigen, wie nutzen sie den Mitarbeitenden? Werden sie angenommen? Dabei werden auch ethische, rechtliche, soziale oder ökonomische Aspekte berücksichtigt und ausgewertet.

Wer steht hinter dem PPZ-Nürnberg?

Das PPZ Nürnberg setzt sich aus sechs Einrichtungen der Metropolregion Nürnberg zusammen. Neben dem NürnbergStift als Koordinator des Verbunds sind das: das Evangelisch-Lutherisches Diakoniewerk Neuendettelsau, das Nürnberger "Forum MedTechPharma e.V.", das Forschungsinstitut der Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften in Fürth, das Institut "Rettungswesen, Notfall- und Katastrophenmanagement" der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt und das Klinikum Nürnberg.

Welche Projekte testet das PPZ Nürnberg?

Momentan laufen drei Projekte am PPZ Nürnberg: NürnbergStift erprobt ein Virtual-Reality-Spiel als Unterhaltungsangebot für Menschen, die im Pflegeheim leben. Wie Sensorik dabei hilft, das Risiko der Dehydrierung zu senken, untersucht die Diakonie Neuendettelsau. Und das Klinikum Nürnberg testet eine mehrsprachige App, die Patientinnen und Patienten mit Migrationshintergrund oder anderen Sprachbarrieren die Kommunikation erleichtert.

Wer gehört noch zum Cluster "Zukunft der Pflege"?

Neben dem PPZ Nürnberg gibt es drei weitere Pflegepraxiszentren in Hannover, Freiburg und Berlin. Ein weiteres Modul des Clusters ist ein Pflegeinnovationszentrum in Oldenburg.

Sollte man einer Technisierung und Digitalisierung in der Pflege nicht eher kritisch gegenüber stehen?

Wegen des demografischen Wandels brauchen in den nächsten Jahren immer mehr Menschen Pflege. Auf der anderen Seite ist es bereits heute schon schwierig, ausgebildete Pflegefachkräfte am Arbeitsmarkt zu bekommen. Technische und digitale Angebote für die Pflegebranche könnten eine Chance sein, die Situation zu verbessern, Pflegende zu entlasten und das Berufsbild der Pflege zu modernisieren.

Dennoch gibt es Vorbehalte, dass Technik die Pflege verändern könnte, weil Pflege mehr ist, als relevante Daten zu messen und zu analysieren. Pflege muss sich am Menschen orientieren und sich den Beteiligten anpassen. Vieles lässt sich standardisieren, einiges jedoch nicht.

Daher ist es wichtig, digitale Lösungen und innovative Technik in echten Pflegeumgebungen zu erproben. Die Vor- und Nachteile, die sich daraus ergeben, müssen wertegeleitet mit allen Beteiligten besprochen werden. Nur so kann am Ende sichergestellt werden, dass diese Entwicklung für alle einen Mehrwert bietet.


Sensorik in der Altenpflege

Sensoren finden in der Altenpflege bereits an vielen Stellen Anwendung, wie zum
Beispiel beim Fiebermessen oder beim Brandschutz. Es gibt mittlerweile noch viele
weitere Einsatzmöglichkeiten, die auch die Pflegekräfte entlasten könnten. Doch
die Branche zeigt sich noch zögerlich.


Im Gespräch mit: Jacqueline Würdig

Der Corona Effekt – wie eine Kommunikations-App in der Krise ihren Nutzen unter Beweis stellte.
Die App myo wurde im NürnbergStift erprobt und von den Mitarbeiter*innen der Sozialen Betreuung eingesetzt. Mittels der App konnten sie die Angehörigen durch Fotos, Videos und Nachrichten am Alltag der Bewohner*innen jederzeit teilhaben lassen. Zu Beginn der Pandemie zeigte die App ihr Potential.
Gabriele Obser (Psychologin und Marketingverantwortliche im NürnbergStift) und Jacqueline Würdig (Projektmanagerin im Pflegepraxiszentrum Nürnberg) blicken im Interview auf diese Zeit zurück.


Virtual Reality: NürnbergStift testet ein besonderes Spiel

Älterer Mann im Rollstuhl spielt ein Spiel mittels einer mit VR-Brille.

Es ist ein ungewöhnliches Projekt: Ein farbenfroher Jahrmarkt aus den sechziger und siebziger Jahren lädt zu einer fröhlichen Entdeckungstour. An den Buden können die Besucher verschiedene Spiele wie Jonglieren oder "Hau den Maulwurf" ausprobieren. Doch der Jahrmarkt existiert nicht wirklich, er ist Teil des Spiels "VIARRO", das mit einer Virtual-Reality-Brille gespielt wird. Das Besondere dabei: Das Spiel richtet sich nicht an eine junge Zielgruppe, sondern an Menschen in Pflegeheimen.

Als Projekt des neuen Pflegepraxiszentrum Nürnberg (siehe oben) hat NürnbergStift gemeinsam mit zwei beteiligten Firmen das seniorengerechte Spiel entwickelt. Dabei geht es weniger um den therapeutischen Nutzen. Vielmehr stehen Unterhaltung und Spaß im Mittelpunkt. Außerdem bringt "VIARRO" die Seniorinnen und Senioren auf spielerische Weise mit moderner Technik in Berührung.

Projektbericht VIARRO - Innovationen für die Pflegepraxis

2020 wurde der Projektbericht zur Entwicklung und Erprobung des Spiels aus Sicht des NürnbergStift veröffentlicht.
Das NürnbergStift würde sich freuen, wenn durch den Bericht ein Erfahrungsaustausch mit weiteren Einrichtungen entstünde, die Virtual Reality Angebote für ältere Menschen bereits einsetzen oder planen.

VR-Spiel VIARRO


Mehr zum Thema

Die an VIARRO beteiligten Firmen

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