Die Geschichte des AEG-Geländes bis zur Entwicklung der Kulturwerkstatt Auf AEG

Wo einst Maschinen vom Band liefen, eröffnete im November 2016 mit der „Kulturwerkstatt Auf AEG“ eine kulturelle Einrichtung, die ein weiterer Baustein bei der Wiederbelebung des ehemaligen Industriegebietes ist.



Aufstrebende Industrie Anfang des 20. Jahrhunderts

Anfang des 20 Jahrhunderts war das Gelände neben der Fürther Straße ein betriebsames Produktionsareal. Ab 1914 produzierten die „Bing Werke" hier Blechspielzeug und ab 1917 Haushaltsgeräte. Aus der Elektroabteilung von Bing wurde eine selbstständige Tochtergesellschaft, die sich zum Marktführer für Elektrogeräte in Deutschland entwickelte. „Elektro Bing“ fusionierte 1921/22 mit der in Berlin gegründeten „Allgemeinen Elektrizitäts Gesellschaft AEG“ zur „Elektrobeheizungs GmbH“ mit Sitz in Nürnberg. Man begann ab 1922 mit dem Abbruch der meisten Gebäude.

1950 wurde die erste AEG-Haushalts-Waschmaschine produziert. Nach den Kriegsjahren arbeiteten 1.660 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Firma. Der Verkauf von elektrischen Haushaltsgeräten wuchs rasant. 1954 sind die Gebäude an der Fürther Straße errichtet worden.

1955 wurden von Nürnberg aus 255.000 Waschmaschinen verkauft – zehn Mal so viele als drei Jahre zuvor. AEG beschäftigte 1955 in Nürnberg bereits 3.675 Mitarbeitende.


In den 1970er Jahren begann der Niedergang

AEG hatte 1978 in Nürnberg noch 5.303 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, geriet mit den weltweit 178.000 Beschäftigten aber in die Krise. Es folgten Neuorganisationen und Umgruppierungen des Konzerns. Die schwedische Firma Electrolux übernahm „AEG Hausgeräte“ im Jahr 1994.

2005 fiel trotz vieler Bemühungen der Stadt Nürnberg und etlicher Streiks der Belegschaft die Entscheidung: das Werk in Nürnberg wird geschlossen, die Produktion nach Polen verlegt. Noch bis 2007 liefen die Waschmaschinen von Electrolux über das Band. Am 16. März 2007 wurde das Werk geschlossen.

2009 schloss auf der anderen Seite der Fürther Straße die Firma Quelle, weitere elf Hektar standen leer. Die Stadt Nürnberg stand und steht damit vor großen Herausforderungen für die Stadtentwicklung in Nürnbergs Westen.


Vom Brachland zum schicken Quartier

2007 übernahm MIB das alte AEG-Areal und begann mit der Revitalisierung. Ziel war es, ein breites Spektrum an Nutzungsmöglichkeiten anzusiedeln: von der Produktion über Büros, Handel, Ausstellungsräume, Gastronomie bis hin zu Kultur und Kunst. MIB setzt auf Kunst und Kultur als Entwicklungsbausteine, um Standorte wieder attraktiv zu machen, zum Beispiel bei der ehemaligen Leipziger Baumwollspinnerei, heute ein Zentrum für Kulturschaffende.

Im Juli 2008 entschied sich Electrolux für den Verbleib ihrer Deutschlandzentrale und zog als erster neuer Mieter ein, viele andere folgten. Im Sommer 2010 war über die Hälfte der Flächen vermietet. Die Veranstaltungsreihe „OFFEN Auf AEG“ – eine große Kunstschau mit der Möglichkeit, die ansässigen Kunstateliers und die meisten Betriebsansiedelungen zu begehen – wurde im selben Jahr etabliert.

Die Stadt Nürnberg kaufte von MIB im Jahr 2011 eine ehemalige Produktionshalle entlang der Muggenhofer Straße, um mit dem Umbau des Gebäudes zur „Kulturwerkstatt Auf AEG“ einen Beitrag zur Attraktivität des Standortes zu leisten.


Eröffnung der „Kulturwerkstatt Auf AEG“ im November 2016

Die Kulturwerkstatt Auf AEG eröffnete am 12./13. November 2016 mit einem bunten Programm. Kinder stapelten Bauklötze in den Himmel oder eroberten die Werkstatt des KinderKunstRaum. Bulgarischer Kreistanz lud zum Mitmachen ein ebenso wie viele Workshop-Angebote der Akademie für Schultheater und performative Bildung.

Hingucker waren natürlich die Flamenco-Aufführungen des Centro Español. Für die Ohren gab es viele Konzerte der Musikschule und Balkan Beats am Samstag-Abend. Die Geschichtswerkstatt gab Einblick in die bewegte Geschichte des AEG-Areals. An die 6.000 Gäste kamen, um das Gebäude, seine Nutzer und das Angebot kennenzulernen.


Bildergalerie - Eröffnung Kulturwerkstatt 2016


Offizieller Festakt zur Eröffnung der „Kulturwerkstatt Auf AEG“

Am Freitag, 25. November 2016, fand der Festakt zur Bauübergabe an das Amt für Kultur und Freizeit statt. Dabei diskutierten der Bayerische Staatsminister des Inneren für Bau und Verkehr, Joachim Herrmann, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly und Planungs- und Baureferent Daniel F. Ulrich über die Ziele und Rolle der Stadterneuerung im Nürnberger Westen.

In einer zweiten Gesprächsrunde mit Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner, Dr. Matthias Everding von der Zukunftsstiftung der Sparkasse Nürnberg und Prof. Dr. Eckart Liebau, Unesco-Lehrstuhl für Kulturelle Bildung, war die Bedeutung der Kultur im Nürnberger Westen Thema.

Als Vertreterin der spanischen Botschaft sprach Carmen Álvarez-Cienfuegos Rico ein Grußwort. Anschließend stellten sich die Nutzer der Kulturwerkstatt Auf AEG mit einem unterhaltsamen Programm vor. Begleitet wurde das Programm vom Perkussionsensemble der Musikschule Nürnberg.


Das Gebäude der Kulturwerkstatt Auf AEG

Aus einer ehemaligen Produktionshalle entstand nach zwei Jahren Umbau und Sanierung die „Kulturwerkstatt Auf AEG“


Das Erscheinungsbild der „Kulturwerkstatt Auf AEG“

Der Bau in der Fürther Straße 244d orientiert sich äußerlich am Gesamt-Ensemble des früheren AEG-Geländes. Hülle und Stahltragwerk des ursprünglichen zweigeschossigen Gebäudes aus den Baujahren 1887 und 1936 blieben erhalten. Der neue Haupteingang mit Windfang und der Treppenturm mit seiner Cortenstahlverkleidung im Innenhof setzen ein markantes Erkennungszeichen. Die Haupterschließung im Hof orientiert sich zum revitalisierten AEG-Gelände hin.

Im Inneren entstanden über 50 Räume auf drei Ebenen in Massivbauweise. Unterschiedliche Raumhöhen von 2,5 bis 12,5 Metern lassen ein interessantes Raumgefüge entstehen. Der Baukörper wird strukturiert durch ein Haupt- und ein Nebenfoyer. Der große Saal und die Gastronomie mit dem Foyer bilden das Zentrum. Vier Treppenhäuser und ein Aufzug erschließen das Gebäude.


Energetische Sanierungsmaßnahmen

Obwohl es sich um eine Bestandssanierung handelt, ist die Gebäudehülle effizient, besser als der Neubaustandard gedämmt. Die Fenster bestehen aus einer Dreischeibenverglasung mit außenliegendem Sonnenschutz. Im Saal sorgt eine Lüftungsanlage für frische Luft mit Wärmerückgewinnung und im Sommer für moderate Kühlung. Die „Kulturwerkstatt Auf AEG“ ist an die Nürnberger Fernwärmeversorgung angeschlossen. Sie unterschreitet mit ihrem Jahres-Primärenergiebedarf die Neubauanforderungen nach der Energieeinsparverordnung 2009 um 40 Prozent.

Eine Photovoltaikanlage mit rund 80 Quadratmetern Kollektorfläche bringt etwa 12.000 Kilowattstunden pro Jahr ein. Dies entspricht ungefähr dem Verbrauch von drei Vierpersonenhaushalten. Mit einer Pufferung über eine Batterieanlage soll der Strom im Haus selbst genutzt werden. Die Beleuchtung erfolgt energiesparend über Leuchtstofflampen und LEDs.

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