Stadt Nürnberg trauert um ihren Ehrenbürger Dr. Oscar Schneider

Das Kuratorium Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände hat in seiner Sitzung am 23. November 2023 seinen langjährigen Sprecher, Bundesminister a.D. Dr. Oscar Schneider, verabschiedet. Von links: Oberbürgermeister Marcus König, Altoberbürgermeister Dr. Ulrich Maly, Bundesminister a.D. Oscar Schneider, Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner.

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Bundesminister a.D. Dr. Oscar Schneider (2.v.r.) wurde im November 2023 von Oberbürgermeister Marcus König, Altoberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und Bürgermeisterin Prof. Dr. Julia Lehner ( v.l.n.r.) aus dem Kuratorium Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände verabschiedet.

Die Stadt Nürnberg trauert um ihren Ehrenbürger Dr. Oscar Schneider. Der gebürtige Mittelfranke ist am 29. Dezember 2024 im Alter von 97 Jahren verstorben. Er hinterlässt seine Frau und zwei Kinder. „Die Stadt Nürnberg verliert mit Dr. Oscar Schneider nicht nur einen Ehrenbürger, sondern auch einen geschätzten Menschen, der sich über Jahrzehnte für das Wohl der Menschen in Nürnberg, Bayern und Deutschland eingesetzt und verdient
gemacht hat. Sein Wissen und sein Rat waren, auch bis zuletzt, überall gefragt. Für zahlreiche Entscheidungsträger galt Dr. Schneider als vertrauensvoller Ansprechpartner. Seine Expertise war weit über Parteigrenzen hinweg
gefragt, seine Besonnenheit hat ihm sehr großen Respekt verschafft. Ich persönlich trauere um einen Mentor und väterlichen Freund, dem ich sehr viel zu verdanken habe“, sagt Oberbürgermeister Marcus König.


Kondolenzbuch im Rathaus

In Gedenken an ihren Ehrenbürger Dr. Oscar Schneider legt die Stadt in der Ehrenhalle des Rathauses Wolffscher Bau, Rathausplatz 2, ein Kondolenzbuch aus. Als erster wird sich am 13. Januar 2025 um 9 Uhr Oberbürgermeister Marcus König eintragen. Das Kondolenzbuch liegt anschließend bis einschließlich 16. Januar auf. Wer möchte, kann sich an diesen Tagen jeweils zwischen 9 und 18 Uhr im Kondolenzbuch eintragen.

Zudem wird an den Rathäusern Rathausplatz 2 und Hauptmarkt 18 zum Gedenken an Dr. Oscar Schneider vom 13. bis 16. Januar Trauerbeflaggung angeordnet.


Dr. Oscar Schneider wurde am 3. Juni 1927 im mittelfränkischen Altenheideck geboren. Nach seinem Abitur 1948 am Willibald-­Gymnasium in Eichstätt studierte er Rechts­ und Staatswissenschaften in Erlangen und Würzburg und legte die erste und zweite juristische Staatsprüfung in Bayern ab. Schneider, der später als Bundesminister ins Kabinett von Kanzler Dr. Helmut Kohl berufen wurde, promovierte 1959 über „Die Ministerverantwortlichkeit in der Bundesrepublik Deutschland“. Er war anschließend in der bayerischen Finanzverwaltung tätig.

Bundesminister in der Regierung Helmut Kohls

Bereits 1956 wählten ihn die Nürnbergerinnen und Nürnberger in den Stadtrat. Von 1960 bis 1969 saß der promovierte Jurist der CSU-Stadtratsfraktion vor. Dr. Schneider gehörte 1966 bis 1970 auch eine Periode dem Bezirkstag an. 1969 wurde Dr. Oscar Schneider in den Deutschen Bundestag gewählt. Dem Parlament gehörte er bis 1994 an, zuletzt (1989 bis 1994) als Mitglied im Auswärtigen Ausschuss mit dem Hauptarbeitsfeld auswärtige Kulturpolitik. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl berief ihn im Oktober 1982 als Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau in sein Kabinett, dem er bis April 1989 angehörte. Nach seinem Ausscheiden aus dem Kabinett blieb er Vertrauter des Kanzlers, der ihn zu seinem kulturpolitischen Berater für die neuen Kulturinstitutionen des Bunds in Bonn und Berlin nach der Wiedervereinigung machte.

Dr. Oscar Schneider war Gründungsvorsitzender der Kuratorien und Aufsichtsräte für das „Deutsche Historische Museum“ in Berlin sowie das „Haus der Geschichte“ und die „Kunst­ und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland“ in Bonn. Er war zudem Gründungsvorsitzender der „Fränkischen Gesellschaft für Kultur, Politik und Zeitgeschichte“ in Nürnberg.

An der Diskussion um die bauliche Gestaltung des Parlaments im wiedervereinigten Deutschland hat Dr. Schneider leidenschaftlich mitgewirkt. Die Verwirklichung der Kuppel des Reichstagsgebäudes in Berlin, heute Wahrzeichen des Parlaments, ist hauptsächlich seinem hartnäckigen Einsatz im Deutschen Bundestag zu verdanken.

Ideengeber für das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände

Dr. Schneider gilt – zusammen mit dem früheren Verleger der Nürnberger Nachrichten, Bruno Schnell – als einer der wichtigsten Ideengeber für das 2001 eröffnete Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände in Nürnberg.
Er stand dem Kuratorium Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände seit seiner Gründung am 3. November 1997 vor und hat mit seinem Wirken nicht nur die Gründung des Dokuzentrums, sondern auch die Gründung des
Memoriums Nürnberger Prozesse und der Internationalen Akademie Nürnberger Prinzipien ermöglicht und intensiv begleitet. Oberbürgermeister Marcus König würdigte ihn vor einem Jahr zu seinem Ausscheiden: „Als
Sprecher des Kuratoriums Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände hat Dr. Schneider die Entwicklung der
Erinnerungskultur in Nürnberg und weit darüber hinaus entscheidend geprägt und mit klugen Richtungsentscheidungen vorangebracht. Für alles von ihm Geleistete gilt ihm unser aller uneingeschränkter Dank.“

"Unverwechselbare Persönlichkeit“

Für seine Verdienste um die Stadt Nürnberg verlieh diese ihm 1997 die Ehrenbürgerwürde, die höchste Auszeichnung der Stadt. Bei der Verleihung im Historischen Rathaus sagte der damalige Oberbürgermeister Ludwig
Scholz: „Bundesminister a. D. Dr. Oscar Schneider hat mit seiner unverwechselbaren Persönlichkeit und durch seine Grundsatztreue bleibende politische Maßstäbe gesetzt, die ihn über Parteigrenzen hinweg auszeichnen. Aus dem Nürnberger Stadtrat heraus nahm er einen bemerkenswerten Weg, bei dem ihm seine profunde Sachkunde und Glaubwürdigkeit, sein hohes Maß an Bildung und seine überaus enge Beziehung zu Geist und Kultur auszeichneten. Die Verbundenheit mit seiner Heimat hat den Franken dabei stets begleitet – Nürnberg als Stätte seines
ursprünglichen Wirkens fühlte er sich stets verpflichtet.“ Bei der Kommunalwahl 1990 kandidierte Dr. Schneider als Oberbürgermeister-Kandidat, verlor aber gegen den Amtsinhaber Dr. Peter Schönlein.

Dr. Oscar Schneider war Träger vieler Auszeichnungen des Freistaats Bayern und der Bundesrepublik Deutschland, unter anderem des Bayerischen Verdienstordens, des Verdienstordens des Landes Berlin und der Verfassungsmedaille in Gold sowie des Großen Verdienstkreuzes mit Stern und Schulterband des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Zudem war Dr. Schneider Ehrenbürger der Stadt Heideck.


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