KoMit: Vom Konflikt zum Miteinander
Unter dem Motto „Der öffentliche Raum ist für alle da!“ geht Nürnberg in Sachen Konfliktbearbeitung neue Wege: Mit Hilfe des Allparteilichen Konfliktmanagements „Vom Konflikt zum Miteinander“ (KoMit) baut die Stadt tragfähige und effiziente Verfahren und Strukturen für den Umgang mit Konflikten im öffentlichen Raum auf. KoMit, seit September 2023 im Bürgermeisteramt bei der Stabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle angesiedelt, arbeitet mit qualifizierten Konfliktmanagerinnen und -managern zusammen und ist mit Honorarkräften vor Ort in Grünanlagen und auf Plätzen unterwegs.
Menschen streben in den öffentlichen Raum
Vor allem angesichts der dichten Wohnbebauung in der Innenstadt und der immer heißeren Sommer, streben die Menschen mehr und mehr in den öffentlichen Raum: Plätze, Parks und Wiesen sind auch in einer lebendigen Großstadt wie Nürnberg beliebte Aufenthaltsorte – für Sporttreibende, Feiernde, Anwohnende und auch für Menschen in sozialen Notlagen. Der hohe Nutzungsdruck und das unterschiedliche Nutzungsverhalten führt mitunter zu Interessenskonflikten sowie Beschwerden bei Polizei und Stadtverwaltung. Aufgrund positiver Erfahrungen anderer Kommunen hat der Stadtrat 2022 eine Stelle für Allparteiliches Konfliktmanagement beschlossen. Diese teilen sich die Mediatorin Valerie Laubenheimer und der Soziologe Franz Walser seit September 2023.
„Eine stille Großstadt gibt es nicht“
„Wir alle kommen nicht umhin, zu akzeptieren, dass es eine stille Großstadt nicht gibt, und wir müssen gleichermaßen lernen, im öffentlichen Raum rücksichtsvoll und verträglich miteinander umzugehen. Mit KoMit können wir nun gemeinsam neue Wege des friedlichen Miteinanders finden und ausprobieren. Dieser Ansatz ist gerade in unserer Stadt des Friedens und der Menschenrechte überfällig“, betont Martina Mittenhuber, Leiterin der Stabsstelle Menschenrechtsbüro & Gleichstellungsstelle. Ziel ist es, eine kommunale Struktur für den Umgang mit Konflikten zu verankern und etablieren.
Unterwegs auf der Wöhrder Wiese
In diesem Sommer waren „KoMit-Tandems“ rund um die Wöhrder Wiese im Einsatz – erkennbar an signalroten T-Shirts mit dem grünen KoMit-Logo. Diese Teams bestehen aus zwei geschulten Honorarkräften, die freundlich auf die Menschen vor Ort zugehen und mit diesen ins Gespräch kommen. Dabei sensibilisieren sie etwa für eine Reduzierung des Müll- und Geräuschpegels; ebenso werben sie um Verständnis dafür, dass gerade junge Menschen die lauen Sommernächte gerne mit Freunden im Park genießen. „Unsere ‚KoMit-Tandems‘ leisten wichtige Präventions- und Vermittlungsarbeit: Sie tragen die Idee eines rücksichtsvollen Miteinanders in die städtischen Parks und beugen so effektiv Konflikten vor“, sagt Tobias Schmidt, Leiter des Bürgermeisteramts der Stadt Nürnberg.
Darüber hinaus besteht enger Austausch mit dem Sozialraummanagement-Projekt „Wöhrder Seewärts“ sowie mit Projekten der Fakultät Sozialwissenschaften der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm. Hier entstand im Sommersemester 2024 das gemeinsame Seminar „Konfliktmanagement im öffentlichen Raum“.
Konfliktbearbeitung im sozialen Nahraum
Bei Konflikten in der Nachbarschaft, in Vereinen, sozialen Einrichtungen und im interkulturellen Zusammenhang können ausgebildete Mediatoren und Mediatorinnen die Streitenden dabei unterstützen, gemeinsam eine Lösung für ihren Konflikt zu finden.
Vernetzung und Offenheit als Basis der Konfliktbearbeitung
Ganz entscheidend ist dabei die Vernetzung mit Akteurinnen und Akteuren, die innerhalb der Quartiere bereits mit dem Thema befasst sind, wie Kulturläden, Streetwork und Stadtplanung. Ebenso wichtig sind die Analyse der jeweiligen Situation vor Ort und darauf abgestimmte Konzepte. Anlassbezogen unterstützen KoMit sogenannte Kommunale Konfliktmanagerinnen und -manager. Dabei handelt es sich etwa um Mitarbeitende von Sozialamt, Jugendamt, Servicebetrieb Öffentlicher Raum Nürnberg und Menschenrechtsbüro sowie zivilgesellschaftlichen Organisationen. Sie sind 2023 im Zuge des Bundesprojekts „Kommunales Konfliktmanagement“ qualifiziert worden.
Grundlegend für die Konfliktbearbeitung durch KoMit sind Dialog und Allparteilichkeit: Alle Konfliktbeteiligten werden gleichermaßen gehört und einbezogen. Nur so können Lösungen erarbeitet werden, die nachhaltig wirken, weil sie von allen getragen werden. Abhängig vom konkreten Ort und den beteiligten Personen ist es ein individueller und ergebnisoffener Kommunikationsprozess. Aufgrund der bisherigen finanziellen Ausstattung kann KoMit dennoch nur in begrenztem Umfang tätig werden: Die Auswahl der Einsatzorte treffen Bürgermeisteramt, Ordnungsamt und Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg gemeinsam.