Geschichte

„Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter wird man vorausschauen.“
(Winston Churchill)

Allgemeines zum Fach Geschichte

Das Ziel des Geschichtsunterrichts ist es laut Lehrplan, „ein reflektiertes Geschichtsbewusstsein zu fördern und die Schülerinnen und Schüler zu historischem Denken anzuhalten“. Zudem sollen sie bei der Begegnung mit Geschichte „Kompetenzen erwerben, die sie bei der Herausbildung einer eigenen Identität unterstützen, die ihnen helfen, sich in ihrer Lebenswelt zu orientieren und die sie dazu anregen, Gegenwart und Zukunft vor dem Hintergrund eines historischen Bewusstseins erfolgreich mitzugestalten.“

Gerade in Nürnberg können wir den Unterricht durch Exkursionen in Form von Unterrichtsgängen und Museumsbesuchen unterstützen - hier bieten sich das Germanische Nationalmuseum, das Stadtmuseum im Fembo-Haus, das Museum Industriekultur und natürlich das Dokumentationszentrum bzw. das Momorium Nürnberger Prozesse an.

Außerdem wird zunehmend der Umgang mit neuen Medien bei der Beschaffung von Informationen geschult. Das Internet mit seinen umfassenden Datenbanken kann das klassische Konversationslexikon oder die Quellensammlung ergänzen. Auch Museen lassen sich online erkunden, wie z.B. Lemo (Lebendiges Museum Online) oder auch Zeitzeugen können so virtuell durch Online-Archive zu Wort kommen. Vor allem in der Oberstufe sind die Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung, sowie die vielen Quellen, die mittlerweile online zugänglich sind, unentbehrlich.

Auf den Spuren der Römer in Weißenburg

„Dort besuchten wir eine alte römische Therme, die 1977 entdeckt, freigelegt und neu restauriert wurde. Dies war sehr interessant. Wir erfuhren zum Beispiel etwas über die verschiedenen Becken und deren Fachbegriffe (Caldarium: Warmbad; Frigidarium: Kaltbad; Tepidarium: Laubad). Früher mussten die Römer auch schon Eintritt für die Thermen zahlen. Die Männer ein halbes AS und die Frauen ein ganzes AS. Wegen der langen Haare der Frauen, die ab und zu zu Verstopfungen des Abflusses führten, mussten Frauen mehr zahlen als Männer, da die Reinigung auch etwas kostete. Außerdem wurde uns die Turnhalle gezeigt, die die Römer zur Erwärmung der Muskeln genutzt hatten.
Unter dem Sprichwort „ein Geschäft machen“, versteht man einen Handel, der während der Sitzung auf der Latrine (Toilette) ausgeführt wurde. Das war etwas verblüffend für uns. Wusstet ihr, dass ein Sklave der täglich rund um die Uhr für das Heizen zuständig war, nach Arbeitsbeginn nur noch eine Lebenszeit von etwa zehn Jahren hatte?“

Dachau-Exkursion

Als wir am 4. Februar 2019 nach Dachau fuhren, wurden wir von einer netten Frau begrüßt, die uns anschließend die Gedenkstätte zeigte. Die Führung fand zum Thema ,,Der Weg der Häftlinge‘‘ statt. Wir bekamen einen Einblick in das Leben der damaligen Gefangenen, welcher schockierend und zugleich lehrreich war. Ein Punkt der Führung waren die Baracken, in denen die Häftlinge schliefen. Das heutige Erscheinungsbild zeigt nicht genau die Enge und Dichte der ursprünglichen Barackenanlagen, man kann sich jedoch vorstellen, wie hier Zehntausende Häftlinge auf engstem Raum schlafen mussten. Neben der kritischen räumlichen Situation war das Leben der Häftlinge von einem harten elfstündigen Arbeitstag und Mangelernährung mit nur einem Stück Brot pro Tag geprägt. Sie wurden von den Aufsehern oft misshandelt und gefoltert.
Jeder hat schon einmal den Begriff ,,Vernichtungslager‘‘ gehört, jedoch ist es etwas anderes, wenn man hautnah im sogenannten ,,Brausebad‘‘ steht und danach das Krematorium sieht. In diesen Räumen zu stehen, brachte uns nahe, wie viele unschuldige Menschen hier leiden und sterben mussten. Außerdem waren in der gesamten Gedenkstätte Tafeln verteilt, die mit Bildern aus der damaligen Zeit bedruckt waren. Diese Bilder gaben einen weiteren erschütternden Einblick in das Leben der Häftlinge.
Durch unseren Besuch der Gedenkstätte wurde uns allen noch einmal bewusst, dass sich etwas derartig Schreckliches und Grausames auf keinen Fall wiederholen darf. Viele von uns waren nach dieser Exkursion schockiert und zum Nachdenken angeregt. Wir denken, dass es sinnvoll ist, den jüngeren Generationen eine Exkursion nach Dachau zu ermöglichen und ihnen dadurch einen Eindruck von der ehemaligen Welt der KZ-Häftlinge zu vermitteln. Solche Erfahrungen machen Schüler/innen bewusst, welche Folgen politischer Extremismus haben kann.

Zeitzeugen der zweiten Generation – alles andere als zweite Wahl

Zeitzeugen

„Eine Mutter kämpft gegen Hitler“

Bereits drei Mal war Patrizia Litten schon zu Besuch bei uns am JSG und so auch dieses Jahr. In ihrem Vortrag erinnert sie an das Schicksal ihres Onkels Hans Litten während dessen NS-Gefangenschaft und die unermüdlichen Bemühungen seiner Mutter, ihn aus dieser zu befreien. Da sie ihren Onkel leider nie persönlich kennenlernen konnte, dient Patrizia Litten das Buch ihrer Großmutter Irmgard Litten „Eine Mutter kämpft gegen Hitler“, welches sich mit der gesamten Leidensgeschichte ihres Sohnes befasst, als Vorlage.
Hans Litten, ein junger, aufstrebender und erfolgreicher Jurist, wurde 1933 kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, als politischer Gegner Hitlers in „Schutzhaft“ genommen. Er hatte Hitler in einem Gerichtsverfahren bloßgestellt, was dieser ihm wohl nie verziehen hat und höchstwahrscheinlich der Grund für seine Festnahme war. Von Schutzhaft konnte aber leider nicht die Rede sein, da Hans von Anfang an gefoltert wurde. Bemerkenswert ist dabei, dass seine Mutter vom ersten Tag an alles darangesetzt hat, ihn aus dieser NS-Haft zu befreien, obwohl dies auch für sie eine Gefangenschaft nach sich hätte ziehen können. Mit der Zeit verschlechterte sich Hans Littens gesundheitlicher Zustand immer mehr, da er ständiger Folter ausgesetzt war. Die Kommunikation zu dieser Zeit war hauptsächlich über Briefe möglich. Diese wurden, aufgrund strenger Briefkontrollen oftmals in „Geheimcodes“ verfasst, die einzig und allein Mutter und Sohn verstanden. Immer wieder erlebte Hans außerdem den Umzug von einem KZ in ein anderes, bis er sich letztendlich 1938 in Dachau sein Leben nahm, nachdem in ihm, aufgrund der unmenschlichen Demütigung und Folter, nun auch sein letzter Lebenswille erlosch. Somit beendete er die ständigen körperlichen Qualen, denen er seit Beginn der Haft ausgesetzt war.
Die Erkenntnis, dass Irmgard Littens Vorhaben, ihren Sohn aus den Händen der Nationalsozialisten zu befreien, trotz aller Bemühungen der letzten 5 Jahre gescheitert war, sorgte für tiefe Betroffenheit bei allen und ein sehr emotionales Ende der Lesung. Auch am Beispiel von Hans und Irmgard Litten wird uns abermals das Grauen des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte vor Augen geführt und es zeigt sich, wie solch schreckliche Ereignisse das Leben des Betroffenen selbst, als auch das dessen Familie von einem auf den anderen Tag komplett verändern.
Patrizia Litten, welche sich selbst erst relativ spät diesem Kapitel ihrer Familiengeschichte widmete, hat sich nun zur Aufgabe gemacht, anderen Menschen von der Geschichte ihrer Großmutter und ihres Onkels zu erzählen. „Hinterfragt immer alles, bevor es zu spät ist!“ Mit diesen Worten endete Frau Litten ihre wirklich ergreifende und tolle Vorlesung

Denkmalspaziergang: Egidienberg (Wilhelm I.) – Prinzregentenüber (Bismarck) – Köpfleinsberg (Kriegerdenkmal)

Es ist durchaus lohnenswert sich mit der Klasse auf die Denkmalsuche im Umfeld des Johannes Scharrer Gymnasiums zu machen. Ist der Blick für die Denkmäler erst einmal geschult, sieht man überall welche…

  • Reiterstandbild Wilhelm I: Reiterstandbilder als Verherrlichung eines Herrschers, Ausdruck einer neuen nationalen Begeisterung; in der neuen Reichseinheit auch lokales/regionales „Nationalbewusstsein“ (Protestantisches Franken im katholischen Bayern), Hinweis auf Einigungskriege, Hinweis auf Versuch der Nationalsozialisten, das Nationaldenkmal für Kriegszwecke einzuschmelzen. Kritisches Hinterfragen von Nationalbewusstsein. Das Reiterstandbild Wilhelms I., das einzige dieser Größe in Bayern, war seinerzeit durchaus ein Politikum. Die Huldigung des preußischen Hohenzollernkaisers und Gründers des zweiten Deutschen Kaiserreichs durch ein überlebensgroßes Reiterbild in exponierter Innenstadtlage auf dem Egidienberg wurde im überwiegend evangelischen Nürnberg und seinem jahrhundertelang von den Hohenzollern beherrschten und nachhaltig kulturell geprägten Umland durchaus auch demonstrativ als Hinwendung zum Deutschen Reich und damit als Distanzierung vom Königreich Bayern, dem Nürnberg erst 1806 zugefallen war und dabei zur einfachen ’Provinzstadt’ herabgestuft wurde, verstanden. Insbesondere ab 1871 wurde Preußen in weiten Teilen Frankens als ’kulturelle Schutzmacht’ gegen die umfassende Vereinnahmung in das zentralistisch organisierte, überwiegend katholische Bayern angesehen. Diese Intention wird besonders vor dem Hintergrund deutlich, dass es in Nürnberg kein Denkmal für einen bayerischen König gibt und gab; nur dem frankenfreundlich gesinnten Prinzregenten Luitpold wurde außerhalb der Altstadt auf dem verkehrsreichen Bahnhofsplatz ein erheblich kleineres Denkmal gesetzt. Die gesamtdeutsch fühlenden Stifter trugen dem überwiegenden Selbstverständnis der Bürgerschaft der vormaligen Reichs- und Kaiserstadt Nürnberg Rechnung und wollten damit im zweiten Kaiserreich auch an die Tradition der Kaiserstadt im 1802 untergegangenen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation ideell anknüpfen. Das Denkmal überlebte 1918/1919 das Ende der Monarchie, ohne dass vereinzelte Forderungen nach Beseitigung Gehör fanden. Im Zweiten Weltkrieg wurde es vor der bereits behördlich angeordneten Einschmelzung unter unbekannten Umständen bewahrt. Es überlebte die Bombardements des Zweiten Weltkriegs inmitten einer Trümmerwüste, nur der Häuserkampf im April 1945 hinterließ einige Spuren. Der Leib des Pferdes zeigt mehrere Einschusslöcher, die von Kampfhandlungen 1945 herrühren, insoweit ist das Denkmal auch eines der wenigen Zeitzeugnisse, an dem die Kriegsspuren noch unmittelbar sichtbar sind.
  • Reiterstandbild Bismarck: Bismarck in ungewöhnlicher Form als Reiter dargestellt (eigentlich Herrschern vorbehalten). Abweisender und imposanter Gesamteindruck einer derart hohen Säule; Ausdruck übersteigerten Nationalismus. Auch martialische Symbolik der Adler, Schwerter etc. direkt an der Säule erarbeiten lassen. Emotionen der Schüler beim Betrachten sammeln. Auf Machtsymbolik hinweisen. Zum 100. Geburtstag Bismarcks am 1. April 1915 wurde das Nürnberger Bismarckdenkmal am Prinzregentenufer enthüllt. Das "Komitee für Errichtung eines Bismarckdenkmals" plante ursprünglich den Bau eines Bismarckturms auf dem Rechenberg. Wilhelm Kreis wurde 1899 mit der Ausführung beauftragt. Jedoch gestalteten sich Preisverhandlungen sehr schwierig, sodass ihm 1907 der Auftrag wieder entzogen wurde. Theodor Fischer konzipierte ein völlig neues Denkmal für den heutigen Standort. Die plastischen Teile fertigte Joseph Floßmann. Es ist 25 m hoch und ein Reiterstandbild von Bismarck; eines der wenigen unter den etwa 500 Bismarckdenkmälern in Deutschland. Es wurde von Theodor Fischer und Joseph Floßmann erbaut und zum 100. Geburtstag von Bismarck, am 1.4.1915 enthüllt. Das Denkmal hätte eigentlich Teil einer Brückenanlage werden sollen, deren Pläne aber nie verwirklicht wurden. Das Komitee für Errichtung eines Bismarckdenkmals, das eigens im Jahre 1899 gegründet worden war, hatte ursprünglich Wilhelm Kreis zur Errichtung eines Bismarckturms beauftragt, ihm allerdings den Auftrag im Jahre 1907 wegen zu hoher Kosten wieder entzogen. Jede Stadt wollte in Größe und Ausstattung des Kanzlerdenkmals das in anderen Städten übertreffen. Eine "vorläufige" Enthüllung fand, wegen des Enthusiasmus der Bevölkerung über den Kriegsausbruch, bereits im August 1914 statt. Es symbolisiert in gewisser Weise die"vollendete "Integration der bürgerlichen Nation in den obrigkeitsstaatlichen Machtstaat", denn die politische Mentalität des Bürgertums kam anhand von Standort und Bildprogramm der Denkmäler des 19.Jh., v.a. des Kaiserreichs, und anhand der nationalen Rhetorik der Spendenaufrufe für diese Denkmäler und Ansprachen dazu deutlich zum Ausdruck.
  • Kriegerdenkmal Köpfleinsberg: Demonstration des Wandels deutschen Nationalbewusstseins: Stolz auf Siege im kolonialen Zeitalter, Umwidmung zu Gefallenendenkmal, Veränderung des Bewusstseins hin zu internationaler Verantwortung – Bekenntnis zu Menschenrechten. Erschließung der Figur der „Victoria“ - Rückverweis auf römischen Brauch der Siegessäule. Erschließung der Tatsache, dass Nationalbewusstsein Moden unterworfen ist. Die Grundsteinlegung für das Ehrenmal erfolgte am 2. September 1875, die Enthüllung fand am 24. September 1876 statt. Ursprünglich sollte die Siegessäule in größerer und aufwändigerer Ausstattung am Jakobsplatz aufgestellt werden, geringere finanzielle Mittel führten dann zu einer verkleinerten Variante und dem neuen Standortort am Köpfleinsberg. Entworfen hat das Denkmal Friedrich Wanderer. Die Bronzefigur Viktoria beruht auf einem Entwurf von Johann Rößner, der Guss stammt aus der Kunstgießerei Lenz. Das Denkmal besitzt einen quadratischen Steinunterbau, der als Estrade gestaltet ist. Darauf befindet sich ein hoher Inschriftensockel, an dessen vier Seiten Bronzetafeln angebracht sind, auf denen die Namen der Nürnberger Gefallenen des Krieges 1870/1871 geschrieben stehen. Dieser Unterbau trägt eine schlanke korinthische Säule aus rötlichem Marmor. Auf dieser schwebt tänzelnd die Bronzefigur Viktoria mit Lorbeer und Kaiserkrone. Seit Errichtung des Kriegerdenkmals wurden den Bronzetafeln mit Namen der Gefallenenen des Krieges 1870/71 weitere Gedenktafeln hinzugefügt. So findet sich dort eine Erinnerungstafel an den Boxeraufstand in China 1901, eine andere berichtet vom Kolonialkrieg zwischen 1904 und 1906 in Deutsch-Südwestafrika. Im Jahr 1998 wurde eine weitere Tafel angebracht, welche den Sinn von Kriegen insgesamt plakativ in Frage stellt und damit dem Denkmal als Siegessäule auch den Aspekt eines Mahnmals verleiht.

Lehrplan Geschichte nach Jahrgangsstufen

Im folgenden die Links zu den jeweiligen Lehrplänen:

Definitionen grundlegender Daten und Begriffe

Hier finden Sie die grundlegenden Daten und Begriffe im Fach Geschichte:

Vertretungsplan

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